Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One
war.«
»Ja.«
»Vielleicht sogar Ihr größter?«
»Vor drei Jahren hatten wir hier diesen Pizzaservice-Lustmord«, sagte er. »Aber ja, es war jedenfalls einer der größten.«
»Und trotzdem wissen Sie nicht mehr, ob der Vater der Toten Schwierigkeiten hatte, sie zu identifizieren?«
Diese Befragung gefiel ihm nicht. »Bei allem Respekt, Dr. Beck, ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen.«
»Ich bin ein trauernder Ehemann. Ich stelle Ihnen nur ein paar einfache Fragen.«
»Ihr Ton«, sagte er, »kommt mir ein bisschen feindselig vor.«
»Müsste er das sein?«
»Was soll das denn heißen?«
»Woher wussten Sie, dass sie von KillRoy umgebracht worden ist?«
»Ich wusste es nicht.«
»Und wie kam das FBI ins Spiel?«
»Es gab da ein paar Anzeichen …«
»Meinen Sie das eingebrannte K?«
»Ja.«
Ich kam langsam in Fahrt und hatte das seltsame Gefühl, dass ich das Richtige tat. »Sie wurde also von der Polizei eingeliefert. Daraufhin haben Sie die Leiche untersucht und dabei das eingebrannte K entdeckt …«
»Nein, sie waren von Anfang an dabei. Die Leute vom FBI, meine ich.«
»Schon bevor die Leiche hier war?«
Er sah in die Luft, entweder weil er überlegte oder weil er sich etwas ausdachte. »Oder direkt danach. Das weiß ich nicht mehr.«
»Wie haben die so schnell von der Leiche erfahren?«
»Weiß ich nicht.«
»Sie haben auch keine Vermutung?«
Harper verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich könnte spekulieren, dass einer der Officers am Tatort das Brandzeichen entdeckt und das FBI informiert hat. Aber das wäre reine Mutmaßung.«
Mein Pieper vibrierte an meinem Gürtel. Ich sah mir die Nummer an. Ein Notfall in der Klinik.
»Es tut mir Leid, dass Sie einen solchen Verlust erlitten haben«, sagte er professionell. »Ich verstehe, dass Ihnen der Tod Ihrer Frau großen Kummer bereitet hat, bin heute aber leider sehr beschäftigt. Vielleicht können wir in ein oder zwei Wochen einen Termin vereinbaren …«
»Wie lange dauert es, bis die Akte meiner Frau hier ist?«, fragte ich.
»Ich weiß gar nicht, ob ich Ihnen einfach so Einblick in die Akte gewähren darf. Ich muss mich zuerst einmal …«
»Der Freedom of Information Act.«
»Bitte?«
»Ich habe es heute Morgen nachgeschlagen. Der Fall meiner Frau ist abgeschlossen. Als Angehöriger habe ich das Recht, ihre Akte einzusehen.«
Das musste Harper wissen - ich war bestimmt nicht der Erste, der einen Obduktionsbericht sehen wollte. Er fing auch gleich an, etwas übereifrig zu nicken. »Trotzdem müssen Sie den Dienstweg einhalten und die entsprechenden Formulare ausfüllen.«
»Wollen Sie mich hinhalten?«, fragte ich.
»Wie bitte?«
»Meine Frau ist einem furchtbaren Verbrechen zum Opfer gefallen.«
»Das ist mir klar.«
»Und ich habe das Recht, ihre Akte einzusehen. Wenn Sie das verzögern, frage ich mich, warum. Ich habe nie öffentlich über meine Frau oder ihren Mörder gesprochen. Ich bin gerne bereit, das jetzt nachzuholen. Und am Ende fragen wir uns dann alle, warum der hiesige Gerichtsmediziner mir bei einer so einleuchtenden Bitte das Leben schwer macht.«
»Das hört sich an wie eine Drohung, Dr. Beck.«
Ich stand auf. »Ich komme morgen Früh wieder«, sagte ich. »Es wäre schön, wenn die Akte meiner Frau dann hier bereitläge.«
Ich handelte. Das war ein verdammt gutes Gefühl.
22
Die beiden Detectives Roland Dimonte und Kevin Krinsky von der Mordkommision des New York Police Department waren als Erste am Tatort, noch vor den Kollegen von der Schutzpolizei. Dimonte, ein Mann mit fettigem Haar und einer Vorliebe für scheußliche Schlangenlederstiefel sowie zerkaute Zahnstocher, übernahm das Kommando. Er bellte Befehle.
Der Tatort wurde unverzüglich abgeriegelt. Ein paar Minuten später machten sich die Leute von der Spurensicherung darüber her.
»Sorgt dafür, dass die Zeugen sich nicht untereinander absprechen können«, ordnete Dimonte an.
Es gab nur zwei Zeugen: den Ehemann und diesen merkwürdigen Wechselbalg in Schwarz. Der Ehemann kam Dimonte ziemlich aufgelöst vor, das konnte allerdings auch Schauspielerei sein. Aber immer schön der Reihe nach.
Dimonte, der weiter auf seinem Zahnstocher herumkaute, nahm den Wechselbalg beiseite - er hieß auch noch Arturo. Der Junge war ziemlich blass. Normalerweise hätte Dimonte auf Drogen getippt, aber der Kerl hatte gereihert, als er die Leiche entdeckte.
»Alles okay?«, fragte Dimonte. Als würde ihn das interessieren.
Arturo
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