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Kein Schatten ohne Licht

Kein Schatten ohne Licht

Titel: Kein Schatten ohne Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Guenter
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beruhigend über ihre Haut wie seine Hände es taten. „Ist schon gut.“
    Sie glaubte ihm nicht. Wie denn auch? Ihre Welt lag in Scherben. Sie trug schuld daran, dass der mächtigste Dämon, der je über die Erde gewandelt war, den Weg zurück auf die Welt gefunden hatte. Wegen ihr waren über 70 Menschen in einer Synagoge irgendwo auf diesem Planeten eingeschlossen und bangten um ihr Leben. Und nur, weil es sie gab, mussten ihre Schwestern und ihre Mutter ihr Zuhause verlassen und in einem kalten, unkomfortablen Höhlensystem tief unter dem Boden Zuflucht suchen. Nichts war mehr so, wie es sein sollte, alles war zerstört.
    Melica hatte keine Ahnung, wie lange sie dort saßen, Schulter an Schulter, Arm in Arm, aber es tat ihr unvorstellbar gut. Doch natürlich währte dieser Zustand nicht lange.
    „ Melica?“ Als Melica den Kopf hob, sah sie Gregor direkt vor sich stehen. Er blickte ernst auf sie herab. „Frederick hat mich darüber informiert, was Sie so aus der Bahn geworfen hat. Darf ich Sie bitten, mich in mein Büro zu begleiten?“
    Melica erwiderte seinen Blick ruhig, während unendliche Dankbarkeit sie durchströmte. Es gab keine Worte auf dieser Welt, die ausdrücken könnten, wie erleichtert sie sich in diesem Augenblick fühlte. „Ihr helft mir... I-ich bin nicht allein“, hauchte sie stockend, schluckte den Kloß in ihrer Kehle herunter.
    „ Das wirst du auch niemals sein. Das verspreche ich“, antwortete Isak ernst.

~*~
    Warum Gregor unbedingt ein eigenes Büro im Antrum brauchte, hatte Melica noch nie verstanden. Auch nach den gut fünf Monaten, in denen sie schon hier lebte, war ihr Unverständnis geblieben.
    Und noch etwas anderes hatte sich in der langen Zeit stur geweigert, sich zu ändern: Melica war es noch immer höchst unangenehm, angestarrt zu werden. Weshalb sie auch ihre Schultern hob, den Kopf einzog und verbissen auf ihre Füße starrte, während Gregor in einem sachlichen Tonfall erklärte, was geschehen war. Es reichte schon, dass sie wusste, dass die anderen sie anstarrten, da brauchte sie die schockierten und vorwurfsvollen Blicke gar nicht erst zu sehen.
    „ Ich wusste schon immer, dass du dich irgendwann einmal in so etwas hineinreiten würdest“, gab ihre Mutter bekannt, nachdem Gregor seine Erklärung beendet hatte. „So etwas passiert einfach, wenn man so dumm ist, klar Position zu beziehen. Du hättest dich raushalten sollen. Neutralen Personen tut niemand etwas.“
    Hatte Melica eigentlich schon einmal erwähnt, wie sehr sie ihre Mutter vergötterte? Nein? Nun, das könnte daran liegen, dass sie es nicht tat. Ganz und gar nicht.
    „ Wie ungeheuer feinfühlig von dir, Jane“, erwiderte Isak und seufzte leise. „Jetzt verstehe ich auch endlich, warum Melica vorhin so durch den Wind gewesen ist.“
    Ein kurzes Schweigen erfüllte die Luft, dann fragte Yvonne mit ruhiger Stimme: „Und was nun?“
    „ So wie ich es sehe, haben wir nur eine Möglichkeit“, antwortete Renate langsam. „Wir müssen nach Tunesien und unser Bestes tun, um Diana aufzuhalten. Das sind wir den Gefangenen schuldig.“
    „ Da irrst du dich, meine Liebe. Wir schulden diesen Menschen nicht das Geringste“, entgegnete Gregor entschieden. „Wenn wir uns in dem Bestreben, die Geiseln zu retten, dorthin begeben und offen gegen Diana antreten, werden wir Verluste zu beklagen haben. Dieses wäre sowohl bedauerlich als auch alles andere als erstrebenswert. Zumal wir nichts zu gewinnen haben.“
    „ Du meinst wohl, nichts zu gewinnen außer unzähligen Menschenleben?“, erinnerte Isak ihn scharf.
    „ Wir sind Dämonen, mein Junge. Wir töten Menschen. Warum sollten wir für sie unsere Leben riskieren?“
    Melica mochte in dem Moment vielleicht nicht ganz so aufmerksam sein wie sonst, doch sogar sie spürte deutlich, dass sich die Stimmung im Raum merklich veränderte. Es wurde kühler um sie herum, irgendwie schwerer. Und Melica würde lügen, wenn sie behaupten müsste, dass diese wenigen Sekunden nicht einen der erinnerungswürdigsten Augenblicke ihres gesamten Lebens darstellten. Noch nie zuvor hatte sie eine dermaßen feindselige Stimmung im Antrum vernommen. Nun, zumindest keine, die sich gegen einen Schattenkrieger richtete. Dass dieser Schattenkrieger ausgerechnet Gregor war, schockierte sie sogar regelrecht.
    „ Es überrascht mich nicht, dass wir ausgerechnet in diesem Punkt komplett unterschiedlicher Meinung sind“, sagte Isak sachlich. „Der Zirkel wird abstimmen, was zu tun ist.

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