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Kein Schwein bringt mich um

Kein Schwein bringt mich um

Titel: Kein Schwein bringt mich um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Michael; Springenberg Bresser
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Publikum ging völlig steil. Christian hatte sich richtig herausgeputzt: Die dunkelblonden Haare waren nach hinten gegelt, dazu ein gelbes T-Shirt mit seinem Konterfei und seinem Künstlernamen in roten Lettern sowie eine schwarze Lederhose mit Nieten. Im Gegensatz zu mir hatte er seine Sonnenbrille lässig hochgeschoben. Im linken Ohr trug er einen überdimensionalen Ring.
    Ich orderte ein Pils und verfolgte die Show. Kramszik arbeitete mit zwei Turntables und zählte damit zu einer sympathischen, aber wohl bald ausgestorbenen Spezies von DJ s. Das Scratchen bei »Er gehört zu mir« von Marianne Rosenberg war Extraklasse, musste ich neidlos anerkennen. Zwischendurch griff er zum Mikro, um bekannte Hits stimmlich zu begleiten oder seine eigenen Stücke zu präsentieren. Und Christians Stimme war gut. Hatte ich mich beim Studium seiner Homepage bei Titeln wie »Madame XXL , jetzt aber schnell« oder »Allein im Bett ist gar nicht nett« noch tüchtig geekelt, waren sie live der echte Burner, abgesehen vom miserablen Text, aber das gehörte bei dieser Art von Mucke ja dazu.
    Ich war ziemlich allein an der Theke, da neunundneunzig Prozent der Gäste auf der Fläche abhotteten. Der Typ brachte die Massen wirklich zum Kochen.
    Â»Das ist ja eine Überraschung«, schrie mir plötzlich jemand ins Ohr. Marc Kaiser.
    Â»Der ist richtig gut, der DJ Love Injection. Prost«, posaunte ich zurück und ließ meine Krombacher-Flasche gegen Marcs klirren.
    Â»Hat ja auch einen hervorragenden Manager. Noch ein Bier?«
    Â»Bin mit dem Auto hier, aber eins passt noch. Geht auf mich.« Ich zeigte der Thekenbedienung zwei Finger.
    Â»Was treibt Sie hierher? Die pure Freude an guter Musik?« Kaiser war offensichtlich auf Reden eingestellt.
    Â»Nee, bin beruflich hier. Ich möchte Herrn Kramszik ein bisschen über sein Verhältnis zu Luna befragen.«
    Â»Glauben Sie etwa, dass Chris was mit den Anschlägen zu tun hat?«
    Â»Immerhin war er vor Ort, als sich der Kronleuchter selbstständig gemacht hat. Das macht ihn automatisch verdächtig.«
    Â»Dann schlage ich vor, dass ich Sie in der Pause mit ihm zusammenbringe, da können Sie ihn richtig ausquetschen.«
    Die Pause ließ noch auf sich warten, was nicht schlimm war, da eine stattliche Anzahl gut aussehender Ladies mit Dieter Nannen tanzen wollte. Und das machte einen Heidenspaß. Mittlerweile hatte ich Marcs Rat befolgt, das Auto stehen zu lassen und richtig abzufeiern. Eine vortreffliche Idee. Außerdem konnte ich mich an keine Passage im Detektivhandbuch erinnern, die die nüchterne Befragung eines Verdächtigen vorschrieb.
    Nach einer eigenwilligen Interpretation von Mickie Krauses »Zehn nackte Friseusen« legte Kramszik eine Pause ein. Marc und ich waren bereits gut angesoffen, als Christian sich zu uns gesellte, und auch er war nicht mehr nüchtern, wie ich seinem Atem entnehmen konnte.
    Nachdem unsere Bierflaschen auf Glasfühlung gegangen waren und wir uns aufs Duzen geeinigt hatten, startete ich die Befragung.
    Â»Und, Chrischtian, hascht du den Kronleuchter vorgeschtern manipuliert?«
    Â»Nein, wiescho schollte isch?«
    Â»Hatte isch ausch nicht erwartet, alscho nix für ungut.«
    Wir ließen eine Runde Doppelwacholder in unseren Körpern verschwinden, dann musste DJ Love Injection wieder performen.
    Während Marc der lässige Thekensteher war, tanzte ich mir die Seele aus dem Leib. Der Strom an tanzwütigen Damen schien nicht abzureißen, unterbrochen nur von einer kurzen Durststrecke, als bei einer wilden Disco-Fox-Figur die Brille auf den Boden fiel und einige Ladies meine blauen Augen entdeckten.
    Als Marc sich doch einmal bequemte, auf die Fläche zu stolpern, und ich auf den Tresen aufpasste, schoss mir wie aus dem Nichts ein Gedanke durch den Kopf: Diesen Job willst du aufgeben? Doch was war die Alternative? Ein Leben ohne Karin war schwer vorstellbar, schließlich liebte ich sie doch. Aber wenn sie mich genauso liebte, warum verlangte sie dann dieses Opfer von mir?
    Genug Trübsal geblasen, die Realität würde mich früh genug wieder einholen.
    Â»Willst du mit mir abrocken, Süßer?« Oh Mann, die Nächste.
    Â»Aber klar, Süße. Schwing die Hufe!«
    Die Taxiuhr zeigte halb drei, als ich zusammen mit Marc in Richtung Heimat aufbrach. Chris hatte eine Übernachtungsmöglichkeit bei einer Dame klargemacht, die nur

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