Kein Spaß ohne Hanni und Nanni
die Stirn.
„Natürlich habe ich es nicht getan. Aber ich glaube nicht, dass wir auch nur annähernd genug getan haben. Wir sollten Marianne zeigen, was wir unternehmen können, um ihr das Leben schwer zu machen!“
„Da bin ich ganz anderer Meinung“, sagte Jenny. „Ich finde, Hilda hat recht.“
„Du redest, als sei Hilda unsere Vertrauensschülerin“, erwiderte Else hämisch.
„Nun, im letzten Jahr war sie es“, sagte Bobby, die allmählich die Geduld verlor. „Und du kannst mir glauben, sie war eine viel bessere als du, Else.“
„Vergiss nicht, dass auch Anne unsere Vertrauensschülerin ist“, erinnerte Hanni.
Anne lächelte schläfrig. Bobby fiel sofort über sie her.
„Als ob irgendjemand mit Anne etwas anfangen könnte“, sagte sie. „Wozu haben wir sie eigentlich als Klassensprecherin? Sie ist ja zu faul, um auch nur den Mund aufzumachen! Wir haben zwei Vertrauensschülerinnen – die eine ist boshaft und hinterhältig, die andere faul und schläfrig!“
„Sei jetzt still, Bobby“, sagte Hilda beunruhigt. „Es hat doch keinen Wert, wenn du dich so aufregst. Außerdem sollten wir lieber beim Thema bleiben. Ich schlage also vor, nichts mehr gegen Marianne zu unternehmen. Wir geben ihr die Möglichkeit zu zeigen, ob sie aus dem heutigen Tag etwas gelernt hat.“
„Hilda, hör sofort auf zu reden und dich als Klassensprecherin aufzuspielen – sonst wird es dir noch leid tun“, rief Else, die nun in Zorn geriet. „Anne, reiß dich jetzt mal zusammen und unterstütze mich!“
„Warum soll ich dich unterstützen – ich finde nicht, dass du recht hast“, erwiderte Anne mit ihrer sanften Stimme. „Ich möchte eigentlich auch nichts mehr gegen Marianne unternehmen.“
„Du bist zu träge, um überhaupt etwas zu wollen“, sagte Else erbost. Annes Worte überraschten sie. „Du weißt genau, dass wir Vertrauensschülerinnen zusammenarbeiten müssen – und außerdem ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass die Klasse tun muss, was wir sagen.“
„Da kann ich dir einfach nicht zustimmen“, erwiderte Anne. „Ich mag zwar faul und schläfrig und was weiß ich noch alles sein – aber ich bin nicht niederträchtig. Und deshalb sage ich in meiner Eigenschaft als Klassensprecherin, dass wir nichts mehr gegen Marianne unternehmen!“
„Das wird ja immer komplizierter“, meinte Hanni. „Wir haben zwei Vertrauensschülerinnen und beide sagen genau das Gegenteil. Am besten ist es, wir stimmen ab. Wer für Anne ist, hebe die Hand!“
Sofort hoben alle Mädchen die Hand in die Höhe. Anne grinste und zum ersten Mal setzte sie sich aufrecht hin. Else wurde weiß vor Zorn.
„Und jetzt sollen diejenigen die Hand heben, die für Else sind!“, sagte Hanni lächelnd. Natürlich hob sich keine einzige Hand. Else stand mit bösem Gesicht von ihrem Stuhl auf.
„So geht es einem, wenn man für die Klasse das Beste will!“, sagte sie mit zitternder Stimme. „Nun kann ich euch auch sagen, wer das Wasser aus den Vasen gegossen hat und wer die Tintenkleckse gemacht hat – es war niemand andere als eure liebe, kleine Anne! Wenn ihr natürlich einem Mädchen recht gebt, das solche Dinge tut und außerdem zu feige ist, die Wahrheit zu sagen, dann bitte! Mir kann es ja gleich sein!“
Else stürzte aus dem Zimmer und schlug laut die Tür hinter sich zu.
Anne hob erstaunt ihre dichten schwarzen Augenbrauen. „Ich versichere euch“, sagte sie mit ihrer ziemlich schleppenden Stimme, „dass ich mit diesen Sachen nichts zu tun habe!“
Alle glaubten ihr. Anne mochte faul sein und sich vor jeder Verantwortung drücken – aber aufrichtig war sie!
„Ich betrachte Else nicht mehr als unsere Klassensprecherin“, sagte Nanni. „Anne soll diese Aufgabe allein übernehmen. Komm, Anne, reiß dich zusammen und entscheide die Dinge auf die eine oder andere Weise.“
„Die arme Anne – jetzt muss sie aufwachen und ein bisschen was tun“, sagte Carlotta ziemlich boshaft.
Anne stand plötzlich auf.
„Nun – mir geht Else genauso auf die Nerven wie euch“, begann sie. „Wenn ihr nur mich als Klassensprecherin wollt, dann bin ich einverstanden. Ich werde mir schon Mühe geben. Übrigens war es gar nicht so einfach, mit Else zusammenzuarbeiten. Jetzt wollt ihr, dass wir nichts mehr gegen Marianne unternehmen. Das ist gut so, aber ich glaube nicht, dass es ausreicht. Könnten wir nicht etwas für sie tun – ich meine etwas, das ihr hilft?“
Alle starrten Anne an. Es war das erste Mal, dass das
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