(Kein) Sex mit dem Ex
er all meine Schritte überwachen â genauso wie er es in Schanghai getan hat.â
In Jake erwachte der Beschützerinstinkt, und damit einher ging eine kalte Wut auf den Mann, der sich wie ein wildes Raubtier benahm. âHast du in Betracht gezogen, eine einstweilige Verfügung gegen ihn zu erwirken?â
âDazu müsste er mich erst bedrohen. Wie ich gestern bereits sagte, macht er nie etwas Ungesetzliches. Zumindest nicht in den Augen der Justiz.â Jianne zuckte resigniert die Schultern. âDu weiÃt nicht, wie er ist. Es gelingt ihm unheimlich gut, Menschen für seine Denkweise zu gewinnen. Er ist charmant und hilfsbereit, und schon liegen ihm die Leute zu FüÃen. So läuft das. Er lässt den Menschen gar keine andere Wahl, als sich an ihn zu wenden.â
âWie lange geht das schon so?â Als sie nicht antwortete, hakte er sanft nach: âJianne?â
âFünf Jahreâ, gestand sie mit einem erschütternden Zittern in der Stimme. âIch habe eine ganze Weile gebraucht, bis ich merkte, was er da tat und wie. Mein Vater hat mich am Anfang verrückt genannt, und dann verfing er sich selbst in Zhi Fus Netz. Jetzt hält er mich nicht mehr für verrückt, nur dass er nun nichts mehr ausrichten kann. Ich bin es so leid, dass alle so hilflos sind. Ich will mein Leben zurück. Ich will ihn bekämpfen.â Trotzig hob sie das Kinn. âIch will gewinnen.â
âUnd was willst du von mir, Ji? Soll ich dich zu der Einweihungsparty begleiten? Das kann ich tun. Was sonst?â
âIch will, dass er glaubt, wir würden unsere Beziehung erneuern.â Ihre Wangen färbten sich rot, doch sie hielt seinem Blick stand. âIch kann nicht mehr bei meinem Onkel bleiben, jetzt wo ich weiÃ, dass Zhi all meine Schritte beobachtet. Ich kann es einfach nicht.â Vor zwölf Jahren schien Jiannes Ruhe unerschütterlich gewesen zu sein. Entweder hatte sie in der Zwischenzeit ihr Schneckenhaus verlassen, oder Zhi Fus neuestes Manöver hatte ihr richtig Angst gemacht. âIch brauche einen Ort zum Bleiben. Ein Ort, an dem ich mich sicher fühle.â
In diesem Moment blickte sie ihm direkt in die Augen, und er wusste einfach, was als Nächstes kommen würde. âOh neinâ, sagte er. âNein.â Hektisch fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. âDu kannst nicht daran denken, hier einzuziehen.â
âMadeline erzählte mir, dass du im hinteren Gebäudeteil eine Reihe von Schlafzimmern hast, in denen du Leute unterbringst.â
âJa, aber ⦠hast du sie gesehen? Sie sind absolut spartanisch, Jianne. Keinerlei Luxus.â
âIch brauche nicht viel.â
âKein Koch, kein Hausmädchen, nur Lee und ich und vier oder fünf Karatekurse am Tag, die um sechs in der Früh beginnen und erst spät am Abend enden. Der Junge schläft kaum. Manchmal, wenn ich wach bin, trainieren wir mitten in der Nacht. Und das hier ist die Küche. Es ist auÃerdem das Esszimmer, das Wohnzimmer und Lees Arbeitszimmer.â
Ruhig blickte sie ihn an.
Er konnte nicht fassen, dass sie tatsächlich glaubte, es würde funktionieren. Sie hin und wieder zu einer Veranstaltung zu begleiten, war eine Sache, aber das hier ⦠âWarte, bis du die Badezimmer siehst.â
âWenn du mich nicht hier haben willst, dann sag es einfachâ, erklärte sie ruhig. âIch weiÃ, es ist viel verlangt. Ein Eindringen in deine Privatsphäre, gegen die sich der Blick in deine Brieftasche wie Kinderspielereien ausnimmt. Das weià ich. Ich verstehe es, wenn du Nein sagst, Jacob.â
âUnd was, wenn ich es tue?â, versetzte er. âWohin gehst du dann?â
Darauf hatte sie keine Antwort.
âEs wird dir hier nicht gefallen. Hier gibt es keine Gemütlichkeitâ, warnte er sie ein letztes Mal. âDas Leben hier ist verschwitzt und heià und laut und roh. Die StraÃe befindet sich nur zwei Schritte entfernt, und es handelt sich um keine besonders friedliche StraÃe.â
âIch komme schon zurecht.â
Er konnte nicht glauben, dass er ihre Bitte auch nur in Betracht zog. Doch wenn er ehrlich war, dachte er schon darüber nach, wo er sie unterbringen und wie er sie am besten beschützen könnte. Aufgewühlt lief er in der winzigen Küche auf und ab. Dabei schaute er sie finster an. Sie sah wie eine zerbrechliche Märchenprinzessin aus. Das
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