(Kein) Sex mit dem Ex
schwerelos gefühlt zu haben, auf starke Arme gehoben zu werden, und sie erinnerte sich an einen Kuss, der so perfekt war, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten. Rasch schloss sie sie, damit Jake es nicht sah.
Aus Angst, den Bann zu brechen, brachte sie kein einziges Wort heraus. Sie sagte nichts, als er sie fest an sich drückte, sondern hauchte einen zitternden Kuss auf die Bissspur auf seiner Brust, und sie versuchte, die Kratzer zu glätten, die ihre Nägel hinterlassen hatten.
âNichtâ, raunte er, und in seiner Stimme lag eine so tiefe Entschuldigung, dass ihr Herz unter dem Gewicht erschauerte. âIch wollte, dass du Spuren hinterlässt. Das weiÃt du.â
âIch brauchte keine Ermutigung, Jacobâ, flüsterte sie. âDas brauchte ich nie.â Was nicht hieÃ, dass sie jetzt im Nachhinein nicht seine Wunden pflegen konnte. Zärtlich presste sie ihre Lippen auf seine Brust, schloss die Arme um ihn und hielt ihn fest, als er erschauerte und seinerseits die Arme heftig um sie schlang. Er war immer so sehr darauf bedacht, die Kontrolle zu wahren. Und wirkte dann umso verletzlicher nach den wenigen Gelegenheiten, bei denen er sie doch verlor. âUnd ich brauche dich erneut.â
Diesmal langsam und zärtlich, um dem Wahnsinn etwas entgegenzusetzen, der sie zuvor überrollt hatte. Wortloses Flüstern und federleichte Berührungen. Sanfte, langsame Liebkosungen, während sie sich die Zeit nahmen, einander neu zu entdecken und das zu vergessen, was sie zuvor zerstört hatten.
Keine Worte im Nachklang, als Jacob sie in den Armen hielt. Er hielt sie einfach nur und strich mit den Fingerspitzen über ihre Haut, bis sie einschlief.
6. KAPITEL
Als Jianne aufwachte, war es so dunkel, wie es in diesem Zimmer nur sein konnte, und Jacob war verschwunden. Er befand sich nicht unter der Dusche, er schlüpfte nicht gerade in seine Kleider, er war einfach weg.
Die Uhr auf dem obersten Brett des Bücherregals sagte ihr, dass es zehn nach drei war. Lediglich Jacobs Duft haftete noch an ihrer Haut und in seinem Bett. Keine Worte der Liebe, als er sie verlassen hatte, oder auch nur ein paar tröstliche Sätze, mit denen sie sich besser gefühlt hätte. Vielleicht hatte er darauf gewartet, dass sie sie sagte. Vielleicht würde er vor dem Morgengrauen zurückkehren und sie in den Armen halten, einfach nur halten, ehe er seinen Tag begann. Es war eine dürftige Hoffnung, an die sich Jianne nichtsdestoweniger klammerte. Als um halb sechs von unten die ersten leisen Geräusche heraufdrangen, gab sie ihren Optimismus auf und stellte sich unter die Dusche.
Kurz nach sechs war die erste Karatestunde in vollem Gange. Jianne schritt die Treppe herab und betrat die Trainingshalle. Während sie auf die Küche zusteuerte, wurde ihre Anwesenheit bemerkt.
Die Schüler warfen Seitenblicke auf sie. Einige unterbrachen ihre Ãbungen und starrten sie offen an. Einer von Jakes jüngeren Schülern lächelte ihr zu und hob seinen Daumen. Jiannes Mundwinkel verzogen sich zu einem leichten Lächeln. Im nächsten Moment befahl sein Meister ihm, zwanzig Liegestütze zu machen. Die Männer verbargen ihr Grinsen. Jianne machte sich nicht diese Mühe. Als Jacob sie finster anschaute, schob sie trotzig das Kinn vor, hob fragend eine Augenbraue und marschierte dann in die Küche. Jacob war derjenige, der darauf bestanden hatte, dass sie in seinem Apartment schlief, und die Treppe war nun mal der einzige Weg nach unten. Sollte er ihr doch dafür die Leviten lesen, falls er es wagte. Jianne war nicht in der Stimmung, ihm heute Morgen das Leben leicht zu machen.
Lee saà am Küchentisch, als sie hereinkam, eine halb aufgegessene Mahlzeit und eine Art Schulbuch vor sich. Simple Hausaufgaben. Chinesische Schriftzeichen, die nachgezeichnet werden mussten, wie sie bemerkte, als sie sich über ihn beugte und einen Kuss auf seinen Kopf hauchte.
Sie wusste nicht, was Lee verlegener machte â ihr Kuss oder die Tatsache, dass sie ihn dabei erwischt hatte, zu lernen. Jedenfalls schlug er das Buch mit einem Knall zu und lief bis zu den Haarwurzeln rot an. Jianne ignorierte seine Reaktion und öffnete die Kühlschranktür.
Die Reste des Tandoori-Hühnchens waren verführerisch, aber im Gegensatz zu Lee und Jacob trainierte sie nicht fünf bis sechs Stunden am Tag.
Nächtliche Aktivitäten mal auÃen vor.
Dann also eine
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