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Kein Schwein bringt mich um

Kein Schwein bringt mich um

Titel: Kein Schwein bringt mich um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Michael; Springenberg Bresser
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einer geregelten Tätigkeit nachgehen. Und wenn alle Stricke reißen: Auf unserem Hof können wir immer einen Helfer gebrauchen. Was meinst du, Günter?«
    Onkel Günni knurrte nur. Er schien von dieser Idee genauso wenig angetan zu sein wie ich.
    Ich öffnete Karins Umschlag und studierte die Schnipsel: Bürgermeister Schlemmbachs Seifenfabrik suchte einen Pförtner, na toll. Der Edeka-Markt von Meister Gahlen benötigte einen Lagerarbeiter. Was für eine Karriere.
    Â»Das ist doch wohl nicht dein Ernst?«
    Â»Immerhin verpasst dir Herr Schlemmbach kein blaues Auge«, ätzte sie und wies mit sarkastischem Grinsen auf mein Veilchen.
    Â»Ich finde Detektiv zwar cool«, mischte sich Arabella erneut ein, »aber wenn es dir zu gefährlich wird, kann Dieter ja auf Musikproduzent umschulen. Auf Malle hörst du die neuesten Vibes. Ich kann da Kontakte für dich konnekten.«
    Â»Kokolores.« Tante Rosi ließ sich in meine Berufswahl nicht hereinreden. »Dieter ist ein Mann des Dorfes. Der soll sich hübsch auf Karins Hof engagieren. Von Musik hat der doch keine Ahnung, wat.«
    Â»Bei Dieters Berufswahl sollte die Meinung seiner Familie ausschlaggebend sein. Und die wird durch mich vertreten«, fauchte Arabella und legte demonstrativ ihre Brille auf den Tisch.
    Â»Es ist mein Leben. Ich entscheide, was ich mache. Ende der Diskussion!«, zischte ich. Momentan fühlte ich mich einfach nur unbeschreiblich angenervt.
    Â»Natürlich entscheidest du, Liebster. Aber dir sollte klar sein, dass wir uns alle um dich sorgen. Nur deshalb mischen wir uns ein.« Zu allem Überfluss tätschelte Karin mir wie einem Idioten die Schulter.
    Es klingelte an der Tür.
    Â»Uh, da kommen Frédéric und Pierre«, quietschte Arabella und klatschte vergnügt in die Hände.
    Â»Bitte?«, fragten Karin und ich simultan.
    Â»Frédéric ist dein Schneider. Und Pierre …«, flüsterte sie bedeutungsvoll, »… ist eine Überraschung.«
    Sie stürzte zur Haustür und kehrte mit zwei Männern zurück, an jeder Hand einen. Der linke mochte um die dreißig sein. Von seinem Kopf fiel eine braune Lockenmähne, die seinen Rapperbart umrahmte.
    Federnden Schrittes kam er auf mich zu: »Du musst Didi sein, der stolze Bräutigam. Fantastique. Du bist ein herbstlicher Typ. Ja, mon ami . Aber deine Kleidung, non , das geht gar nicht. Für deine Hochzeit müssen wir uns was einfallen lassen.«
    Â»Dieter hat bereits einen Anzug. Ihre Dienste sind also nicht vonnöten.« Danke, Karin.
    Theatralisch wedelte Frédéric mit den Händen herum: »Zeige mir den Anzug, Süße. Für Didier ist nur das Beste gut genug.« Seltsamerweise dackelte Karin sofort los, gefolgt von Frédéric.
    Â»Ist er nicht ein Schatz?«, schwärmte Arabella.
    Günter murmelte etwas von debilen Froschfressern, was aber nur ich zu hören schien. Ich blickte auf Pierre. Er trug eine mit Papageien bestickte Baumwollhose und ein Hemd, an dem bunte Stoffdrachen klebten. Erinnerte an »Dschungelcamp«-Moderator Dirk Bach. Die weitere Musterung wurde von Frédéric unterbrochen, denn er stürmte mit meinem Fünfhundert-Euro-Fummel in den Raum und hielt ihn vor Wut schnaubend in die Höhe.
    Â»Didier, das geht gar nicht. Dégoûtant ! Die Nähte sind unsauber verarbeitet, der Stoff fällt wie Fleisch von einem fetten Nilpferd. So kannst du nicht heiraten.«
    Â»Mein Zukünftiger sieht perfekt aus. Sieh zu, dass du Land gewinnst«, fauchte Karin, die ebenfalls wieder zurückgekehrt war.
    Â»Moment.« Ich hob die Hand. »Der Mann versteht etwas von seinem Job. Lassen wir ihn in Ruhe arbeiten.«
    Während Karin mich vollkommen verblüfft anstarrte, drückte mir Frédéric einen Schmatzer auf die Wange.
    Â»Du weißt meine Arbeit zu schätzen, Didi. Ich liebe dich.«
    Aus einem Lederköfferchen zog er Notizblock, Maßband und Nadelkissen, dann missbrauchte er mich als Fakir, gab französisches Fachvokabular von sich, verdrehte die Augen, schrieb unleserliche Zahlen und fluchte. Wie gebannt starrten ihn alle an.
    Â»Warum lässt du diesen Mist mit dir machen?«, erkundigte Karin sich und drückte mir ihren Zeigefinger in die Seite.
    Â»Einen guten Anzug kann man immer gebrauchen, vor allen Dingen, wenn Papa ihn sponsert.«
    Â»Frédéric ist der Beste«, beteuerte

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