Kein Schwein bringt mich um
hat mir von einigen organisatorischen Unzulänglichkeiten berichtet. Nicht viele, aber signifikante.«
Mit ernster Miene blickte er auf und wackelte tadelnd mit dem Zeigefinger wie mein früherer Mathelehrer. »Wäre es meine Hochzeit, gäbe es unzählige Dinge, die ich anders machen würde. Da es jedoch die deine ist, möchte ich nur zwei Punkte ändern. Dies sollte für dich akzeptabel sein. Erstens: Ich wünsche nicht, dass Peter Grabowski dein Trauzeuge ist.«
»Pedder ist der Beste«, skandierte Stefan und stampfte auf den Boden. Gurkennase und er hielten wie Pech und Schwefel zusammen.
»Ich erinnere mich noch mit Grausen, wie er mich mit sechzehn in seiner unnachahmlichen Art und Weise belehrt hat. Er war mit dir nach Frankfurt gekommen und dinierte bei mir und meiner damaligen Freundin. âºAlterâ¹, sagte er zu mir, als er die Kanapees erblickte, die unsere Köchin in mühevoller Arbeit zubereitet hatte. âºAlter, drei Bier sind âne Mahlzeit. Und bekommst du ein viertes, hast du noch ein Getränk dazu. Nur so wird ein Schlappen draus.â¹ Spätestens da war mir klar, dass dieser Grabowski kein Umgang für einen Nannen ist. Bedauerlich, dass du ihn noch zu deinen Freunden zählst. Aber der kann unmöglich dein Trauzeuge sein.«
»Ausgeschlossen«, keifte ich, während sich meine Kopfschmerzen mit jeder Sekunde Filmvorführung zu verstärken schienen.
»Peter muss dabei sein«, sprang mir Karin zur Seite.
Arabella schüttelte finster den Kopf: »Keine Hochzeit mit diesem Alkoholiker. Ein Nannen bemitleidet solche Leute, toleriert sie aber nicht in seinem Umfeld.«
Der Satz hätte von meinem Vater stammen können, der auch simultan mit seinem Vortrag fortfuhr: »Wir können dir natürlich nicht zumuten, deine Hochzeit ohne Trauzeugen zu feiern, denn Beistand braucht ein jeder Mann. Daher habe ich deinen GroÃcousin Hans Theodor Nannen gefragt, ob er in die Bresche springen will. Es ist ihm eine Ehre, wie er dir selber sagen wird.«
Hansi kannte ich nur aus frühesten Kindheitstagen. Den missratenen Spross von Onkel Adolf Theodor und Tante Kriemhild Agathe, einer gut betuchten Pharmafabrikantenfamilie aus Ravensburg, hatte ich schon als Kleinkind gehasst. Bei einem gemeinsamen Strandurlaub hatte er mir erst Schaufel und Förmchen geklaut, dann meine Sandburg zerstört und zu guter Letzt behauptet, ich hätte ihn an den Haaren gezogen und in den Unterleib getreten. Alles Lügen.
»Hallöchen, lieber Dieter«, setzte sich Hansi neben meinen Vater. »Ich war zufällig zum Polospielen auf der Insel und habe von deinem Problem erfahren. Ich springe selbstverständlich gerne ein und begleite meinen Lieblingscousin auf dem Weg ins Eheleben. Ich selbst bin diesen Schritt bereits vor Jahren gegangen und habe bisher nicht einen Tag bereut. Prösterchen!« Er hielt ein Sektglas in die Kamera und verschwand.
»Ein toller Typ«, schwärmte Arabella. »Du kannst stolz auf deine Familie sein.«
Ich knurrte: »Nur über meine Leiche«, doch das hörte nur ich.
»Damit wäre der erste Punkt meiner Agenda erledigt«, fuhr Papa fort. »Punkt zwei ist die Wahl des Geistlichen. Wie Arabella berichtete, wollt ihr den örtlichen Pfarrer mit der Trauung beauftragen. Das geht natürlich nicht.«
Reverend Jones beobachtete die Vorführung ziemlich entspannt. Wahrscheinlich bedauerte er mich, mit einer solchen Familie bestraft worden zu sein.
»Eine gewisse Bodenständigkeit steht uns Nannens gut zu Gesicht. Das ehrt dich. Dennoch sind wir Sieger und umgeben uns mit Siegern. Daher kommt nur der beste Priester für die Trauung in Frage. Bischof Johannes von Dötelingen hat führende Leute aus Politik, Wirtschaft und Fernsehen getraut. Nur ein solcher Mann ist einem Nannen angemessen. Joe, sag meinem Sohn Hallo.«
Von rechts stahl sich ein grau melierter Herr mit Priestersoutane ins Bild. Auch er trug eine Sonnenbrille.
»Grüezi, Dieter«, lispelte er mit schweizerischem Akzent. »Ich freue mich, eure Trauung durchführen zu dürfen. Gleich wird Klaus eine Ãberraschung verraten. Das können wir wunderbar kombinieren. Alles wird perfekt. Bis Freitag, und GrüÃe an die werte Verlobte.«
»Vergiss es«, zischte ich das Fernsehbild an. »Uns traut nur George. Oder wie siehst du das, Karin?«
»Nur George«, bestätigte sie
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