Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Schwein bringt mich um

Kein Schwein bringt mich um

Titel: Kein Schwein bringt mich um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Michael; Springenberg Bresser
Vom Netzwerk:
noch besser ist: Sie hat sogar das Diebesgut auf Ihrem Rücksitz erkannt.«
    Das erklärte, warum die Gesetzeshüter so erpicht darauf waren, mein Auto zu durchsuchen.
    Ich lachte laut auf, ein Fehler, wie sich schnell herausstellte. »Ich kann alles erklären, Herr Wachtmeister.«
    Â»Sie können alles auf der Wache erklären, Sie Gangster. Beamtenbeleidigung kommt auch noch hinzu, so wie Sie sich über uns lustig machen.«
    In diesem Zusammenhang sei noch mal erwähnt, dass Reichert und ich weit davon entfernt waren, Busenfreunde zu sein. Ich nahm den Bullen nicht für voll, und er neidete mir meine Erfolgsbilanz als Privatschnüffler, die zugegebenermaßen manchmal auf Kosten des örtlichen Polizeiapparates gegangen war.
    Alle Rechtfertigungsversuche meinerseits wurden im Keim erstickt, also fügte ich mich in mein Schicksal. Ich durfte in Begleitung des Jungspunds mit meinem Auto zum Revier fahren, Reichert sicherte nach hinten ab.
    In der Polizeiwache wurde ich kurzerhand in eine Zelle gesteckt mit dem Hinweis, dass ich zeitnah verhört werden würde.
    In dem spärlich möblierten Raum fühlte ich mich sofort heimisch, hatte ich in der Vergangenheit doch schon etliche Stunden dort verbringen dürfen. Im Vergleich zu früher hegte ich dieses Mal jedoch berechtigte Hoffnung auf eine baldige Entlassung, sodass ich mir das Studium der neu hinzugekommenen Kritzeleien lieber für den nächsten Besuch aufheben wollte.
    Außerdem war ich nicht allein im Verlies. Mit dem Rücken zu mir stand ein über zwei Meter großer, hagerer Mann, den ich von hinten auf circa fünfzig Lenze schätzte. Trotz des blubbernden Heizkörpers, der eine wohlige Wärme verbreitete, trug er einen schwarzen Lodenmantel, der im Schulterbereich mit Schuppen übersät war.
    Nichts deutete darauf hin, dass ich in den nächsten Minuten um eine interessante Erfahrung reicher werden würde, bis er sich urplötzlich umdrehte und den Mund öffnete: »Ich bin Jonathan Drexler, und wer bist du, Wichser, Arschgesicht?«
    Â»Mal halblang, Freundchen. Ich habe mir auch nicht ausgesucht, ein Zimmer mit dir zu teilen.«
    Â»Wie heißt du denn, Pissnelke? Du bist mir ja ein ganz süßer Hurensohn.« Dazu öffnete er seinen schwarzen Lodenmantel.
    Â»Hat er also doch noch gemerkt, dass es hier zu warm für einen Mantel ist«, dachte ich nicht, denn darunter war er nackt.
    Im Stillen verfluchte ich Reichert, denn ziemlich schnell kristallisierte sich heraus, mit wem er mich in eine Zelle gesteckt hatte: einem Exhibitionisten mit Tourette-Syndrom.
    Da die Knastcharge sich auch durch lautes Klopfen und Rufen meinerseits nicht bemüßigt fühlte, mich aus dem Kerker zu befreien, ließ ich mich auf die Pritsche fallen und Jonathan vor sich hin ticken und fluchen und uns mit dem Mantel Luft zufächern.
    Als Reichert mich endlich zum Verhör beorderte, wusste ich, wie lange die Ewigkeit dauerte: Sie währte nämlich nicht unendlich, wie allgemein akzeptiert, sondern exakt achtundvierzig Minuten und siebzehn Sekunden.
    Â»Na, haben Sie sich amüsiert?«, frotzelte Reichert und grinste auf dem Weg zu seinem Büro bis über beide Ohren.
    Ich verkniff mir eine Antwort. Als wir es uns in der Amtsstube so richtig gemütlich gemacht hatten, verlangte ich nach meinem Handy. Ich berichtete von dem geplanten Geburtstagsgeschenk für Mutter Jahnknecht, klickte Stefans Nummer an und reichte meinem Gegenüber den kleinen Kasten.
    Â»Hallo, Stefan, alter Schwerenöter«, säuselte Reichert ins Mobiltelefon. Gott sei Dank, mein Kumpel war drangegangen.
    Â»Aha.«
    Â»â€¦Â«
    Â»Aha, aha.«
    Â»â€¦Â«
    Â»Aha, aha, aha.«
    Â»â€¦Â«
    Â»Aha, aha, aha, aha.«
    Â»â€¦Â«
    Als ich mich innerlich für meine vorausschauende Entscheidung beglückwünschte, eine Handy-Flatrate abgeschlossen zu haben, drückte Reichert endlich auf die Taste mit dem roten Hörer.
    Â»Okay, Nannen, Sie können gehen.«
    Keine Entschuldigung, keine Rechtfertigung, keine Abbitte, keine Entschädigung? Natürlich nicht.
    Â»Wenn Sie mir dann bitte die Schallplatten aushändigen würden?«, fragte ich ganz freundlich, obwohl ich schon ein bisschen angefressen war.
    Â»Na klar«, erwiderte er leicht säuerlich, griff in eine Schublade und überreichte mir den Stapel. »Haben Sie eigentlich eine Vorstellung

Weitere Kostenlose Bücher