Kein Spaß ohne Hanni und Nanni
Marianne hielt. „Sie hat uns alle schrecklich geärgert – und als es uns zu viel wurde, haben wir uns gewehrt. Nun schämt sie sich und möchte uns beweisen, dass sie auch anders sein kann. Ich glaube, es wäre gut, wenn sie sich ihre Geige schicken lassen dürfte!“
„Einverstanden“, meinte die Direktorin, die über Annes Offenheit lächeln musste. „Vor ein paar Minuten habe ich ihr die Erlaubnis verweigert. Würdest du ihr mitteilen, dass ich meine Meinung geändert habe? Sie kann ihr Telegramm nach Hause schicken. Sag ihr auch, dass ich mich freue, sie nächste Woche beim bunten Abend spielen zu hören.“
„Ja, Frau Theobald, und vielen Dank auch.“ Erfreut verließ Anne das Zimmer der Direktorin.
Anne schaute sich nach Marianne um. Sie fand sie im Gemeinschaftsraum. Immer noch waren ihre Augen vom Weinen rot. Sie saß da und blätterte lustlos in einem Buch herum.
„Marianne! Komm mit zur Post. Wir wollen dein Telegramm aufgeben!“, sagte Anne. „Frau Theobald erlaubt es. Und sie hat gesagt, dass sie sich freut, dich nächste Woche beim bunten Abend spielen zu hören.“
Erstaunt und erfreut schaute Marianne auf. Das war eine Überraschung! Mit glänzenden Augen stand sie auf.
„Anne! Das verdanke ich nur dir! Du bist echt lieb.“
„Es hing nicht allein von mir ab“, meinte Anne. „Beeil dich jetzt. Wir haben nicht mehr viel Zeit.“
Eilig rannten die beiden Mädchen zur Post. Das Telegramm wurde abgeschickt und zwei Tage später kam die Geige in Lindenhof an.
Marianne macht eine erstaunliche Entdeckung
Mit Feuereifer stürzte sich die Klasse auf die Vorbereitung des bunten Abends. Die meisten Schülerinnen und fast alle Lehrerinnen wollten die Veranstaltung besuchen. Sie sollte im Turnsaal stattfinden, denn dort gab es eine Bühne. Von Tag zu Tag wurde die Klasse aufgeregter, was Mamsell gar nicht gefiel. Sie konnte es nicht ertragen, wenn die Mädchen unaufmerksam waren. „Nanni! Hanni! Wo seid ihr mit euren Gedanken? Was habe ich gerade gefragt?“
Erschrocken starrten die Zwillinge Mamsell an. Keine von ihnen hatte die Frage gehört.
„Nanni! Nanni!“ Mamsell ließ nicht locker. „An was habt ihr in dem Moment gedacht? Seid ehrlich!“
„Ich habe an unseren bunten Abend gedacht“, erwiderte Hanni. „Es tut mir wirklich leid. Aber meine Gedanken sind einfach abgeschweift.“
„Und meine auch“, sage Nanni.
„Wenn sie wieder abschweifen, werde ich mir euren bunten Abend nicht ansehen“, drohte Mamsell.
Ein allgemeiner Protest erhob sich.
„Wenn Sie nicht kommen, lassen wir den bunten Abend ausfallen!“
„Mamsell, Sie müssen kommen! Mit Ihrem Lachen reißen Sie doch alle mit!“
„Ich komme nur, wenn ihr mir einen hübschen kleinen Aufsatz schreibt.“ Mamsell grinste. „Ihr berichtet mir, was sich alles bei dem bunten Abend ereignen wird. Ohne jeden Fehler. Damit macht ihr mir eine große Freude.“
Die Mädchen stöhnten laut. Französische Aufsätze schrieben sie gar nicht gern. Immerhin hatte dieser Einfall Mamsell in gute Stimmung versetzt und das war schon etwas!
Zwei Mädchen der Klasse beteiligten sich nicht am bunten Abend. Else hatte sich geweigert, einen Beitrag zu liefern, und hatte zudem noch angekündigt, nicht einmal zuschauen zu wollen. Und Carla war von niemandem aufgefordert worden mitzumachen. Alle waren davon überzeugt, dass das Unglücksmädchen unbegabt war und zu nichts zu gebrauchen sei. Carla fühlte sich zurückgesetzt und zog sich immer mehr von den anderen zurück. Nirgends zeigte sie ein besonderes Interesse, nur in Frau Quentins Unterricht schien sie aus ihren Träumen aufzuwachen. Zwar durfte sie nie eine Rolle spielen, aber sie schaute aufmerksam zu, wenn ihre Mitschülerinnen eine Szene aufführten. Elli nahm ganz begeistert an Frau Quentins Unterricht teil. Erstens durfte sie immer die Prinzessinnen und Feen spielen, denn sie sah wirklich niedlich aus, und zweitens betete sie die Lehrerin nach wie vor an. Für ein Lob von Frau Quentin tat sie einfach alles.
Doris wollte wieder ein paar Leute nachahmen. Diesmal hatte sie sich Mamsell, dazu die dicke, schlagfertige Köchin und außerdem die Hausmutter vorgenommen.
„Doris, du bist wirklich eine Wucht“, lachte Bobby, als sie sah, wie Doris als Hausmutter riesige Löffel Medizin verabreichte und kluge Ratschläge austeilte. „Du solltest zum Theater gehen.“
„Ich will aber Ärztin werden“, erklärte Doris.
„Wahrscheinlich wirst du eine recht gute“,
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