Kein Spaß ohne Hanni und Nanni
wohlfühlt.“
„Ich bin sehr froh, dass du so darüber denkst“, sagte Marianne. „Übrigens wollte Carla nicht, dass ich es der ganzen Klasse erzähle.“
„Das hast du ja nicht getan“, sagte Hilda. „Du hast es nur uns fünf erzählt – nicht der ganzen Klasse. Aber wir können eigentlich nichts für Carla tun. Sie hat dich ins Vertrauen gezogen – und aus diesem Grund musst du ihr helfen.“
„Ja“, riefen alle gleichzeitig.
„Das kann ich nicht.“ Marianne war erschrocken. „Ich bin doch hergekommen, um euch um Unterstützung zu bitten. Ich tauge nicht für solche Sachen.“
„Dann wirst du dich halt ein wenig anstrengen“, sagte Hilda in bestimmtem Ton. „Schau, Marianne, wir haben dir geholfen, als du es brauchtest – jetzt musst du für Carla das Gleiche tun. Sei nett zu ihr und kümmere dich ein bisschen um sie. Und wenn du sie überreden kannst, einmal vor uns Theater zu spielen, dann hören wir alle zu und klatschen Beifall. Und dann kann sie auch beim bunten Abend mitmachen.“
„Aber das geht nicht mehr. Die Programme sind schon alle geschrieben!“, wandte Nanni ein. „Und in drei Tagen ist es so weit!“
„Na ja, wir werden ja sehen“, meinte Marianne. „Einverstanden, Hilda! Ich werde tun, was ich kann. Aber versprechen will ich nichts – ich stelle mich immer reichlich ungeschickt an!“
Von da an bemühte sich Marianne um Carla, aber sehr wohl fühlte sie sich nicht dabei. Es wäre ihr lieber gewesen, wenn jemand andere diese Aufgabe übernommen hätte. Doch sie hielt, was sie versprochen hatte.
Carla war sehr überrascht und eigentlich nicht allzu erfreut, dass Marianne dauernd um sie herum war. „Carla, ich wollte dir gestern nicht wehtun“, sage Marianne, als sie einen Augenblick allein waren. „Ich drücke mich manchmal so unbeholfen aus. Aber glaube mir, ich würde so gern etwas für dich tun – wenn ich nur könnte.“
„Ich war gestern wirklich wütend auf dich“, erwiderte Carla. „Niemand wird gern ein Feigling genannt. Aber dann habe ich über alles nachgedacht. Im Grund hast du recht, Marianne. Ich sollte meiner Mutter nicht so viel vorjammern. Das belastet sie sicher und macht sie vielleicht noch kränker, als sie ohnehin ist.“
„Das glaube ich auch“, pflichtete Marianne ihr erleichtert bei. „Was meinst du, würde es ihr nicht gefallen, wenn du beim bunten Abend mitmachst? Wenn du das tust, was dir so viel Freude macht – Theater spielen. Zeig doch mal der Klasse, was du kannst!“
Carla zögerte. Ihre Mutter würde sich bestimmt freuen; aber sie habe große Scheu, vor all ihre Mitschülerinnen hinzutreten und sich so zu zeigen, wie sie war.
Marianne sah, dass Carla zögerte, und sie redete ihr noch mehr zu. „Schau, Carla, wenn du beim bunten Abend auftrittst, dann schreibe ich deiner Mutter und erzähle ihr, wie toll du warst und wie sehr uns dein Spiel gefallen hat. Glaubst du nicht, dass sie sich sehr darüber freuen würde?“
Carla war gerührt, dass Marianne ihrer Mutter schreiben wollte. Das bedeutete ihr viel mehr als alles andere.
„Du bist so lieb zu mir“, sagte sie. „Wirklich! Zuerst habe ich dich für ein herzloses, selbstsüchtiges Mädchen gehalten – aber so bist du gar nicht. Ich würde mich freuen, wenn wir Freundinnen sein könnten, Marianne. Du hast hier keine Freundin, und ich auch nicht. Ich glaube, wir würden uns gut verstehen!“
„Mag sein.“ Marianne zögerte. Sie dachte daran, dass sie ja nicht mehr lange in Lindenhof blieb. „Du weißt doch, dass ich am ersten November wieder gehe.“
„So geht es mir immer“, sagte Carla. „Die Mädchen, die ich mag, bleiben nie in meiner Schule.“
„Sei nicht gleich wieder traurig“, versuchte Marianne sie zu trösten. „Besser, wir sind eine Weile Freundinnen als gar nicht! Meinst du nicht auch? Aber eins möchte ich wahnsinnig gerne – dass du der ganzen Klasse zeigst, wie gut du Theater spielen kannst.“
Es tat Carla gut, dass sich Marianne ihrer annahm und sie so ermutigte. Sie lächelte Marianne dankbar an. Sie selbst war schwach und furchtsam – Marianne besaß Stärke und Bestimmtheit, auch wenn sie sich manchmal irrte. „Ich werde den Mädchen vorsprechen, wenn du es gerne möchtest“, sagte Carla schließlich.
„Heute Abend im Gemeinschaftsraum“, schlug Marianne vor. „Ich werde dir die Daumen halten, du brauchst gar keine Angst zu haben.“
Marianne freute sich, dass sie es geschafft hatte, Carla zu überzeugen. Sie berichtete
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