Kein Schwein bringt mich um
Arabella. »Der hat schon für Prinz Charles und Heidi Klum genäht.«
»Mais oui« , verschaffte sich der Schneider wieder Gehör. »So einen schicken Stoff hast du noch nicht gesehen und gefühlt, petit Didi. Dein lieber Monsieur Papa gibt Frédéric viel Geld, um zu feiern schöne Hochzeit.«
Karin knirschte zwar mit den Zähnen, aber einem geschenkten Gaul schaute man halt nicht ins französische Maul.
Nach einer gefühlten Stunde war Frédéric endlich fertig.
»Ich fahre jetzt vite, vite in mon atelier .« Dieses lag in Düsseldorf in bester Rheinlage, wie er nicht ohne Stolz berichtete. Flugs schwebte er in das Taxi, das vor dem Haus wartete, und weg war er.
»Ist das nicht ein Supertyp?«, frohlockte Arabella. »Mein Stiefsohn wird den schönsten Tag in seinem Leben haben.«
»Und was bist du für einer?«, wandte ich mich an Pierre.
»Ich bin euer Wedding-Planner. Eigentlich heiÃe ich Elmar Klappuschinski und stamme aus Wattenscheid. Pierre ist nur mein Künstlername. Mitte der Neunziger habe ich nach Malle rübergemacht und mein Business als Wedding-Planner gestartet. Die Promis brauchen jemanden, der den ganzen lästigen Organisationskram übernimmt. Da habe ich offene Türen eingerannt. Und heute steht Malles König der Hochzeitsplaner vor euch. Dieters Vater meinte, ihr hättet Bedarf. Also ran ans Werk.« Er holte ein dickes Buch hervor.
»Unsere Hochzeit ist bereits komplett geplant«, fauchte meine Lieblingsbiobäuerin.
»Kindchen, Kindchen, das höre ich jedes Mal. Aber es gibt immer Optimierungspotenzial. Ich habe mit Klaus den Ablauf schon besprochen. Immerhin sponsert er den Tag eures Lebens.«
Das stimmte. Mein alter Herr hatte versprochen, das Fest finanziell zu unterstützen, koste es, was es wolle. Und es würde eine Menge kosten, da zahlreiche Geschäftsfreunde meines Erzeugers anreisen sollten. Weder Karin, geschweige denn ich verfügten über finanzielle Mittel, um fünfhundert Leute auszuhalten. Den GroÃteil kannten wir nicht einmal. Papa Klaus hatte Familienforschung betrieben und erfahren, dass es Verwandtschaft in Schottland, den Südstaaten und Kasachstan gab. Kurzerhand hatte er alle eingeladen, und kaum einer hatte abgesagt. Zum Glück mussten wir uns nicht darum kümmern. Er hatte sie in einem noblen Münsteraner Hotel einquartiert, und wir würden die McNannens und Nannowiczs erst am Hochzeitstag kennenlernen.
Doch jetzt konnte Karin nicht länger an sich halten: »WeiÃt du was, Elmar? Wir verzichten auf Klausâ Geld. Setz dich in deinen Flieger und lass uns in Ruhe.«
»SüÃe, es soll doch nur schön für euch werden«, versuchte Arabella zu beschwichtigen. »Klaus denkt dabei nur an euch.« War mir neu.
»Lass doch Pierre erst mal erzählen, was ihm vorschwebt«, versuchte ich die Wogen zu glätten.
»Nein, erst einmal erzähle ich Pierre, was wir planen«, erwiderte meine bessere Hälfte. »Wir werden mit der Kutsche zum Standesamt gefahren. Dort gibt es einen Sektempfang. AnschlieÃend werden wir in Sankt Pankratius von Reverend Jones getraut. Danach geht es in Anja Hiskers âºBauerncaféâ¹, wo unsere Gäste mit westfälischen Spezialitäten wie Pfefferpotthast, Panhas und dicken Bohnen mit Speck verköstigt werden. Die Bohnen stammen übrigens von meinen Feldern. Dörthe Dickfurt vom Kirchenchor wird ihre legendären Hochzeitsspiele machen, und dann wird abgehottet mit Lucky Five, der besten Partyband im Umkreis. Und jetzt du, Pierre.«
»Das ist wirklich urig. Und so primitiv.« Arabella zeigte sich extrem begeistert und holte ein seidenes Tuch aus ihrem Gucci-Täschchen. »Auf einer richtigen Dorfhochzeit war ich noch nie. Bohnen sind ein delikates Essen, was, Pierre?«
»Haha, in der Tat.« Der Wedding-Planner lachte sich scheckig, wurde aber mit einem Mal ernst. »Klaus hat mir natürlich davon berichtet, aber wir beide waren uns schnell einig: So kann ein Nannen nicht heiraten! Insbesondere der amerikanische Zweig deiner Familie legt groÃen Wert auf Etikette. Otto Nannen besitzt bei Atlanta mehrere Baumwollplantagen. Dem Mann darf man kein Arme-Leute-Essen vorsetzen.«
Arabella strahlte, Karin kochte, und meine Gemütslage befand sich kurz vor der Explosion. Was erlaubte sich mein Vater?
»Meine Hübschen, ich sage euch jetzt, wie die
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