Kein Spaß ohne Hanni und Nanni
entschied Anne und es war nicht klar: Lehnte sie es aus Faulheit ab oder fand sie an Elses „Späßen“ keinen Gefallen. Auch die anderen zuckten die Achseln, als Else sie aufforderte Steine zu sammeln. Elli war die Einzige, die Else half.
Schließlich handelte Else auf eigene Faust: Vor Unterrichtsbeginn lief sie ins Klassenzimmer. Von Mariannes Tisch nahm sie einige Bücher und Hefte mit Hausaufgaben. Niemand war im Raum. Nach einem schnellen Blick über die Schulter machte Else Tintenkleckse auf das Mathematikheft. „Das wird ihr eine Lehre sein“, murmelte sie dabei. „Und wohin jetzt mit den Sachen?“
Sie entschloss sich, die Hefte und Bücher im Handarbeitsschrank unter Bastknäueln zu verstecken. Weil noch ein wenig Zeit bis zur nächsten Stunde war, beschloss sie, Marianne einen weiteren Streich zu spielen. Auf der Liste, in der die täglichen Pflichten der Mädchen eingetragen waren, entdeckte sie, dass in dieser Woche Marianne für die Blumen verantwortlich war. Sie verzog hämisch die Lippen.
Ich gieße das Wasser aus den Vasen. Wenn dann die Blumen die Köpfe hängen lassen, kriegt Marianne eins aufs Dach.
Hastig schüttete sie das Wasser aus dem Fenster, stellte die Blumen wieder in die leeren Vasen und lief aus dem Zimmer.
Kurz darauf läutete die Glocke zum Unterricht. Die anderen kamen in den Raum. Marianne versuchte freundlich zu ihren Mitschülerinnen zu sein, aber niemand erwiderte ihr Lächeln. Alle sahen über sie hinweg, nur Else grinste niederträchtig.
„Frau Jenks kommt“, rief Elli, die an der Tür stand. Die Mädchen hörten auf zu schwatzen und liefen zu ihren Tischen, um sich zu setzen.
„Guten Morgen“, sagte die Lehrerin und legte ihre Bücher auf den Tisch. „Setzt euch! Nehmt eure Hausaufgaben heraus. Ich möchte sie mir gern ansehen, um zu wissen, ob ihr das letzte Mal alles begriffen habt.“
Die Mädchen legten ihre Hefte und Bücher vor sich hin. Marianne durchsuchte aufgeregt ihren Tisch. Sie konnte das Mathematikbuch einfach nicht finden. Wie seltsam! Es schien wie vom Erdboden verschwunden. „Hast du dir mein Buch ausgeliehen?“, fragte sie ihre Nachbarin Jenny flüsternd.
„Ruhe bitte“, rief Frau Jenks, die Ohren wie ein Luchs hatte. „Was ist los, Marianne? Du willst anscheinend wieder einmal den Unterricht stören.“
„Nein, Frau Jenks“, sagte Marianne verwirrt. „Ich kann nur mein Mathematikbuch nicht finden.“
„Marianne, du behauptest ständig, dass du deine Sachen nicht findest. Hole sofort dein Buch heraus und lies die erste Frage vor.“
„Aber Frau Jenks, mein Buch ist wirklich nicht da“, sagte Marianne und stöberte von Neuem auf ihrem Tisch. Die anderen stießen sich an und grinsten. Diese Marianne! Allerdings ahnten sie nichts von Elses gemeinem Streich.
„Schau dann mit in Jennys Buch“, sagte Frau Jenks schließlich. Marianne atmete erleichtert auf. Doch als sie ihr Mathematikheft öffnete, erschrak sie von Neuem: Alles war mit Tintenklecksen übersät!
Warum muss all das gerade heute passieren – wo ich mir doch so fest vorgenommen habe, mich vorbildlich zu betragen?, dachte sie entsetzt. Wie kommt bloß die Tinte in mein Heft? Frau Jenks wird mir sicher nicht glauben, dass ich von diesen Klecksen nichts wusste!
Mariannes Befürchtung stimmte – Frau Jenks glaubte ihr nicht. Verärgert schaute sie auf die unordentliche Hausaufgabe. Sie weigerte sich, die Rechnungen durchzusehen.
„Das ist wieder eine deiner Ungezogenheiten“, schrie Frau Jenks sie an. „Du wirst einfach die ganze Sache noch einmal schreiben!“
„Frau Jenks, ich habe diese Tintenkleckse gestern wirklich nicht bemerkt“, versuchte Marianne die Situation zu retten. Aber sie hatte schon zu viele schlechte Hausaufgaben abgeliefert und so war es kein Wunder, dass Frau Jenks ihr nicht mehr traute.
„Ich möchte mich jetzt nicht mehr damit beschäftigen“, sagte Frau Jenks. „Heute Abend will ich die saubere Arbeit sehen, mehr interessiert mich im Augenblick nicht.“
In der nächsten Stunde hatte die Klasse Französisch. Entsetzt stellte Marianne fest, dass nicht nur ihre Lehrbücher, sondern auch das Heft mit den Hausaufgaben verschwunden waren. Wieder durchstöberte sie verzweifelt ihren Tisch. Mamsell wurde ärgerlich.
„Marianne, kannst du endlich wieder unter deinem Tisch hervorkommen? Es wäre nett, wenn ich dich noch vor der Pause sähe. Ich habe schon fast vergessen, wie dein Gesicht ausschaut.“
„Mamsell, es tut mir schrecklich
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