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Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Titel: Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Messer zurückzuführen waren.
    Carlson zog sein Notizbuch und den Mont-Blanc-Füller aus der Tasche. Er schrieb Wunden durch Verteidigung gegen Angriff mit Messer?!?! und unterstrich es mehrmals. Verteidigung? Das war nicht KillRoys Stil. KillRoy folterte seine Opfer. Er fesselte sie, tat ihnen schreckliche Dinge an, und wenn sie nicht mehr zu sich kamen, brachte er sie um.
    Wieso hatte sie solche Schnittwunden an den Händen?
    Carlson las weiter. Er überflog Haar- und Augenfarbe und dann, in der Mitte der zweiten Seite, entdeckte er den nächsten Hammer.
    Elizabeth Beck war post mortem gebrandmarkt worden.
    Carlson las die Stelle noch einmal. Er nahm sein Notizbuch und schrieb post mortem hinein. Das passte nicht. KillRoy hatte all seine Opfer gebrandmarkt, als sie noch am Leben waren. Vor Gericht war viel darüber gesprochen worden, wie sehr er den Geruch versengten Fleischs liebte, wie er die Schreie der Opfer genoss, während er ihnen das glühende Brandzeichen auf die Haut drückte.
    Erst die Verteidigungswunden. Dann das. Da stimmte etwas nicht.
    Carlson nahm seine Brille ab und schloss die Augen. Chaos, dachte er bei sich. Chaos zerrte an seinen Nerven. Ein paar Ungereimtheiten waren normal, hier jedoch unterminierten sie das ganze Gefüge.
    Einerseits bestätigte der Obduktionsbericht seine ursprüngliche Hypothese, dass der Mord an Elizabeth Beck so inszeniert war, dass der Verdacht auf KillRoy fallen musste, andererseits löste sich die Theorie plötzlich am anderen Ende auf.
    Er versuchte, sich die Sache Schritt für Schritt durch den Kopf gehen zu lassen. Erstens: Warum war Beck so scharf darauf, diese Akte zu sehen? Oberflächlich betrachtet lag die Antwort jetzt auf der Hand. Jeder, der diesen Bericht aufmerksam las, würde merken, dass Elizabeth Beck mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht von KillRoy umgebracht worden war. Mit hundertprozentiger Sicherheit konnte man das allerdings nicht sagen. Im Gegensatz zu dem, was man meist hört, sind Serienmörder nämlich keine reinen Gewohnheitstiere. KillRoy konnte seinen Modus operandi geändert oder sich ein bisschen Abwechslung gegönnt haben. Nach dieser Lektüre musste er die ganze Sache jedoch noch einmal neu überdenken.
    Damit rückte aber eine Frage in den Mittelpunkt: Warum waren diese offensichtlichen Unstimmigkeiten damals niemandem aufgefallen?
    Carlson ging verschiedene Möglichkeiten durch. Für den Mord an Elizabeth Beck war nie Anklage gegen KillRoy erhoben worden. Die Gründe dafür lagen jetzt auf der Hand. Vielleicht hatten die Ermittler die Wahrheit geahnt. Vielleicht hatten sie bemerkt, dass Elizabeth Beck nicht zu den anderen Fällen passte, hatten aber KillRoys Verteidigung nicht dadurch stärken wollen, dass sie diesen Umstand öffentlich machten. Das Problem bei der Anklageerhebung gegen einen Serienmörder besteht darin, dass die Staatsanwaltschaft, um die Verurteilung nicht zu gefährden, im Allgemeinen ein so weitmaschiges Netz auswirft, dass immer irgendetwas hindurchrutscht. Anderenfalls bräuchte die Verteidigung nur einen Fall auseinander zu pflücken, Unstimmigkeiten bei einem der vielen Morde aufzuzeigen, und schon infiziert dieser Makel auch die anderen Fälle. Sofern der Täter kein Geständnis abgelegt hat, bringt man daher meist nicht alle Morde vor Gericht. Man geht Schritt für Schritt vor. Da das den Ermittlern klar sein musste, hatten sie vielleicht gehofft, dass der Mord an Elizabeth Beck einfach unter den Tisch fiel.
    Doch auch mit diesem Szenario gab es erhebliche Probleme.
    Elizabeth Becks Vater und Onkel - beides Männer mit langjähriger Erfahrung in der Strafverfolgung - hatten die Leiche gesehen. Höchstwahrscheinlich hatten sie auch diesen Obduktionsbericht gesehen. Hätten ihnen die Unstimmigkeiten nicht ins Auge fallen müssen? Hätten sie den Mörder ihrer Tochter oder Nichte laufen lassen, um KillRoys Verurteilung nicht zu gefährden? Carlson bezweifelte es.
    Und was hieß das nun?
    Er las weiter in der Akte und stolperte über das nächste dicke Ding. Die Klimaanlage hatte den Wagen jetzt so weit heruntergekühlt, dass er bis auf die Knochen fror. Carlson öffnete ein Fenster und zog den Schlüssel aus der Zündung. Die Überschrift lautete: Toxikologische Untersuchung. Nach Auskunft des Labors waren in Elizabeth Becks Blut Kokain und Heroin gefunden worden. Und damit nicht genug: Auch im Gewebe und in den Haaren waren Spuren dieser Drogen entdeckt worden, was belegte, dass sie sie nicht nur gelegentlich

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