(Kein) Sex mit dem Ex
klingelte, starrte Jake es finster an und spielte kurz mit dem Gedanken, gar nicht ranzugehen.
Er liebte seine Geschwister bedingungslos, aber wenn sie alle zusammenkamen, dann erinnerte es ihn an die längst vergangenen Zeiten, als seine erste Priorität darin bestanden hatte, sie alle beisammenzuhalten. Schuldbewusst dachte er dann an Jianne, weil er nicht mehr getan hatte, um ihr dabei zu helfen, das Chaos zu verkraften, das damals sein Leben gewesen war.
Als er sich schlieÃlich doch dazu durchrang, ans Telefon zu gehen, meldete sich Jianne. Erst nachdem sie ein zweites Mal ihren Namen gesagt hatte, zwang er sich zu einer Reaktion. âSteckst du in Schwierigkeiten?â
âIst das deine normale BegrüÃung?â, versetzte sie sanft.
âNormal genugâ, erwiderte er knapp. âWo bist du? Befindest du dich in Sicherheit?â
âIch stehe drauÃen vor deiner Karateschuleâ, entgegnete sie mit einer stillen Würde, über die niemand auÃer ihr verfügte. âUnd ich würde gerne reinkommen.â
Innerhalb weniger Sekunden war Jake an der Tür, öffnete sie und trat einen Schritt zurück, um Ji Einlass zu gewähren. Sie trug ein zitronengelbes Sommerkleid, das in weichen Wellen bis zu den Knien fiel und einfach atemberaubend an ihr aussah.
Er bedeutete ihr, dass sie vorgehen solle, durch Eingangsfoyer und Trainingshalle hindurch. Als er bemerkte, dass sich ihr Haar einem Wasserfall gleich bis weit über ihren Rücken ergoss, schloss er kurz die Augen und betete um Gnade. Vor langer Zeit hatte Jiannes Haar sie beide beim Liebesspiel wie ein seidiger Mantel umhüllt. Das würde es jetzt immer noch tun.
Sein Körper reagierte auf den Gedanken, auch wenn sein Verstand ihm eine Warnung schickte. Er hatte doch sicherlich seine Lektion gelernt, oder? Manche Dinge waren einfach zu zerbrechlich, als dass ein Mann sie berühren durfte.
âWas hat er getan?â, fragte er harsch und holte damit seine Gedanken in die Gegenwart zurück und zu dem möglichen Grund für Jiannes Besuch. âDein unerwünschter Verehrer?â
âWoher weiÃt du, dass ich deshalb hier bin?â, antwortete sie mit einer Gegenfrage, während er sie durch die Trainingshalle in den kleinen Küchenbereich führte. Ein Wohnzimmer besaà er nicht. Auch keinen Gemeinschaftsraum. Nur ein paar spärlich möblierte Schlafzimmer für zeitweilige Gäste und ausländische Schüler im hinteren Teil des Gebäudes, sowie einen loftartigen Bereich im oberen Stockwerk, den er sein Eigen nannte.
âWarum solltest du sonst hier sein?â, konterte er. âGestern Abend hast du meine Gesellschaft noch für das kleinere Ãbel gehalten. Heute Morgen bist du hier.â
Jianne nahm an dem schäbigen Resopaltisch Platz. Jake verschränkte die Arme vor der Brust, lehnte sich gegen den Küchentresen und wartete.
âEr ist hierâ, erklärte sie ruhig. âZhi Fu. Ich habe heute Morgen eine Einladung zu einer Einweihungsparty hier in Singapur von ihm bekommen.â
âAlso ist er dir gefolgt.â Jake gefiel diese neueste Entwicklung ganz und gar nicht, doch angesichts der Tatsache, wie besessen der Mann von Jianne war, überraschte es ihn nicht. âDu musst gewusst haben, dass diese Möglichkeit besteht.â
âIch hatte gehofft, dass Zhis geschäftliche Verpflichtungen es verhindern würdenâ, gab sie zu. âEigentlich hatte ich fest damit gerechnet.â
âUnd was nun?â, fragte Jake etwas sanfter.
Jianne schüttelte den Kopf. âIch weià es nicht. Zuerst wollte ich die Einladung ausschlagen, so wie ich es mit all seinen Einladungen tue, aber mein Onkel meinte, dass vielleicht eine etwas stärkere Botschaft angebracht sei. Er schlug vor, dass ich Zhis Einweihungsparty besuche. Mit dir.â
âGanz schön aggressivâ, murmelte Jake. âMir gefällt die Idee.â
Jianne lächelte leicht. âDas dachte ich mir.â
âWar das ein Kompliment?â, entgegnete er glatt. âNein, ich glaube nicht.â
âWie du meinstâ, versetzte sie. âDie Sache ist die: Ich brauche einen Beschützer. Einen Shaolin-Krieger im wahrsten Sinne des Wortes, und einem solchen bin ich nur ein einziges Mal begegnet. Nämlich dir. Zhi Fu wohnt hier in Singapur. Er hat das Haus direkt gegenüber meiner Tante und meinem Onkel gemietet. Von dort kann
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