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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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durchgearbeitet: nichts. Fingerabdrücke von zahlreichen Kinderfingern, unter anderem von den beiden Schwestern, aber ansonsten nichts Besonderes, schon gar nicht irgendwelche virenverseuchten Spielsachen.«
    »Was kannst du uns überhaupt zu diesem Virus berichten, den ich dir durchgegeben hatte?«
    »Ich habe ein Dossier angefangen und trage euch jetzt nur das Wichtigste vor. Den ganzen wissenschaftlichen Kram wollt ihr ja eh nicht wissen. Der Virus, eigentlich müsste es das Virus heißen, aber das sagt ja so keiner, der Virus kommt eigentlich nur in Amerika vor. Für Deutschland habe ich einen Hinweis gefunden, dass zuletzt 1911 in einem Pferderennstall in Werne an der Lippe, das liegt bei Hamm in Westfalen, mehrere Pferde daran gestorben sind. Die Symptome bei Pferden und Menschen sind ähnlich. Ich habe sie mit dem abgeglichen, was wir über den Krankheitsverlauf bei Anne Altmüller wissen. Es gibt da erhebliche Übereinstimmungen.«
    »Okay, das wird Niko noch mit dem Arzt im Mutterhaus direkt abstimmen. Der hat ja schließlich Anne behandelt und müsste das genau sagen können«, gab Buhle zu bedenken.
    »Jo, auf jeden Fall gibt es keine Impfstoffe gegen den Virus und auch keine wirklichen Behandlungsmöglichkeiten. Man kann nur die auftretenden Krankheitssymptome wie Fieber, Durchfall und so weiter bekämpfen. Über die Inkubationszeit habe ich unterschiedliche Angaben gefunden. Mal heißt es ein bis sieben Tage, mal sind es ein bis drei Wochen. Tödlich ist der Virus für den Menschen nicht zwangsläufig. Auch da gibt es verschiedene Angaben: fünf oder zehn Prozent werden genannt. Die Tiermedizinische Hochschule Hannover spricht sogar von sieben bis zwanzig Prozent und dass die Hälfte der erkrankten Kinder geistig behindert, labil oder spastisch gelähmt bleibt. Dies sind Angaben für die westamerikanische Pferdeenze-pha-lo-my-e-litis. Ich frage mich, wer sich solche Begriffe ausdenkt, die kein Mensch aussprechen kann. Wenn ich das richtig verstanden habe, gelten die genannten Zahlen aber nur für die tatsächlich an Gehirnentzündung erkrankten Kinder, und das sind bei Weitem nicht alle, die mit dem Virus in Kontakt kommen. In einem Bericht habe ich da von nur zwei Prozent gelesen. Also summa summarum ist es gar nicht so wahrscheinlich, krank zu werden und dann auch noch daran zu sterben.«
    Alle hatten interessiert zugehört. Wenn die kleine Anne tatsächlich von einem Virus getötet wurde, den ihr Vater eingeschleppt hatte, und Alexander Altmüller war sich dessen bewusst geworden, könnte sein Unfall dann nicht auch ein Suizid gewesen sein? Aber dafür wäre dessen Hergang eigentlich viel zu unsicher geplant gewesen, korrigierte Buhle sich gleich selbst.
    »Euch interessiert vielleicht mehr, was diese Viren mit biologischen Kampfstoffen zu tun haben«, fuhr Tard fort. »Diese … ich sag jetzt einfach mal EEV -Viren sind Alphaviren, und die gelten als potenzielle Biowaffen. Aber auch Bakterien, Pilze, Toxine können als Biowaffen eingesetzt werden. Mal so nebenbei: Seit 1973 gibt es eine von der UNO verabschiedete Biowaffenkonvention, die die Herstellung und Verbreitung von Biowaffen verhindern soll. Scheinen sich aber nicht alle daran zu halten. Die Sowjets hatten einen ganzen Forschungsapparat aufgebaut, mit dem netten Namen »Biopreparat«. Die haben eine venezolanische Variante, das VEEV -Virus dafür verwendet und zusammen mit Pockenviren einen neuen biologischen Kampfstoff mit dem netten Namen Veepox kreiert. Auch die USA ist da offensichtlich noch aktiv dabei. Ich habe einen Zeitungsartikel gefunden, in dem von Unregelmäßigkeiten in einem US -amerikanischen Biowaffenlabor in Fort Detrick in Maryland berichtet wird. Da waren plötzlich mehr Probenröhrchen, als es sein durften. Ganz offen auf Wikipedia kann man lesen, dass die Amerikaner immer noch nach sogenannten nicht tödlichen Biowaffen forschen. Genannt werden Mikroben, die abiotisches Material zerstören sollen. Also wenn ihr mich fragt: Menschen sind schon pervers, oder?«
    »Allerdings«, stimmte Buhle zu. »Wie gefährlich sind die Viren, mit denen in Luxemburg geforscht wurde?«
    »Sie haben ein mittleres Gefahrenpotenzial, also nicht so gefährlich wie eben Pocken oder Anthrax oder Ebola-Viren.«
    »Und warum macht man dann Biowaffen daraus, wenn es Schlimmeres gibt?«, fragte Steffen nach. Tard zuckte zur Antwort nur mit den Schultern.
    »Vielleicht hat Altmüller in seinem Ehrgeiz da eine Story gewittert, die es so nicht gibt.«

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