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Kein Pfund zu viel!

Kein Pfund zu viel!

Titel: Kein Pfund zu viel! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: France Carol
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im Bistro vor seiner Nase herum.
    Entschlossen schoss er vom Stuhl hoch, musste sich jedoch erst einmal an der Kante des Schreibtisches festhalten. Der Wodka war ihm in den Kopf gestiegen und liess ihn wanken. Nachdem sich der leichte Schwindel gelegt hatte, verliess er mit ausholenden Schritten das Büro und ging geradewegs zu Lukas.
    „Gib mir deinen Wohnungsschlüssel“, fuhr er seinen Mitarbeiter unwirsch an.
    „Was?“, fragte Lukas verwirrt, blickte aber an ihm vorbei zu Vladek, der ihm offenbar gefolgt war.
    „Ich will deinen Wohnungsschlüssel“, knurr te Tarek wütend.
    „Wieso sollte ich dir den geben?“
    „Weil du seit Tagen Federico Asyl bietest, mir jedoch nichts davon gesagt hast und ich jetzt endlich mit ihm sprechen will.“
    „Ich glaube nicht, dass Federico dir noch irgendetwas zu sagen hat“, erwiderte Lukas abschätzend, sah aber immer noch zu Vladek hin, was Tarek noch mehr verärgerte.
    Gerade , als er zu einer weiteren Forderung ansetzen wollte, sah er aus dem Augenwinkel, wie Vladek Lukas mit einem Nicken signalisierte, dass er Tareks Bitte – wenn man es denn so nennen wollte – nachkommen sollte. Seufzend griff er in die Hosentasche und holte einen Schlüsselbund heraus, den er Tarek in die ausgestreckte Hand legte.
    „Wenn du ihm aber nochmals weh tust, dann kriegst du es mit mir zu tun, verstanden?“
    Obwohl es etwas Komisches an sich hatte, dass der knapp einen Kopf kleinere Mann ihm drohte, war Tarek im Moment alles andere als zum Lachen. Jetzt galt es erst einmal genau zu überlegen, wie er vorgehen wollte, denn jedes Wort und jede Tat entschied darüber, wie Federico auf ihn reagieren würde.
    ***
    Antriebslos lag Federico auf dem Sofa und starrte auf den Bildschirm des Fernsehers, ohne jedoch wirklich etwas zu registrieren. Seit Tagen war das Sofa sein neues Domizil, das er kaum verliess, höchstens für eine Dusche, die er nur Lukas zuliebe nahm, um diesem seine ungewaschene Anwesenheit nicht zuzumuten.
    Mittlerweile hatte er auch keine Tränen mehr, es schien beinahe so, als ob mit den letzten auch sein Lebensmut davon geschwommen war. Natürlich wusste er, dass er hier nichts anderes machte, als sich in Selbstmitleid zu suhlen, aber er war machtlos dagegen. Der Schmerz sass so verdammt tief, dass er ihm immer wieder den Atem raubte.
    Die Ursache des Schmerzes waren nicht die Worte von Andri, denn der Umstand seines Aussehens war ihm schon seit Jahren klar, sondern die Tatsache, dass es keine Zukunft mit Tarek gab. Obwohl er sich dessen bewusst gewesen war – zumindest glaubte er das, obwohl er zwischenzeitlich erkannt hatte, dass er offenbar ein Meister der Selbsttäuschung war – hatte der Russe ihm das Herz gebrochen. Natürlich nicht vorsätzlich, auch das wusste Federico mittlerweile, aber deshalb war der Schmerz nicht minder vorhanden.
    Federico war doch tatsächlich der Meinung gewesen, alles unter Kontrolle zu haben, und hatte dabei einfach nicht gemerkt, dass es für ihn gar nicht um Sex , sondern um Liebe ging. Liebe, die er nämlich – und auch das war ihm jetzt klar geworden – schon seit Jahren für Tarek empfand, die er sich jedoch nie eingestanden hatte, weil er sich seiner Unzulänglichkeit nur allzu bewusst gewesen war.
    Was waren Lukas tröstende Worte nochmal gewesen? Ach ja: Lieber eine unglückliche Liebe, als diese nie kennengerlern t zu haben! Mein Gott, hörte sich das philosophisch an, aber es half Federico rein gar nichts in seinem Schmerz.
     
    Hinter sich hörte er, wie der Schlüssel in der Wohnungstür ging, was ihn für einen Moment von den Grübeleien zurückholte. Offenbar kam Lukas heute früher zurück. Er hatte in seinem Arbeitskollegen einen wirklichen Freund gefunden und war froh, dass dieser ihm angeboten hatte, in seiner kleinen Wohnung das Sofa zu belagern. Federico wusste aber, dass es Zeit wurde, sich etwas anderes zu suchen. Da er weder in die WG noch zu seinen Eltern zurückwollte, überlegte er sich ernsthaft in eine andere Stadt zu ziehen, um dort einen Neustart zu beginnen.
    „Hal lo Federico“, wurde er begrüsst, doch es handelte sich eindeutig nicht um Lukas‘ Stimme, sondern um Tareks.
    Erschrocken fuhr er herum und starrte den Russen an, der ihn kritisch musterte und nicht gerade erfreut darüber zu sein schien, was er sah. Instinktiv ging Federicos Hand zu seinem T-Shirt, um zu kontrollieren, ob es alles verdeckte, was nicht für andere Leute Augen war.
    „Wie bist du hier reingekommen?“, fragte er und

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