Kein Schwein bringt mich um
einer Farm in Kanada, sucht Frau fürs Leben. Planen Sie die Zukunft mit diesem interessanten, attraktiven und charmanten Gentleman, der auf der Sonnenseite des Lebens steht. Geschäftstüchtig, innovativ, klar in Lösungen denkend, blickt er auf eine einzigartige Karriere, pflegt allerbeste Beziehungen zu den GroÃen der Wirtschaft und führt privat ein Leben auf hohem Niveau. Er ist Liebhaber edler Dinge, exzellenter Hobbykoch, Pianist, Kunstsammler, Sportler und Familienmensch. Er sucht eine anspruchsvolle, selbstbewusste Frau, die an die Liebe glaubt, für spätere Familiengründung.«
Der Inhalt der Annonce mochte im GroÃen und Ganzen stimmen, aber welche vernünftige Frau meldete sich auf derartige Angebereien? Korrekt, keine. Jedenfalls keine, mit der ein Mann Pferde stehlen kann und noch bei der Baumwollhochzeit im Honeymoon schwebt.
Letztendlich war das meinem Dad auch egal, denn er war mit seiner Bank verheiratet. Die Farm in Kanada haben weder Mutter noch ich jemals gesehen.
Als der Alte herausbekam, dass Mutter sich durch diverse Frankfurter Betten schlief, reichte er die Scheidung ein. Konnte ich nachvollziehen. Nicht jedoch, dass Sohnemann ihm genauso schnuppe war. Wäre ich nicht dank einer glücklichen Fügung des Himmels psychisch stabil gewesen, hätte ich von diesem herzallerliebsten Familienleben bleibende Schäden davongetragen.
Nach seiner Pensionierung war Vater auf die schöne Insel Mallorca gezogen, die abgeschmackten Weihnachtskarten â das einzige jährliche Lebenszeichen â hatte ich nie beantwortet. Von Mum hörte ich noch weniger, sie war für derartige Zuneigungsbekundungen zu beschäftigt.
»Didi, was bist du groà geworden!« Sie hauchte mir zwei Küsschen auf die Wange. »Ich kann nicht sagen, wie sehr ich dich vermisst habe.«
Wer sollte das denn glauben?
»So wohnst du also«, stellte mein Vater mit missbilligendem Unterton fest.
»Und zwar überaus gut«, plusterte ich mich auf. Wenn es einen Vorteil hatte, dass sich die Eltern einen Dreck um einen scherten, war es der, dem obligatorischen Generationskonflikt zu entgehen. Schien aber, als stünde mir dieses Erlebnis heute bevor.
»Darüber sprechen wir noch.« Paps lockerte seine Krawatte.
»Klaus, du mutest mir zu viel zu. Das Haus ist absolut primitiv eingerichtet. Hier werde ich niemals wohnen«, keifte meine Mutter urplötzlich los.
»Sei still, Isolde, das klären wir gleich«, zischte er, dann drehte sich sein Kopf wieder in meine Richtung: »Willst du deinen Eltern nichts zu trinken anbieten?«
»Darf es Kaffee sein, oder ist das nicht fein genug? Wie war das mit dem Wohnen?«
»Kaffee ist gut. Mit Milch und Zucker. Isolde, für dich mit zwei SüÃstofftabletten, richtig?«
Meine Mutter nickte geistesabwesend.
Während ich dem unerwünschten Besuch zähneknirschend die Brühe zubereitete, studierte Klaus Nannen meine Bücherregale. »Du liebst immer noch die Literatur, wie ich sehe. Sehr löblich. Was treibst du sonst? Bist du noch Prokurist bei dieser Essener Firma?«
Ich hasste Verhöre, es sei denn, ich stellte die Fragen.
»Nein. Das war mir zu langweilig. Ich arbeite als Privatdetektiv, und das überaus erfolgreich. Ich habe schon mehrere Morde aufgeklärt und bin mittlerweile die Nummer eins im Münsterland.«
»Das ist kein Job für dich, Junge. Nein, nicht für Klaus Nannens Sohn. Immer im Abfall der Gesellschaft herumzuschnüffeln. Inakzeptabel, oder was meinst du, Isolde?«
»Du sagst es, inakzeptabel.« Meine Mutter nippte angeekelt am Kaffee, als hätte ich Jauche serviert. Mir wurde wieder bewusst, warum ich den familiären Kontakt unter Sparflammenniveau gehalten hatte.
»Ich verstehe nicht, wie Dieter uns so was antun kann.« Sie stellte die Tasse ab.
»Zischt ab! Ich habe euch zehn Jahre nicht gesehen und freue mich schon auf die nächsten zehn.«
»Piano, piano, mein Sohn. Wenn ich den Zustand deiner Wohnung betrachte, scheinst du nicht in festen Händen zu sein. Deine Umgebung ist alles andere als ordentlich.« Klaus hielt mit spitzen Fingern eine Musikzeitschrift in die Höhe.
»Bin zurzeit solo.« Ich war selbst überrascht, dass ich dieses Gespräch fortsetzte. Schien ein kindlicher Reflex zu sein. »Ich habe jedoch ein Auge auf eine attraktive Geschäftsfrau geworfen, also macht euch keine
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