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Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Titel: Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Blick zu.
    »War sie Ihre Klientin, Mr Flannery?«
    Er räusperte sich. »Nein«, sagte er. »Nein, sie war nicht meine Klientin.«
    »Aber Sie erinnern sich an sie.«
    Flannery rutschte auf seinem Stuhl herum. »Ja.«
    »Worüber haben Sie mit ihr gesprochen?«
    »Das ist lange her, Dr. Beck.«
    »Wollen Sie damit sagen, Sie erinnern sich nicht mehr daran?«
    Er gab keine direkte Antwort. »Ihre Frau«, sagte er, »wurde ermordet, nicht wahr? Ich weiß noch, dass ich damals etwas über ihren Tod in den Nachrichten gesehen habe.«
    Ich versuchte, beim Thema zu bleiben. »Warum war sie bei Ihnen, Mr Flannery?«
    »Ich bin Anwalt«, sagte er und hätte sich beinahe in die Brust geworfen.
    »Aber Sie haben sie nicht vertreten.«
    »Trotzdem«, sagte er und versuchte die Oberhand zu gewinnen. »Ich kann meine Arbeitszeit nicht einfach so vergeuden.« Er hustete in seine Hand. »War nicht von einem Vorschuss die Rede?«
    Ich sah über meine Schulter, aber Tyrese war schon unterwegs. Er hatte die Banknotenrolle in der Hand und pellte Scheine ab. Dann warf er drei Hunderter auf den Schreibtisch, maß Flannery mit einem entschlossenen Blick durch die Sonnenbrille und nahm seinen Platz an der Wand wieder ein.
    Flannery betrachtete das Geld, rührte es jedoch nicht an. Er tippte die Fingerspitzen aneinander, dann legte er die Handflächen zusammen. »Und wenn ich mich weigere, es Ihnen zu erzählen?«
    »Ich wüsste nicht, warum Sie das tun sollten«, erwiderte ich. »Ihre Gespräche mit ihr fallen doch nicht unter die Schweigepflicht, oder?«
    »Das meine ich nicht«, sagte Flannery. Er sah mir in die Augen und zögerte. »Haben Sie Ihre Frau geliebt, Dr. Beck?«
    »Sehr.«
    »Haben Sie wieder geheiratet?«
    »Nein«, sagte ich. Dann: »Was hat das mit dieser Angelegenheit zu tun?«
    Er lehnte sich zurück. »Gehen Sie«, sagte er. »Nehmen Sie Ihr Geld und gehen Sie.«
    »Es ist wichtig, Mr Flannery.«
    »Wieso? Ihre Frau ist seit acht Jahren tot. Der Mörder sitzt in der Todeszelle.«
    »Was wollen Sie mir vorenthalten?«
    Flannery antwortete nicht sofort. Tyrese löste sich wieder von der Wand. Er trat näher an den Schreibtisch heran. Flannery beobachtete ihn und überraschte mich, indem er einen müden Seufzer ausstieß. »Tun Sie mir einen Gefallen«, sagte er zu Tyrese. »Hören Sie mit dem Theater auf, okay? Ich habe Spinner vertreten, gegen die sehen Sie aus wie Mary Poppins.«
    Tyrese wollte offenbar reagieren, doch das hätte uns nicht weitergebracht. Ich sagte seinen Namen. Er drehte sich zu mir um. Ich schüttelte den Kopf. Tyrese ging zurück zur Wand. Flannery zupfte an seiner Unterlippe herum. Ich ließ ihn machen. Ich hatte Zeit.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie das wirklich wissen wollen«, meinte er schließlich.
    »Doch, das will ich.«
    »Davon kommt ihre Frau auch nicht zurück.«
    »Vielleicht schon«, entgegnete ich.
    Das weckte sein Interesse. Er sah mich mit gefurchter Stirn an, aber irgendetwas gab nach.
    »Bitte«, sagte ich.
    Er drehte sich mit dem Stuhl zur Seite, lehnte sich weit zurück und starrte hinauf zu den Rollos, die irgendwann zu Zeiten des Watergate-Skandals angefangen hatten, zu vergilben und die ersten Risse zu bekommen. Er faltete die Hände über dem Bauch. Ich beobachtete, wie sie sich mit seinen Atemzügen auf und ab bewegten.
    »Ich war damals Pflichtverteidiger«, fing er an. »Sie wissen, was das ist?«
    »Sie haben die Armen verteidigt«, sagte ich.
    »So in der Art. In den Miranda-Rechten heißt es, dass man auch dann das Recht auf einen Strafverteidiger hat, wenn man sich keinen leisten kann. Ich war einer von denen, die man dann zugewiesen bekommt.«
    Ich nickte, was er allerdings nicht sah, da er immer noch zu den Rollos hinaufstarrte.
    »Jedenfalls war ich damals mit einem der namhaftesten Mordprozesse des Staates betraut.«
    Etwas Kaltes kroch in meine Magengrube. »Mit welchem?«, fragte ich.
    »Mit dem Brandon-Scope-Mord. Der Milliardärssohn. Erinnern Sie sich noch daran?«
    Vor Schreck erstarrte ich. Ich konnte kaum atmen. Kein Wunder, dass mir der Name Flannery bekannt vorgekommen war. Brandon Scope.
    Fast hätte ich den Kopf geschüttelt, allerdings nicht, weil ich mich nicht an den Fall erinnerte, sondern weil ich wollte, dass er mehr erzählte.
    Um keine Unklarheiten aufkommen zu lassen, hier eine kurze Zusammenfassung: Brandon Scope wurde im Alter von 33 Jahren bei einem Raubüberfall ermordet. Das war vor acht Jahren. Ja, vor acht Jahren. Etwa zwei

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