Kein Schwein bringt mich um
Vorbestellung, da sofort vergriffen. Schien wohl nicht von ihr loszukommen, der gute Deitert. Mehr war aus dem World Wide Web nicht über Georg herauszufischen, nur noch die Privatadresse, Lindenallee 6 in Coesfeld.
Als ich alles Wichtige notiert hatte, winkte ich Tereza herbei: »HeiÃen Dank für die Kiste, hat mir sehr geholfen. Sag mal eine Zahl zwischen eins und drei.«
»Eins«, kam es wie aus der Pistole geschossen. »Wieso?«
»Ich konnte mich nicht entscheiden, wen ich heute noch befragen soll, also habe ich dich bestimmen lassen. Hast den Nächstgelegenen ausgesucht, vielen Dank.«
Ich zahlte die Zeche und legte ein ordentliches Trinkgeld drauf. Nette Bekannte mit iPads waren mit Geld nicht aufzuwiegen.
Teutonischer Terror
Die LuisenstraÃe, in der Heiner Menke, Lunas erster Ehemann, wohnte, war schnell gefunden. Wenn ich mich recht erinnerte, hatte ich in dieser StraÃe schon mal irgendeinen Zeugen befragt. Stimmt, das war gewesen, als ich für meinen Freund und Anwalt Klaus Lindner einen Arbeitnehmer beschattet hatte, der aus Sicht seines Dienstherrn die unangenehme Eigenschaft gehabt hatte, die Arbeitswochen mit Hilfe von Krankenscheinen zu verkürzen.
Warum ich das erzähle? Um mein groÃes Herz zu zeigen. Der Grund für die reduzierten Arbeitszeiten war nämlich seine kranke Mutter gewesen, die er pflegen musste. Also hatte ich Lindner einen frisierten Bericht übergeben, dass alles in Ordnung wäre.
Nur wenig später hatte sich das Problem von selbst erledigt, weil die Mutter gestorben war und der Beschattete wieder die vollen vierzig Stunden pro Woche schaffen konnte.
Menkes StraÃe war an Nullachtfünfzehn-MäÃigkeit nicht zu übertreffen. Links eine zweigeschossige Häuserzeile in rotbraunem Klinker, rechts in grauem Putz. Menkes Haus war klinkerlos und lag ziemlich genau in der Mitte.
»Tereza hat beim âºEins, zwei oder dreiâ¹-Spielchen leider die falsche Zahl genannt«, dachte ich, als ich zum vierten Mal auf den Klingelknopf neben der Wohnungstür drückte, ohne die gewünschte Reaktion zu erzielen. Da eine Personenbefragung ohne die entsprechende Person wenig Sinn ergab, machte ich auf dem Absatz kehrt.
»Hallo«, vernahm ich eine Stimme in meinem Rücken, als ich die ersten Treppenstufen bergab gemeistert hatte. Menkes Stimme konnte es nicht sein, kombinierte ich messerscharf, es sei denn, er wäre unter die Eunuchen gegangen.
Noch im Umdrehen lieà ich ein »Ja bitte?« los â Zeitverschwendung war noch nie meine präferierte Beschäftigung gewesen â und stiefelte zurück.
»Suchen Sie vielleicht den Herrn Menke?«
Das etwa siebzigjährige weiÃhaarige Mütterlein, das mir nun gegenüberstand, hatte offenbar einen guten Ãberblick über die in ihrem Haus vor sich gehenden Dinge.
»Sie sind ja Hellseherin. Wissen Sie vielleicht, wo ich Heiner finde?« Ich hatte spontan entschieden, mich als Menkes Verwandten auszugeben.
»Wer will das denn wissen? Kommen Sie näher, junger Mann, meine Augen sind nicht mehr die besten.«
»Gestatten, Dieter, ich bin der Neffe des Bruders von der Tochter von der alten Frau Menke, und ich soll Heiner etwas Wichtiges ausrichten.«
»Was soll das sein? Der Neffe des Bruders von der Tochter von der alten Frau Menke?«, grummelte sie und schob die randlose Brille ein Stück nach oben. Aufgepasst, Nannen, die Lady war verdammt fit in der Birne!
»Also, stellen Sie sich vor, Sie wären die alte Frau Menke, okay?«
»Ja.«
»Und sie hat zwei Töchter und zwei Söhne.«
»Wie heiÃen die?«
»Das tut nichts zur Sache.«
»Wenn Sie wissen wollen, wo sich Herr Menke aufhält, schon«, erklärte sie und grinste mich verschmitzt an.
»Peter, Stefan, Karin und Bettina«, wilderte ich Vornamen aus meinem Freundeskreis.
»Sind Zwillinge dabei?«
»Nein.«
»Welchen Schulabschluss hat die ältere Tochter?«
»Abitur.«
»Ist eines der Kinder homosexuell?«
»Drei definitiv nicht, eines hat sich noch nicht festgelegt.«
»Hat die alte Frau Menke etwas mit der Psychosozialen Kontakt- und Beratungsstelle zu schaffen?«
»Hä?«
»Die Anfangsbuchstaben der Vornamen ihrer Kinder sind PSKB , und das ist das Kürzel für die Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle.«
»Wollen Sie mich verscheiÃern?«
»Ja,
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