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Kein Sex ist auch keine Loesung

Kein Sex ist auch keine Loesung

Titel: Kein Sex ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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humpele ich mit eingeschlafenem Bein und Monsterschädel in die Küche, wo mir aufgrund der leeren Cognacflasche sofort wieder
     das Horrorszenario in Lukes Loft einfällt.
    Ich setze mich an den gedeckten Esstisch, den Elisa wohl vorbereitet haben muss, als sie noch Grund zu der Annahme hatte,
     wir würden gemeinsam zu Abend essen, und inspiziere irritiert die Tischdekoration. Dekorieren kann man getrost als eine von
     Elisas Tugenden bezeichnen, wenngleich mir als heutiges Motto nur «Bei Sauerbruch im Keller» einfällt. Zahlreiche Mini-Gummiskelette
     und ein paar Kürbisgirlanden könnten vielleicht bedeuten, dass heute Halloween ist. Zum Glück kam keines von diesen Kleinkindergrüppchen
     vorbei und hat durch schauderhaften Singsang Bonbons erzwungen. Aber vielleicht habe ich sie auch nur – Cognac sei Dank –
     verschlafen.
    Einer der Teller weist deutliche Gebrauchsspuren auf, und auch das gekreuzte Besteck sowie ein Karottenrest |228| lassen darauf schließen, dass Elisa wohl allein zu Abend gegessen haben muss. Ansonsten fehlt von ihr jedoch jede Spur.
    Ein bisschen ärgere ich mich, denn außer dem hämmernden Schädel quält mich nun auch noch schrecklicher Hunger.
    In der Mikrowelle mache ich mir einen Teller Undefinierbares warm und setze mich wieder an den Tisch. Elisas munteres Geplapper
     fehlt mir fast ein wenig. Ihre verqueren Gedankengänge, von denen sie zumeist selbst nicht weiß, wo diese sie am Ende eines
     Gespräches hinführen werden, und die mir immer einiges an Konzentration abverlangen. Schlagartig wird mir klar, was ein Außenstehender
     vermutlich längst erahnen konnte: Diese Frau hat sich in mein Leben geschmuggelt und dort derart breitgemacht, dass ich –
     kaum ist sie mal einen Abend nicht da – anfange, sie zu vermissen.
    Na bravo.
    Morgen werde ich in der Agentur einen Zettel ans Schwarze Brett hängen, um Elisa eine WG zu suchen, ehe die Lage hier vollends
     eskaliert.
    Beruhigt von dem Gedanken, dass nun bald alles wieder seinen geregelten Gang gehen wird, mache ich es mir mit einem weiteren
     Teller ihrer Gemüsevariationen vor dem Fernseher gemütlich. Wie ein Geisteskranker zappe ich durch die Sportkanäle   – Mann, wie ich das vermisst habe!
    Irgendwann schlafe ich dann wieder erschöpft ein, was mir nicht nur das Gefühl grenzenloser Freiheit, sondern am nächsten
     Tag auch extreme Rückenschmerzen beschert.

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    |229| 16.
    Das führt zu gar nichts.
    Zwar kann ich mir ganz gut merken, wann eine Frau, mit der ich schlafe, voraussichtlich ihre Tage hat, bin aber, was das Abspeichern
     von ‹Sie-spielen-unser-Lied-Situationen› anbelangt, eher vergesslich.
    «Hm», versuche ich daher Zeit zu gewinnen, als Elisa mir Anfang November am Küchentisch gegenübersitzt und mich rätseln lässt,
     weswegen wir gerade im Begriff sind, so fürstlich zu speisen.
    Blitzschnell jage ich einen Suchbefehl über meine geistige Datenautobahn.
    Suche: Grund zum Feiern auf allen Volumes.
    Suchergebnisse: Eins. Elisas Geburtstag. Aber der ist irgendwann im Juni. Folglich Fehlanzeige. Auch das aus acht undefinierbaren
     Kostbarkeiten bestehende Menü löst bei mir keinen Geistesblitz aus. Na ja, einen vielleicht:
    «Du hast einen zweiwöchigen Kochkurs auf den Malediven gewonnen?»
    Sie verzieht das Gesicht. «Nein. Viel besser!»
    Was könnte mir in Verbindung mit Elisa Besseres passieren? Sie würde endlich kochen lernen, und ich hätte mal 14   Tage meine Ruhe.
    «Wir haben eine asiatische Köchin gewonnen?»
    Offensichtlich ist heute nicht der richtige Tag für anzüglichen Schabernack, denn Elisa rollt genervt mit den Augen.
    |230| «Einen Versuch hast du noch. Es ist etwas, das du dir insgeheim wünschst.»
    Ich kann es eigentlich kaum glauben und trage es deshalb nur sehr zögerlich vor: «Sex mit zwei Frauen?»
    Ein Radieschen trifft mich an der Stirn.
    «Idiot! Ich habe eine Wohnung!»
    Ach so. Eine Wohnung. Klar.
    Wie konnte das denn passieren? Mein Vorhaben, Elisa mit Hilfe eines Aushangs am Schwarzen Brett hier hinauszubefördern, ist
     doch nicht mal 24   Stunden alt – jedenfalls kommt mir das gerade so vor.
    «Tja, das freut mich aber für dich», gebe ich dementsprechend unekstatisch zurück. Gefällt es ihr etwa nicht bei mir?
    Plötzlich scheint es mir, als sei es erst gestern gewesen, dass ich hier Kleiderberge vom Umfang des rheinländischen Kostümverleihs
     hochgeschleppt habe. Und überhaupt, man bekommt ja beinahe den Eindruck, als könne sie es

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