Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)
unternehmen konnte.
E ines Abends Mitte März, als die erste Andeutung von Frühling in der Luft zu spüren war, ging Luke mit Sophia in eine Bar, in der eine beliebte Countrymusic-Band auftrat. Er beobachtete, wie sie mit dem Fuß im Takt wippte.
»Wenn du so weitermachst«, sagte er und deutete mit dem Kopf auf ihr Bein, »komme ich noch auf die Idee, dass dir die Musik gefällt.«
»Sie gefällt mir ja auch.«
Er lächelte. »Du kennst den Witz, oder? Was passiert, wenn man Countrymusic rückwärts abspielt?«
Sie nahm einen Schluck Bier. »Nein, ich glaube nicht.«
»Du kriegst deine Frau zurück, du kriegst deinen Hund zurück, du kriegst dein Auto zurück ...«
Sie grinste. »Lustig.«
»Du hast nicht gelacht.«
»So lustig nun auch wieder nicht.«
Jetzt musste er lachen. »Ist zwischen dir und Marcia wieder alles in Ordnung?«
Sophia klemmte sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Am Anfang war es ein bisschen komisch, aber jetzt ist es fast wie früher.«
»Ist sie immer noch mit Brian zusammen?«
Sophia schnaubte. »Nein, das war vorbei, als sie erfahren hat, dass er sie betrügt.«
»Wann war das denn?«
»Vor zwei Wochen? Ist vielleicht auch schon ein bisschen länger her.«
»War sie traurig?«
»Nicht besonders. Zu dem Zeitpunkt hatte sie bereits einen anderen. Er ist ein Jahr jünger, deshalb wird es wohl nicht lange halten.«
Luke zupfte am Etikett seiner Bierflasche. »Sie ist eine interessante Frau.«
»Sie hat ein gutes Herz«, sagte Sophia bestimmt.
»Und du bist nicht sauer auf sie?«
»War ich. Aber ich bin drüber weg.«
»Wirklich?«
»Sie hat einen Fehler gemacht. Aber sie wollte mir nicht wehtun, und sie hat sich eine Million Mal entschuldigt. Und sie war da, als ich sie brauchte. Also ja, ich bin wirklich drüber weg.«
»Glaubst du, dass ihr in Verbindung bleibt? Nach dem College?«
»Natürlich. Sie ist immer noch meine beste Freundin. Und du solltest sie auch mögen.«
»Warum?« Er zog eine Augenbraue hoch.
»Weil ich dich ohne sie nie getroffen hätte«, sagte Sophia schlicht.
E in paar Tage später begleitete Luke seine Mutter zur Bank. Sie hatten sich doch noch einmal einen neuen Geschäftsplan überlegt, der es ihnen ermöglichen würde, die Ranch zu behalten. Er sah den Verkauf der Hälfte des Grundstücks vor, einschließlich der Tannenbaumpflanzung, des Kürbisfeldes und einer der Weiden, vorausgesetzt, es fände sich ein Käufer. Die Herde würde um ein Drittel verkleinert. Lindas Berechnungen zufolge wären sie dann in der Lage, die dadurch gesunkenen Kreditraten zu bezahlen.
Drei Tage später lehnte die Bank den Antrag offiziell ab.
A m letzten Freitag des Monats tauchte Sophia am Abend sichtlich unglücklich mit roten Augen und hängenden Schultern auf der Ranch auf. Luke nahm sie in die Arme.
Sie schniefte, und ihre Stimme bebte beim Sprechen.
»Ich konnte einfach nicht mehr warten«, sagte sie. »Also habe ich beim Denver Art Museum angerufen und gefragt, ob sie schon Gelegenheit hatten, meine Bewerbung zu prüfen. Sie haben gesagt, ja, und der Praktikumsplatz sei schon vergeben. Und das Gleiche beim Mo MA .«
»Das tut mir leid.« Er wiegte sie hin und her. »Ich weiß, wie sehr du auf eine der beiden Stellen gehofft hattest.«
Nach einer Weile löste sich Sophia von ihm.
»Was mache ich denn jetzt?«, fragte sie bedrückt. »Ich will nicht zu meinen Eltern zurück. Ich will nicht wieder im Laden arbeiten.«
Er stand kurz davor, ihr zu sagen, sie könne bei ihm wohnen, so lange sie wolle, da fiel ihm plötzlich ein, dass das ja auch nicht möglich war.
A nfang April sah Luke seine Mutter drei Männer über das Gelände führen. Einen von ihnen erkannte er als einen Rancher aus der Nähe von Durham. Sie hatten sich ein oder zwei Mal bei Rinderauktionen unterhalten. Aber selbst aus der Entfernung wurde offensichtlich, dass seine Mutter nicht viel für ihn übrighatte. Ob es persönliche Abneigung war oder der bevorstehende Verlust der Ranch an sich, konnte Luke nicht einschätzen. Die beiden anderen, vermutete er, waren entweder Verwandte oder Geschäft spartner.
Beim Essen an diesem Abend verlor seine Mutter kein Wort darüber. Und Luke fragte nicht.
O bwohl Luke nur drei der bisher sieben Rodeos geritten war, hatte er genug Punkte gesammelt, um zum Stichtag noch den fünften Platz zu belegen – genug, um sich für die große Tour zu qualifizieren. Am darauffolgenden Wochenende fand in Chicago ein Wettkampf statt, dessen Preisgeld
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