Kein Schwein bringt mich um
meiner Hochzeit, verriet er mir. Ich ebenso, log ich, ohne rot zu werden.
Als ich wenig später das Esszimmer betrat, saÃen Grabowski und die Heisterkamps bereits vor dem noch ungedeckten Frühstückstisch und starrten mich erwartungsvoll an.
»Hunger«, grunzte Grabowski.
»Du scheinst kein Frühaufsteher zu sein. Aber jeder nach seiner Fasson«, blies Tante Rosi ins gleiche Horn.
»Ich war bereits dienstlich unterwegs. AuÃerdem ist der Kühlschrank nicht abgeschlossen«, entgegnete ich bissig. Dennoch setzte ich Kaffeewasser auf und stellte Brot, Wurst und Käse auf den Tisch. Gurkennase übernahm die Geschirr- und Besteckbestückung.
»Ich habe das Pendel schwingen lassen. Eure Ehe hält länger als vierzig Jahre«, schmatzte Günter, nachdem er einen ordentlichen Biss von der Käsestulle genommen hatte.
»Das ist schön, aber Karins Wunsch, meinen Beruf aufzugeben, bereitet mir Bauchschmerzen.«
»Ihr jungen Leute wollt aufregende Arbeitsstellen. Jeder Tag muss voller Ãkschen sein«, erwiderte Rosi. »Aber glaube mir, später bist du froh, wenn du deine Ruhe hast. Portier oder Garten-Landschaftsbauer wären gute Berufe für dich, nicht wahr, Günter?«
»Landwirt ist der einzig wahre Beruf, mein Junge.«
»Nicht lang schnacken, Kopf in den Nacken. Wie wäre es mit einem Korn zur Verdauung?«, fragte Grabowski.
Ich stellte eine Flasche Böckenhoffer Edelkorn samt Pinnchen auf den Tisch. Peter kippte sich gleich die halbe Kaffeetasse voll.
»Jamjamjam, ist das gut.«
»Ich muss die Tiere füttern. Bis später.« Meine Lust, über berufliche Perspektiven zu spekulieren, bewegte sich gegen null.
Als ich Pedders Trog befüllte, kam Grabowski um die Ecke geschlendert.
»Du darfst mich nicht mit den Spinnern allein lassen. Die hören doch das Gras husten. Günter will mir ein Pendel verkaufen, damit ich die Energien in meiner Bude prüfen kann.«
»Ja«, antwortete ich, obwohl ich nur mit einem Ohr zugehört hatte.
»He, was ist los, mein Freund?« Peter legte seinen Arm um meine Schulter. Sein tierischer Namensvetter grunzte eifersüchtig.
»Nichts«, sagte ich und streichelte mein Schwein, das sich freudig grunzend über das Frühstück hermachte.
»Ach komm. Bin zwar nicht der Sensibelste, aber ich merke doch, wenn dich was bedrückt. Wem willst du es sonst erzählen, wenn nicht mir?«
Ich beschloss, ihm reinen Wein einzuschenken: »Ach, weiÃt du, Karin möchte, dass ich meinen Beruf an den Nagel hänge. Ich will aber nichts anderes machen. Bei einem Nine-to-five-Job würde ich mich zu Tode langweilen. Heute Nacht hatte ich schon Alpträume deswegen.«
Pedder grunzte verständnisvoll. Ein wahrer Freund.
Ganz anders Grabowski: »Pass mal auf, von Mann zu Mann. So eine Frau wie Karin wirst du nie wieder kriegen. Und mit ihrem Hof verdient die richtig Asche. Ich an deiner Stelle würde prontissimo die Detektei dichtmachen. Wie oft habe ich schon Jobs aufgegeben â¦Â« Er klopfte sich auf die Brust, als wäre das etwas, auf das er stolz sein könnte.
»Du verstehst mich nicht. Die Detektivarbeit ist nicht nur ein Job, sie ist mein Lebensinhalt. Klingt vielleicht schwülstig, entspricht aber der Wahrheit. Ohne den Schnüfflerjob würde mir etwas Entscheidendes fehlen. Ich wäre einfach nicht komplett. Ist das nachvollziehbar?«
Grabowski fasste sich an die Stirn. »Du spinnst mehr als die bekloppten Heisterkamps, aber jetzt mal im Ernst: Was braucht ein Mann zum Leben? Ein Dach überm Kopf, was zu fressen, was zu saufen und âne Schickse. Kam in meiner Aufzählung irgendwo das Wort Job vor? Wenn nicht Maloche eine der wenigen Möglichkeiten wäre, legal an Kohle zu kommen, würde doch keiner den Scheià machen. Ob Bundeskanzler oder Detektiv, alles der gleiche Mist. Schlieà dein Büro und mach dir auf Karins Kosten einen lauen Lenz. Sie will es doch so. Deine Probleme möchte ich haben.«
»Lass mich bitte allein«, bat ich Gurkennase. »Ich brauche ein paar Minuten für mich.«
»Dafür sind Freunde doch da. Ich geh rein und kill den Korn. Was für ein Tropfen! Solltest du auch mal trinken, das bringt dich auf andere Gedanken.«
Als wir wieder allein waren, fragte ich Pedder: »Was meinst du? Soll ich meinen Beruf wirklich aufgeben und auf Karins Kosten
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