Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One
Carlson.
»Worüber?«
»Über Ihre Tochter.«
Jetzt erstarrte auch Hoyts Gesicht.
»Um genauer zu sein, wir würden Ihnen gern ein paar Fragen über die Beziehung Ihrer Tochter zu ihrem Mann, Dr. David Beck, stellen.«
Hoyt und Kim sahen sich an. »Warum?«, fragte Hoyt dann.
»Es betrifft eine laufende Ermittlung.«
»Was ist los? Sie ist seit acht Jahren tot. Ihr Mörder sitzt in der Todeszelle.«
»Bitte, Detective Parker. Wir sind alle auf der gleichen Seite.«
Es war still im Zimmer. Kim Parkers Lippen wurden immer schmaler und fingen an zu zittern. Hoyt sah seine Frau an und nickte den beiden Männern zu.
Carlson ließ Kim nicht aus den Augen. »Mrs Parker, wie würden Sie die Beziehung zwischen Ihrer Tochter und deren Mann beschreiben?«
»Sie haben sich sehr nahe gestanden, waren sehr verliebt.«
»Probleme gab es nicht?«
»Nein«, sagte sie. »Keine.«
»Würden Sie Dr. Beck als gewalttätig beschreiben?«
Sie sah bestürzt aus. »Nein, absolut nicht.«
Die FBI-Agenten schauten Hoyt an. Er nickte zustimmend.
»Hat Dr. Beck, soweit Sie wissen, Ihre Tochter je geschlagen?«
»Was?«
Carlson versuchte, freundlich zu lächeln. »Wenn Sie bitte einfach die Frage beantworten würden?«
»Niemals«, sagte Hoyt. »Niemand hat meine Tochter je geschlagen.«
»Sind Sie sicher?«
Mit fester Stimme: »Sehr.«
Carlson sah Kim an. »Mrs Parker?«
»Er hat sie so geliebt.«
»Ich verstehe, Ma’am. Aber viele Männer, die ihre Frauen schlagen, behaupten, sie zu lieben.«
»Er hat sie nie geschlagen.«
Hoyt blieb stehen. »Was geht hier eigentlich vor?«
Carlson warf Stone einen kurzen Blick zu. »Wenn es Ihnen recht ist, würde ich Ihnen gerne ein paar Fotos zeigen. Sie sind schwer zu ertragen, ich halte es aber für wichtig.«
Stone reichte Carlson den braunen Briefumschlag. Carlson öffnete ihn. Langsam, eins nach dem anderen, legte er die Fotos der verletzten Elizabeth auf den Couchtisch. Dabei beobachtete er die ganze Zeit Kims und Hoyts Reaktionen. Wie erwartet stieß Kim Parker einen leisen Schrei aus. Hoyt Parker schien mit sich selbst zu kämpfen, bis sich in seiner Miene eine abwesende Leere ausbreitete.
»Wo haben Sie die her?«, fragte Hoyt leise.
»Kennen Sie diese Bilder?«
»Nein«, sagte er. Er sah seine Frau an. Sie schüttelte den Kopf.
»Aber ich erinnere mich an die blauen Flecken«, versuchte Kim Parker zu beschwichtigen.
»Wann war das?«
»Genau weiß ich es nicht mehr. Nicht allzu lange vor ihrem Tod. Aber als ich sie gesehen habe, waren sie nicht so …«, sie suchte nach dem richtigen Wort, »… ausgeprägt.«
»Hat Ihre Tochter Ihnen erzählt, woher sie die Prellungen hatte?«
»Sie sagte, sie hätte einen Autounfall gehabt.«
»Mrs Parker, wir haben uns bei der Versicherungsgesellschaft Ihrer Tochter erkundigt. Sie hat keinen Autounfall gemeldet. Wir sind auch die Polizeiakten durchgegangen. Niemand hat je Anzeige gegen sie erstattet. Und die Polizei hat auch keinen Bericht vorliegen, in dem ihr Name erwähnt wird.«
»Und was heißt das alles?«, mischte Hoyt sich ein.
»Ganz einfach. Wenn Ihre Tochter keinen Autounfall hatte, woher stammen dann diese Verletzungen?«
»Sie glauben, ihr Mann hat sie ihr zugefügt?«
»Das ist eine von mehreren Hypothesen.«
»Und worauf beruht die?«
Die beiden Männer zögerten. Für dieses Zögern konnte es zwei Gründe geben: nicht in Gegenwart einer Dame oder nicht in Gegenwart von Zivilisten. Hoyt ging auf das versteckte Anliegen ein. »Kim, hast du etwas dagegen, wenn ich kurz allein mit den Agenten spreche?«
»Nicht im Geringsten.«
Sie erhob sich mit weichen Knien und stolperte zur Treppe. »Ich bin im Schlafzimmer.«
Als sie verschwunden war, sagte Hoyt: »Okay, ich höre.«
»Wir glauben nicht, dass Dr. Beck Ihre Tochter nur geschlagen hat«, sagte Carlson. »Wir glauben, er hat sie ermordet.«
Hoyts Blick wanderte von Carlson zu Stone, dann wieder zurück zu Carlson, als warte er auf die Pointe. Als keine kam, ging er zum Sessel hinüber. »Das müssen Sie mir näher erläutern.«
14
Was hatte Elizabeth mir noch verschwiegen?
Als ich die 10 th Avenue entlang zum Quick-n-Park ging, versuchte ich wieder, die Fotos als bloße Dokumentation ihrer Verletzungen aus dem Autounfall abzutun. Ich weiß noch, wie unbekümmert sie damals über die ganze Sache hinweggegangen war. Nur ein Blechschaden, hatte sie gesagt. Nichts Wichtiges. Als ich nach den Einzelheiten fragte, hatte sie mich mehr oder weniger
Weitere Kostenlose Bücher