Kein Schwein bringt mich um
Auftritt?«
»Verdächtigen Sie etwa mich? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein. Ich verehre Luna und ihre Musik. Wieso sollte ich ihr etwas antun?«
»Beantworten Sie bitte meine Frage«, sagte ich stur.
»Sind Sie noch ganz dicht?«, schnauzte er mich an und spuckte den Kaugummi auf den Boden. »Ich muss überhaupt nichts sagen. Ein Konzertbesuch ist schlieÃlich kein Verbrechen.«
»Stellen Sie sich doch nicht dümmer an, als Sie sind. Ich weiÃ, dass Sie Luna Liebesbriefe schreiben. Ich weiÃ, dass Sie Ihre Familie sofort für Frau Mancini verlassen würden. Ich weiÃ, dass der Ton in den Schreiben ruppiger geworden ist, weil Sie nicht die erhoffte Antwort erhalten haben.«
»Nicht so laut«, zischte er, »meine Frau darf das nicht hören. Glauben Sie mir: Die ganze Angelegenheit war nur ein kurzer Aussetzer. Die Hormone oder was weià ich. Ich liebe meine Familie.«
»Bullshit. Wenn dem so wäre, würden Sie nicht weiterhin ihre Konzerte besuchen.«
»Ich wollte gestern mit ihr Schluss machen«, log er hilflos. »Leider bin ich durch den Unfall nicht mehr dazu gekommen.«
»Wie kann man mit jemandem Schluss machen, mit dem man gar nichts hatte?«
Bredenbachs Gesichtszüge bekamen etwas Träumerisches: »Sie hat mich immer von der Bühne aus angelächelt. Das war ein eindeutiges Zeichen, dass da was geht. Doch mittlerweile ist mir klar geworden, dass eine Beziehung mit ihr meine Existenz zerstören würde. Meine Frau hält die Mehrheit am Unternehmen. Eine Scheidung würde mein finanzielles Aus bedeuten.«
»Luna hat anonyme Briefe erhalten, in denen sie aufs Ãbelste beleidigt worden ist. Das würde zu Ihnen als enttäuschtem Möchtegernliebhaber passen.«
»Meine Briefe habe ich alle unterschrieben, ich bin doch keine anonyme Dreckschleuder. Okay, ich gebe zu, dass die letzten nicht sehr freundlich waren, aber schlieÃlich hat sie mich wer weià wie lange hingehalten.«
Auch wenn ich ihn nicht leiden konnte, tendierte ich dazu, ihm zu glauben.
Just als ich meine Zigarette mit dem Absatz zermalmte und mich verabschieden wollte, trat Regina vor die Bürotür und schaute misstrauisch zu uns herüber.
»Ihr zwei kommt klar? Vielleicht doch einen Kaffee, Herr Nannen?«
»Alles bestens«, versicherte ihr Gatte. »Herr Nanninowski wollte eh gerade gehen.«
Als seine bessere Hälfte wieder im Haus verschwunden war, flüsterte Bredenbach mir zu: »AuÃerdem gibt es genug andere Leute, die Animositäten gegenüber Luna hegen.«
»Aha.«
»Na, die SüÃe hat doch Männer wie Unterwäsche zerschlissen. Erst schöne Augen machen, dann abzocken und tschüssikowski. Davon hat sie Ihnen bestimmt nichts erzählt, richtig? Wie Sie sich vielleicht denken können, habe ich mich ausführlich mit Lunas Biografie beschäftigt. Spontan fallen mir dieser Prollsänger Christian Kramszik, dann Georg Deitert und ein gewisser Herr Menke ein. Alles Exgatten. Aber obwohl alle drei Ehen geschieden wurden, tauchen diese Typen immer noch bei ihren Konzerten auf.«
Triumphierend verschränkte er die Arme vor der Brust und blickte mir zum ersten Mal direkt in die Augen.
»Und warum sollte einer der Herren sie umbringen wollen?« Ich blieb gelassen, obwohl ich mich wie ein Kind über diese Info freute.
»Was weià ich? Fragen Sie Luna. Auch Engel haben das eine oder andere schmutzige Geheimnis. Jetzt zu meinem Alibi: Direkt vor dem Konzert habe ich Erbsensuppe an die Dülmener Polizei geliefert. Ein gewisser Herr Reichert hat den Empfang quittiert.«
Hörte sich nach einem guten Alibi an. Ich nickte wohlwollend und notierte mir die Namen von Mancinis Exmännern auf einem Stück Karton.
»Ich behalte Sie im Auge, Sportsfreund«, bekundete ich und verabschiedete mich in Richtung Escort.
Als ich mich in die bequemen Polster des Fahrersitzes fallen lieÃ, dudelte mein Handy »Hey Joe«. Grabowski.
»Bin vor Ort«, meldete er.
»Ja und?«
»Vor dem Haus wimmelt es von Bullen.«
»Was ist passiert?« So etwas wie Nervosität überkam mich.
»Die Trällerliese liegt erschossen im Treppenhaus. Kriege ich trotzdem meine dreihundert Ãcken?«
Dreihundert Ãcken? Eher dreihundert Stockhiebe, weil Gurkennase unterwegs bestimmt an einem Kiosk gehalten hatte, um sich ein Bier zu genehmigen, anstatt
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