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Kein Sex ist auch keine Loesung

Kein Sex ist auch keine Loesung

Titel: Kein Sex ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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schlechte Stimmung zu verbreiten. Außerdem», er hebt drohend die
     Hand, «bist du doch noch gar nicht fertig, oder?»
    Er spielt auf die PowerPoint-Präsentation an, die noch ausgedruckt werden muss, damit dann für jeden der Cremands ein eigenes
     Booklet zum Mitlesen gebunden werden kann.
    Das ist Klaus’ Aufgabe, der jetzt wie auf Bestellung eine Grimasse schneidet.
    «Ich bin immer das letzte Glied in der Kette. Ihr lasst euch schön Zeit, und ich muss dann auf den letzten Drücker nachts
     mutterseelenallein noch die Dinger binden. Ich hab es so satt!»
    Beleidigt schiebt er die Unterlippe über die Oberlippe, wie ein Elch, nur umgekehrt. Kirsten wirft ihm eine Kusshand zu. «We
     love you too, honey!»
    Ich habe in meinem Fach einen Zettel gefunden, dass Rolf mich dringend sprechen will, und schaue deshalb kurz bei ihm rein.
     Bestimmt geht es um meinen neuen Firmenwagen. Yeah!
    «Setz dich», er deutet auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch und beginnt dann mit seiner Standardfloskel, die keiner mehr
     hören kann. «Du weißt oder weißt nicht, dass am Freitag schon die Puddingfraktion kommt.»
    Kurze Pause, ich gähne innerlich.
    |237| «Marc meint, ihr seid so weit fertig?»
    Rolf blickt mich prüfend an, und ich nicke, nicht mehr ganz so entspannt.
    «Ich habe mir gestern Nacht alles nochmal kritisch durchgesehen, und ich muss sagen   –»
    Was soll schon wieder diese künstliche Pause? Langsam rutsche ich etwas tiefer in meinem Sessel. Bitte jetzt bloß nicht nochmal
     alles ummodeln, so kurz vor Schluss.
    «Saubere Arbeit, wirklich, ich bin sehr zufrieden.»
    Noch zufriedener ist er offensichtlich, mir einen saumäßigen Schreck eingejagt zu haben, denn er grinst jetzt wie Jack Nicholson.
    «Allerdings   –»
    Ich hasse diese Taktik. Die wendet man doch sonst nur bei der Hundeerziehung an: Erst schön loben und gleich darauf das nächste
     unmögliche Kunststück verlangen.
    «Also, ich habe da noch eine kleine Spezialaufgabe für dich.»
    Wusste ich es doch.
    Rolf zieht genüsslich an einer zuvor sorgfältig angezündeten Zigarre.
    «Die Präsentation übernimmst wieder du. Ich werde zwar diesmal anwesend sein, möchte aber, dass du, als der direkte Kontakt
     zum Kunden sozusagen, unsere Arbeit vorstellst.»
    Kurz verschwindet er gänzlich in einer Rauchwolke. Eine gute Gelegenheit, um nach dem Wagen zu fragen.
    «Ähm, und was ist eigentlich mit   …»
    «Ach, und Tom», unterbricht er mich mit seiner tiefen, rauchigen Stimme, die sich mühelos ihren Weg durch den Qualm bahnt.
    |238| Sätze, die mit diesen Worten beginnen, haben meist kein gutes Ende.
    «Du weißt oder weißt nicht, dass es in einigen Agenturen eine große Auszeichnung ist, wenn man selbst vor dem Kunden präsentieren
     darf, oder? Um so einen verantwortungsvollen Job zu bekommen, würde manch einer über Leichen gehen.»
    Schon klar. Von denen hört man ja immer wieder. Komisch ist nur, dass niemand einen dieser Präsentationsjunkies persönlich
     kennt, die als Beweis für ihre Entschlossenheit sogar eine Schüssel lebendiger Wanderheuschrecken verspeisen würden. Aber
     schließlich kennt man ja auch niemanden, der zugibt, in einen Puff zu gehen. Oder dem bei lebendigem Leib ein Organ geklaut
     wurde.
    Spinne in der Yuccapalme?
    Auch nicht.
    Aber ich habe natürlich schon verstanden, was Rolf mir mit der Geschichte sagen will, und nicke daher dankbar.
    «Klar doch, Chef. Ist echt schon total klar.» Ich stehe langsam auf. «Tja, wenn sonst nichts mehr anliegt   …»
    Er schüttelt den Kopf.
    «Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Hahaha!»
    Er lacht noch, als ich die Tür bereits hinter mir geschlossen habe.
    Im Winter wirken Cabriolets sowieso irgendwie peinlich.
     
    Am Tag der Präsentation läuft alles auf Hochtouren. Die Frauen haben kleine, attraktive Kostümchen an, die Männer tragen gebügelte
     Hemden zu Anzügen, von denen ich |239| mich frage, wo sie die wohl auf die Schnelle aufgetrieben haben. Und Klaus hat sich zur Feier des Tages eine Wasserwelle in
     sein schwarzes, auf Hochglanz getrimmtes Haar legen lassen. Er sieht aus wie Mae West in
Göttinnen der
Liebe
.
    Es werden noch schnell Glühbirnen ausgewechselt, die schon seit zwei Jahren kaputt sind, und Klopapier aufgefüllt, dass es
     selbst dann noch reichen würde, wenn mitten im Meeting eine Magen-Darm-Epidemie ausbricht. Kaffeemaschinen brodeln im Akkord,
     und jeder Mitarbeiter hat einen Stapel längst erledigter Arbeiten auf seinem Schreibtisch

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