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Kein Schatten ohne Licht

Kein Schatten ohne Licht

Titel: Kein Schatten ohne Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Guenter
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Damit bist du doch einverstanden, oder, Gregor?“
    „ Natürlich, mein Freund“, erwiderte Gregor und niemand, der nicht wirklich ganz genau darauf achtete, würde bemerken, dass seine Worte von einem leisen Zähneknirschen untermalt wurden. Pech für Gregor, dass zumindest Melica ganz genau darauf achtete.
    Vor lauter Schadenfreude vergaß sie sogar, vollkommen verängstigt auf den Boden vor ihrem Stuhl zu starren und hob den Kopf. Niemand beachtete sie. Sie lehnte sich beinahe entspannt zurück und genoss es aus vollstem Herzen, einmal nicht im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen. Und wären die Umstände nicht so fürchterlich gewesen, hätte sie vielleicht sogar Freude an den anklagenden Blicken gefunden, die jeder in diesem Raum Gregor schenkte. Zumindest jeder außer ihrer Mutter und dass diese eine selbstsüchtig und kalt war, hatte Melica ja schon festgestellt.
    Obschon Gregor allen Anschein nach beinahe zwanghaft den Eindruck erwecken wollte, dass ihm diese Blicke überhaupt nichts ausmachten, konnte Melica seine Hände zittern sehen. Ob vor Wut oder vor Angst, vermochte sie nicht zu sagen, sie wusste nur mit Sicherheit, dass Gregor bei Weitem nicht so ruhig war wie es seine gleichgültige Miene suggerieren sollte.
    „ Nachdem ihr mir ja schon angedeutet habt, was ihr von meiner Einstellung haltet, sehe ich ein, dass sich eine Abstimmung erübrigt“, gab Gregor dann zur Überraschung aller zu, hob seine rechte Hand und betrachtete sie sorgfältig. Dabei erklärte er zögerlich: „Wir sollten eine Truppe mit Freiwilligen zusammenstellen. Mehr als zwanzig Mann sollten wir dabei kaum benötigen, schließlich werden wir nicht die einzigen Helfer am Tatort sein. Tizian? So wie ich dich kenne, wirst du dich wohl nicht davon abbringen lassen, mitzureisen. Ich bitte dich, die anderen Schattenkrieger zu informieren und nach Freiwilligen Ausschau zu halten. Du kennst die Fähigkeiten unserer Kämpfer am besten – bitte achte darauf, dass wirklich nur diejenigen nach Djerba reisen, die eine reelle Chance haben, auch wieder zurückzukommen.“
    Sah ganz so aus, als wäre Gregors natürliche Autorität wieder zurück. Zumindest schien Tizian gar nicht auf die Idee zu kommen, zu widersprechen, sondern verließ so schnell wie seine Füße ihn trugen das Büro.
    „ Bist du dir sicher, dass zwanzig Dämonen reichen, um Diana aufzuhalten?“, fragte Yvonne nach einigen Sekunden des Schweigens. „Diana ist viel zu schlau, um unnötige Risiken einzugehen. Ich glaube nicht, dass sie und Vany die einzigen Dämonen sind, die uns angreifen würden. Mit zwanzig Kämpfern wird es ziemlich knapp.“
    „ Mit fünfzig Schattenkriegern wäre es genauso schwierig.“ Erst in dem Moment, in dem sich die Blicke aller Anwesender auf Melica richteten, erkannte sie, dass sie es gewesen war, die gesprochen hatte. Erschrocken schlug sie sich die Hand vor den Mund. Doch natürlich war es zu spät. So etwas kam davon, wenn man erst sprach und danach anfing, zu denken.
    Von all den Wesen, die sie anstarrten, war es natürlich Gregor, der als Erster sprach. „Was genau meinen Sie damit?“
    Ja. Zugegeben, das war eine ziemlich gute Frage. Melica kannte sogar die Antwort. Sie war sich nur leider sicher, dass niemand sie hören wollte. „Naja. Es ist doch so“, sagte sie. „Im Gegensatz zu uns hat Diana mit Sicherheit einen brillanten Plan. Ob wir nun mit zwanzig Mann dort aufmarschieren oder mit fünfzig – einfach konzeptlos da herumzurennen, bringt uns nicht weiter.“
    Etwas in Gregors Gesicht begann, sich zu verändern. Melica konnte nicht genau sagen, was es war, doch... zweifellos, irgendetwas schien in dem alten Mann vor sich zu gehen. Gregor ließ seinen Arm langsam sinken und faltete nachdenklich die Hände. Plötzlich trat ein schwaches Lächeln auf seine Lippen und er nickte. „Sie haben recht, Melica“, sagte er, bevor er Jaromir einen kurzen Blick schenkte. „Glaubst du, dass es dir möglich sein wird, Zane Sarcone ausfindig zu machen?“
    Wäre Melicas Herz noch lebendig gewesen, wäre es ihr aus dem Brustkorb gesprungen, geradewegs in Richtung Freiheit. Selbst im toten Zustand machte es einen Satz nach vorn. Auf Jaromirs Reaktion achtete sie nicht mehr, stattdessen stierte sie Gregor überrascht an.
    Dessen Lächeln bekam etwas unleugbar Spöttisches. „Entgegen der landläufigen Meinung sind mir persönliche Abneigungen nicht so wichtig wie das Fortbestehen unserer Gemeinschaft. Ich verstehe Ihren Punkt und ich

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