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Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Titel: Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Seine Frau arbeitete abends oft länger, manchmal bis spät in die Nacht, oder sie schlief sogar auf der alten Liege hinten in der Ecke ihres Ateliers. Als es langsam auf vier Uhr morgens zuging und Rebecca immer noch nicht zu Hause war, machte er sich zwar Sorgen, geriet jedoch nicht in Panik.
    Das versuchte er sich zumindest einzureden.
    Gary wählte die Nummer ihres Ateliers, erreichte aber nur den Anrufbeantworter. Auch das war nicht unüblich. Rebecca hasste es, wenn sie bei der Arbeit gestört wurde. Sie hatte sich nicht einmal einen Nebenanschluss in die Dunkelkammer legen lassen. Er hinterließ eine Nachricht und ging wieder ins Bett.
    Er schlief unruhig, wachte immer wieder auf und überlegte, ob er noch etwas tun sollte, aber dann wäre Rebecca nur sauer geworden. Sie legte großen Wert auf ihre Unabhängigkeit, und wenn in ihrer ansonsten gut funktionierenden Beziehung Spannungen auftraten, hatte es meist mit seinem eher traditionellen Lebensstil zu tun, durch den er ihre Kreativität beschnitt . Wie sie es auszudrücken pflegte.
    Also ließ er ihr Raum. Um ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen, oder was auch immer.
    Um sieben Uhr morgens waren die Sorgen in echte Angst umgeschlagen. Garys Anruf weckte Arturo Ramirez, Rebeccas hageren, immer ganz in Schwarz gekleideten Assistenten.
    »Ich bin grad erst nach Haus gekommen«, beschwerte Arturo sich schläfrig.
    Gary erklärte ihm die Situation. Arturo, der in Straßenkleidung eingeschlafen war, zog sich gar nicht erst um. Er rannte aus der Tür. Gary versprach, ebenfalls zum Atelier zu kommen. Er schwang sich in die Linie A in Richtung Downtown.
    Arturo war zuerst da und stellte fest, dass die Tür zum Atelier nur angelehnt war. Er stieß sie auf.
    »Rebecca?«
    Keine Antwort. Noch einmal rief Arturo ihren Namen. Wieder nichts. Er trat ein und sah sich um. Sie war nicht da. Er öffnete die Tür zur Dunkelkammer. Der übliche stechende Geruch der Entwicklungsflüssigkeiten dominierte zwar, vermischte sich aber mit einem anderen schwachen Aroma, das er nicht richtig zuordnen konnte, von dem ihm aber trotzdem die Haare zu Berge standen.
    Etwas unverkennbar Menschliches.
    Als Gary um die Ecke kam, hörte er den Schrei.

21
    Am Morgen kaufte ich mir einen Bagel zum Frühstück und fuhr eine Dreiviertelstunde auf der Route 80 Richtung Westen. In New Jersey ist die Route 80 ein ziemlich unscheinbarer Streifen Asphalt. Hinter Saddle Brook werden die Gebäude weitgehend von einheitlichen Baumreihen zu beiden Seiten der Straße abgelöst. Nur Verkehrsschilder durchbrechen das monotone Bild.
    Als ich die Ausfahrt 163 bei Gardensville herunterfuhr, bremste ich kurz ab und warf einen Blick ins hohe Gras. Mein Herz pochte heftig. Ich war hier noch nie gewesen - die letzten acht Jahre hatte ich diesen Abschnitt der Interstate bewusst gemieden -, aber hier war es passiert: Keine 100 Meter von hier hatte man Elizabeths Leiche gefunden.
    Ich warf noch einen kurzen Blick auf die Wegbeschreibung, die ich mir letzte Nacht ausgedruckt hatte. Auf Mapquest.com war sogar das Büro des Gerichtsmediziners verzeichnet, daher kannte ich den Weg auf 100 Meter genau. Das Gebäude hatte im Erdgeschoss eine Reihe Schaufenster, deren Jalousien geschlossen waren und weder Werbung noch andere Aufschriften trugen. Darüber erhob sich ein schlichter, schmuckloser Backstein-Quader - doch was sollte man auch anderes von einem Leichenschauhaus erwarten? Ich war ein paar Minuten vor halb neun da und parkte auf dem Hof. Das Büro war noch geschlossen. Gut.
    Ein kanariengelber Cadillac Seville fuhr auf den Stellplatz mit der Aufschrift: Timothy Harper, County Medical Examiner. Der Fahrer drückte seine Zigarette aus - ich staune immer wieder, wie viele Leichenbeschauer rauchen - und stieg aus. Harper war wie ich knapp eins achtzig groß, hatte olivbraune Haut und lichtes, graues Haar. Als er mich an der Tür stehen sah, setzte er eine ernste Miene auf. Wegen einer guten Nachricht kam niemand morgens um halb neun ins Leichenschauhaus.
    Langsam näherte er sich. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Dr. Harper?«
    »Ja, der bin ich.«
    »Ich bin Dr. David Beck.« Doktor. Wir waren also Kollegen. »Ich würde Sie gerne kurz sprechen.«
    Der Name entlockte ihm keine Reaktion. Er zog einen Schlüssel aus der Tasche und öffnete die Tür. »Gehen wir doch in mein Büro.«
    »Vielen Dank.«
    Ich folgte ihm einen Korridor entlang. Harper betätigte ein paar Lichtschalter. Widerstrebend sprangen die Neonröhren an

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