(Kein) Sex mit dem Ex

Hemd wieder aufzuknöpfen. Für ein Zehntausend-Dollar-Steak musste er sich mehr anstrengen. „Wo ist Lee?“
    â€žHier“, rief der Junge von der Tür aus.
    â€žKannst du nach oben gehen und mir das weiße Hemd ganz am Ende meines Kleiderschranks holen?“, fragte er. „Auf dem Regal darüber findest du einen Schuhkarton voller alter Uhren und so einem Zeugs. Da drin ist auch ein Paar Jade-Manschettenknöpfe, die in Platin gefasst sind.“ Sie waren ein Geschenk von Jianne an ihrem Hochzeitstag gewesen. Damals hatte sie versucht, sich westlichen Sitten anzupassen. Der Himmel allein wusste, wie viel die Dinger gekostet hatten.
    â€žSonst noch etwas?“, fragte Lee unschuldig. „Aus dem Schuhkarton, meine ich?“
    â€žNur die Manschettenknöpfe.“
    â€žIch könnte nämlich auch den ganzen Karton mit runterbringen“, schlug er vor. „Für den Fall, dass du noch etwas anderes darin siehst, was du haben möchtest.“
    â€žNur die Manschettenknöpfe und das Hemd.“
    Lee verschwand, so flink wie immer. Der Kleine verfügte über eine Geschicklichkeit und Schläue, die jeden Martial-Arts-Künstler neidisch machen musste. Wenn noch Kraft dazukam – und das würde es irgendwann –, wäre der Junge ein wirklich herausfordernder Gegner.
    â€žWas war das denn gerade?“, fragte Luke.
    â€žKeine Ahnung“, entgegnete Jake.
    â€žJake braucht ein anderes Hemd und ein Paar Manschettenknöpfe“, verkündete Lee, als Jianne die Tür öffnete und ihn hereinwinkte. „Er trägt keinen Ring.“
    â€žDanke, Lee.“ Jianne bemühte sich sehr, nicht niedergeschlagen zu wirken. „Das ist alles, was ich wissen musste.“
    Luke und Lee hatten beschlossen, dass sie Jakes Chauffeure für den Abend sein wollten und warteten – zusammen mit Jake – in der Trainingshalle, als Jianne es schließlich für angemessen hielt, die Treppe herunterzukommen.
    â€žOh, Mann“, murmelte Luke bewundernd. „Du steckst vielleicht in der Klemme.“
    Jake warf einen Blick auf seine Frau und spürte, wie alles Blut seinen Kopf verließ und in Richtung Lenden strömte. „Geh und hol den Wagen“, sagte er.
    â€žLee, kommst du?“, rief Luke, doch der Junge stand wie gebannt da. „Und noch ein Herz, das dran glauben musste“, brummte Luke. „Jianne, du siehst fantastisch aus. Lee und ich gehen nur schnell den Wagen holen.“
    â€žVielen Dank“, erwiderte sie und lächelte.
    Lee strahlte zurück. Jake schloss die Augen und wisperte ein Gebet.
    â€žJa, wirklich“, murmelte Luke. „Ganz und gar …“
    â€žDen Wagen“, presste Jake hervor und war selbst überrascht, dass er noch der Sprache mächtig war. „ Jetzt. “
    Jianne akzeptierte Madelines Wagen und die beiden Chauffeure dazu mit uneingeschränkter Freude. Motorräder waren gelegentlich eine feine Fortbewegungsmöglichkeit, doch nicht heute. Wenn man ein Ballkleid trug, sollte man eindeutig ein Auto vorziehen. Ende der Geschichte. Jacob saß neben ihr auf dem Rücksitz – die personifizierte Männlichkeit. Und der einzige Mann, den Jianne sich jemals an ihrer Seite gewünscht hatte.
    Vor dem eleganten Hotel, in dem der Wohltätigkeitsball stattfand, wartete bereits ein Pressefotograf, der sofort einen Schnappschuss von ihnen machte, dann ein Aufnahmegerät auspackte und sie nach ihren Namen fragte. Jianne Xang-Bennett und Jacob Bennett schien ihm nichts zu sagen, doch vielleicht würde ihn ja noch jemand aufklären. Jianne war es völlig egal. Sie fand nur wichtig, dass das Foto sie als Paar auswies, denn das könnte dabei helfen, Zhi Fu davon zu überzeugen, sie endlich in Ruhe zu lassen. Ansonsten hatte sie nie zu denjenigen gehört, die gern in der Aufmerksamkeit der Presse badeten.
    â€žWas glaubst du, wie viele Menschen wirst du heute Abend hier kennen?“, murmelte Jacob, während ein Türsteher ihre Eintrittskarten entgegennahm und sie dann in den funkelnden Ballsaal eintreten ließ.
    â€žEinschließlich dir, meinem Onkel und meiner Tante sowie meinen Cousins?“, entgegnete sie leichthin. „Fünf. Das ist eine optimistische Zahl. Ich hege große Hoffnung.“
    â€žSechs, falls Zhi Fu hier ist“, erinnerte er sie, worauf Jianne sofort von Sorge erfasst wurde. Jacob sah nicht so aus, als