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Kein Schatten ohne Licht

Kein Schatten ohne Licht

Titel: Kein Schatten ohne Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Guenter
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tötet, wenn ich mich ausliefere. Es wäre Selbstmord, wenn ich dahin gehen würde! Aber hierbleiben kann ich auch nicht! Ich würde mich hassen, wenn ich wüsste, dass jede verdammte Stunde ein Mensch sterben muss, nur weil ich zu feige bin. Ehrlich, Timon. Ich kann nichts machen und doch muss ich es tun! Wenn wir wenigstens einen Plan hätten, irgendeine Möglichkeit, um zu verhindern, dass Diana Unschuldige tötet, ich würde es ohne zu zögern tun! Aber es gibt nur einen, der in der Lage ist, sich einen solchen Plan auszudenken, nur einen, der Diana gut genug kennt und der gleichzeitig vernünftig und klug genug ist, um sich nicht von seinen Gefühlen steuern zu lassen.“
    Timon schien keine Ahnung zu haben, von wem sie sprach. Auf Fredericks Gesicht hingegen breitete sich vollkommene Ungläubigkeit aus. „Niemand weiß, wo er steckt, Melica. Und selbst wenn... er würde uns niemals helfen.“
    „ Doch, das würde er“, widersprach Melica überzeugt. „Du kennst ihn nicht, Frederick. Niemand von euch kennt ihn. Er würde uns mit Sicherheit helfen.“
    „ Von wem sprecht ihr denn?“, warf Timon fragend ein.
    Und obwohl Melica vor wenigen Minuten noch geschworen hätte, dass dies niemals wieder geschehen würde, breitete sich ein kleines, kaum wahrnehmbares Lächeln auf ihren Lippen aus. Sie konnte einfach nicht anders. „Wir sprechen von Zane.“
    „ Zane? Zane Sarcone?“ Timons Mund klappte auf. „Warum sollte der dir denn helfen wollen?“
    „ Er liebt mich.“
    So wie es aussah war Timon diese kleine, nicht unbedeutende Tatsache nicht bekannt gewesen. Er starrte sie an, als wäre sie verrückt geworden. Dabei klappte er seinen Mund immer wieder auf und zu, sodass er aussah wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    „ Doch Frederick hat schon recht“, fuhr Melica fort und spürte, wie ihr Lächeln wieder davonglitt. „Ich weiß nicht, wie ich ihn erreichen könnte.“
    Ein schwerer Gongschlag durchbrach das angespannte Schweigen in der Bibliothek. Schien, als wäre es wieder einmal Zeit fürs Abendessen. Und dann, mit einem Mal, erkannte Melica etwas. Zum ersten Mal in ihrem Leben war das dumpfe Dröhnen des Gongs etwas anderes als ein Ritual, von dem sie kein Teil sein wollte. Heute, an diesem Tag, an ihrem vielleicht letzten Tag, verstand Melica zum ersten Mal, warum Gregor das gemeinsame Abendessen noch immer eisern beibehielt. Es zeigte ihr, dass sie nicht alleine war. Denn wo auch immer ihre Freunde auch waren, sobald der Gong schlug, kamen sie alle zusammen.
    Melica erhob sich von ihrem Stuhl, ging wie ferngesteuert aus der Tür und in Richtung Speisesaal davon. Es mochte sein, dass sie keine Ahnung hatte, was sie tun sollte. Aber zumindest eines wusste sie mit Sicherheit. Hinter der Tür des Saals befanden sich Dämonen, denen Melicas Schicksal nicht egal war, denen sie etwas bedeutete und die ihr helfen würden, koste es, was es wolle.
    Frederick hatte gesagt, er hätte Isak nicht finden können, doch er würde zum Abendessen erscheinen, da war sie sich sicher. Vielleicht konnte er ihr ja helfen! Unwillkürlich beschleunigte Melica ihren Gang, konnte es mit einem Mal kaum erwarten, endlich zum Saal zu gelangen. Woher hätte sie auch wissen sollen, dass ihre Freunde nicht die Einzigen waren, die dort auf sie warteten?

~*~
    Als Melica die Tür zum Speisesaal aufzog, stolperte sie direkt in ihren schlimmsten und abscheulichsten Alptraum. Das klang vielleicht melodramatisch, ja, aber es war dennoch die grausame Wahrheit. Sie war verloren.
    „ Mel!“ Das Schluchzen war schrecklich, umso mehr, weil Melica absolut keine Zeit hatte, sich darauf einzustellen.
    „ Paula“, flüsterte sie mit bebenden Lippen, während sie die Arme ausstreckte und den kleinen Körper auffing. Ihr Gesicht verzerrte sich zu einer Maske, sie wusste nicht, ob sie lachte oder weinte, sie wusste nur, dass sie absolut schrecklich aussehen musste. Selten war ihr etwas gleichgültiger. Alles, was zählte, alles, worauf sie sich konzentrieren konnte, war dieser kleine Mensch in ihren Armen. Ihre Welt. Etwas, wofür es sich zu leben lohnte.
    „ Verfluchter-“, im letzten Moment brach sie ab, stellte Paula vorsichtig zurück auf den Boden und stolperte dann auf den Mann zu, der auf der Empore nur wenige Meter neben ihr stand. „Ich hasse Sie!“, fauchte sie dann erstickt und rammte ihre linke Faust mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, in Gregors Magen. „Wie konnten Sie mir das antun, Sie verdammter...“ Ihr fehlten die

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