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Kein Sex ist auch keine Loesung

Kein Sex ist auch keine Loesung

Titel: Kein Sex ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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überstehe ich die Vorführung, ohne dass mich jemand zu meinem Intimleben im Allgemeinen oder zum Puddinglutschen
     mit Lydia im Besonderen ausfragt.
    Die anschließende Abstimmung der Feinheiten leitet Marc, und ich frage mich, ob er sich wohl auch die ganze Zeit Sorgen macht,
     er könnte die Präsentationspappen mit seinen Speichelfäden beschmieren. Denn obwohl er so obercool tut, weiß ich genau, dass
     er Hummeln in der Hose hat.
    Ich bin zutiefst erleichtert, als alles geschafft ist. Lydia ist ein Profi und weiß, dass uns wegen der Rezepturverzögerung
     die Zeit im Nacken sitzt. Deshalb äußert sie auch nur zwei klitzekleine Änderungswünsche, die Marc nur zu gern entgegennimmt.
     Jetzt noch ein kurzes Händeschütteln und dann ab nach Hause zu Elisa, schließlich wollen wir uns heute einen letzten romantischen
     Abend machen.
    «Ja, Frau Cremand, wie wäre es denn jetzt mit einer kleinen Führung durch die Agentur?» Rolf hält Lydia den Arm hin, damit
     sie sich einhakt. «Oder müssen Sie Ihren Flieger erwischen?»
    «O nein. Im Gegenteil. Ich reise erst morgen früh weiter nach Paris, wo mein Mann und meine Schwiegereltern mich dann erwarten.
     Heute Nacht bleibe ich im
Side-
Hotel hier um die Ecke.»
    Ehe ich mir noch überlegen kann, was die Familie wohl in Paris macht, höre ich, wie jemand meinen Namen sagt.
    «Herr Moreno hat sich freundlicherweise angeboten, |243| mit mir den Abend zu verbringen. Es ist ja sonst doch recht einsam, so ganz ohne die Lieben.»
    Was mit einem niedlichen Zwitschersingsang beginnt, mündet in der Königsdisziplin: dem Wimpernklimpern. Rolf ist bereits dermaßen
     eingelullt, dass ich kurz Grund zu der Hoffnung habe, er würde lieber selbst mit Lydia durch das Nachtleben tingeln wollen.
     Auch Marc unterbricht das Sabbern kurz, um mich mit offenem Mund und fragendem Blick anzustarren.
    Lydia scheint nun ebenfalls zu befürchten, ich könnte ihr entkommen, denn sie dreht sich kaltlächelnd in meine Richtung und
     flötet nicht minder betörend weiter: «Passt Ihnen 20   Uhr an der Bar?»
    Ich glaube, ich habe ein Déjà-vu! Schon wieder diese Hotelbar-Nummer! Nein, nein, nein!!! Wer bin ich denn, dass man mich
     derart herumkommandiert? Außerdem habe ich bereits eine Verabredung, aber das scheint hier niemanden so richtig zu interessieren.
     Auf Verständnis für meinen Abschiedsabend mit Elisa kann ich vermutlich weder von Rolfs noch von Lydias Seite hoffen.
    Zwar hat die Agentur inzwischen einen rechtskräftigen Vertrag mit Cremand & Sohn, allerdings sieht der eine Probezeit
     von einem halben Jahr vor. Innerhalb dieser Zeitspanne ist beiden Parteien die fristlose Kündigung möglich.
    Jede Wette, diese Klausel stammt von Lydia. Bis dahin werde ich nämlich ihr Sexsklave sein, in der ständigen Angst, Rolf könnte
     von der Sache erfahren.
    Und wie, bitte schön, soll ich die Sache jetzt Elisa beibringen? Die hat sich nämlich bestimmt schon sehr gefreut, keine Frage.
     Und ich bin doch so ein schlechter Lügner.
    |244| «Halt! Tom, jetzt warte doch mal!»
    Klaus, der in diesem Moment um die Ecke biegt, ringt nach Luft. Seine Wasserwelle klebt allerdings noch genauso perfekt wie
     am Morgen, nur der blasse Teint glänzt inzwischen etwas fettig.
    Lydia und Rolf bleiben fragend stehen, und ich hoffe, dass es etwas einigermaßen Wichtiges sein wird, das Klaus hier vor versammelter
     Mannschaft zum Besten geben möchte. (Es ist noch nicht allzu lange her, da hat er – weil er mich nirgends finden konnte –
     durch die Lautsprecheranlage der Agentur nachgefragt, ob meine Mutter mir noch Unterhosen von Karstadt mitbringen soll, die
     wären gerade im Angebot.)
    «Elisa hat angerufen. Ich soll dir etwas ausrichten.»
    Mit einer theatralischen Geste streicht er den Handrücken an der Stirn vorbei, um sein Make-up nicht zu ruinieren. Lydia hebt
     fragend eine Augenbraue, woraufhin Rolf sie leicht am Arm fasst, um die Führung fortzusetzen.
    «Und?»
    Ich packe Klaus an der Schulter und schiebe ihn ein paar Schritte in die Richtung, aus der er gekommen ist.
    «Warte kurz, ich habe es notiert.»
    Klaus’ manikürte Finger suchen seine Hosentaschen ab. Ich könnte ihn umbringen, weil er es immer so spannend macht. Denn dass
     Klaus bereits jedes Wort auf dem angeblich unauffindbaren Zettel auswendig kann, ist sicherer als das schlechte Fernsehprogramm
     am Samstagabend. Nicht zuletzt deswegen, weil er ihn ja schon mindestens zehn Leuten vorgetragen haben wird, ehe ich in

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