Kein Tod wie der andere
gesucht. Das waren jetzt nicht wirklich geheime Sachen, aber …« Ihre Stimme war kaum noch hörbar.
»Aber das hätten Sie nicht tun dürfen?«
»Nein, sicher nicht.«
»Mehr wollte Alexander Altmüller nicht von Ihnen?«
»Einmal hatte er mich gefragt, ob es für ihn eine Möglichkeit gäbe, in eines der Hochsicherheitslabore hineinzukommen. Er gab vor, einfach besser über etwas schreiben zu können, das er selbst gesehen hat und nicht nur von Schilderungen anderer kennt. Das wäre für ihn als Journalisten eine absolute Notwendigkeit. Aber ich habe keine Zutrittsgenehmigung für diese Labore und konnte ihm nicht weiterhelfen. Ich … ich hatte kurzzeitig die Befürchtung, er würde mich drängen, über Dritte diesen Zugang zu bewirken. Ich weiß nicht, was ich da gemacht hätte. Aber dann hat er davon nicht mehr gesprochen.«
»Wann war das?«
»Es war Aschermittwoch, als er mich das gefragt hat. Ich weiß das noch wegen, na, halt wegen Aschermittwoch. Ich dachte, wenn ich ihm das nicht ermöglichen kann, wäre vielleicht alles …«
»War danach alles vorbei?« Buhle hatte geglaubt, dass Nanette Bonitzer zuvor schon alle Tränen aufgebraucht hätte, doch ihre Augen füllten sich bereits wieder.
»Nein. Es war zunächst wie vorher. Obwohl Alexander weniger Zeit hatte und wir uns seltener trafen. Anfang April war er dann total verändert. Ich kam gar nicht mehr an ihn ran. Er wirkte sehr unglücklich, sagte aber nicht, was ihn bewegte. Ich weiß noch, wie ich ihm das erste Mal überhaupt Vorwürfe gemacht habe, er würde mir nicht vertrauen. Aber jetzt weiß ich ja …«
Buhle wartete wieder, bis sie sich beruhigt und mit einem Taschentuch die Nase geputzt hatte. Zwischendurch hatte er zu Ducard geschaut, der völlig ruhig in der Sofaecke saß, als ob er gar nicht wahrgenommen werden wollte. Er hatte Buhle aber zu verstehen gegeben, dass er mit seiner Vorgehensweise einverstanden war.
»Sie haben damals nicht gewusst, dass seine Tochter gestorben war?«
»Nein.« Sie schniefte noch immer. »Er hatte mir nichts gesagt. Auch nicht … auch nicht, als er dann Schluss gemacht hat.«
»Wann war das?«
»Am zwölften Mai, einem Donnerstag.«
»Haben Sie ihn danach noch gesehen?«
»Einmal noch, genau eine Woche später. Ich habe ihn angefleht, aber er war völlig abweisend, verletzend. Ein völlig anderer Mensch, als ich ihn kannte. Er … er hat …«
»Ja?«
»Er hat behauptet, er hätte mit mir nur etwas angefangen, weil er an Informationen aus dem Labor kommen wollte. Ich … ich kann es auch heute noch nicht glauben, dass es so war. Er war … so liebevoll, am Anfang.«
Buhle ließ etwas Zeit verstreichen. Nanette Bonitzer war jetzt irgendwo in ihrem Innern auf der Suche nach etwas, das es nicht gab, das es vielleicht niemals gegeben hatte.
»Frau Bonitzer, danach haben Sie nichts mehr von ihm gehört, sich nicht mehr mit ihm getroffen?«
Sie schüttelte den Kopf, schien aber wieder zurückzukommen.
»Und wie ging es dann weiter?«
»Ich habe versucht, mich mit Arbeit zu betäuben. Etwas anderes kenne ich nicht. Aber es hat nicht wirklich geklappt. Dann … vor genau einer Woche, am Mittwoch, klingelte mein Handy, und seine Nummer war auf dem Display. Ich war außer mir vor Freude und umso schockierter, als seine Frau am Apparat war.«
»Woher hatte Suzanne Altmüller Ihre Nummer?«
»Alex hatte ein Handy nur für unseren Kontakt, mit einer Prepaidkarte. Ich hatte ihm hoch und heilig versprechen müssen, nie bei ihm zu Hause anzurufen. In der Zeit, in der er sich nicht gemeldet hatte, hatte ich daran gedacht, es doch zu tun, es dann aber nicht gemacht.«
»Und Frau Altmüller hat Sie dann von diesem Handy ihres Mannes aus angerufen?«
»Ja, sie gab vor, mich treffen zu wollen, um sich mit mir auszusprechen, unter Frauen. Ich hatte noch gehofft, dass Alex sich vielleicht doch anders entschieden hätte, sich vielleicht doch noch für mich … entschieden hätte.«
Buhle hörte ohne weitere Fragen zu, wie Nanette Bonitzer von ihrem Treffen mit Suzanne Altmüller berichtete. Erst als sie erzählte, dass sie später noch einmal zur Sauer zurückgegangen sei, hakte er nach.
»Sie sind also nicht nur am Radweg spazieren gegangen, sondern sind zurück zu der Stelle, wo Sie die Auseinandersetzung mit Frau Altmüller hatten.«
»Ja, ich hatte sie ja vorher so daliegen gesehen und hatte Angst, dass ich ihr etwas …«
»Was haben Sie dann gesehen, als Sie zurückgekommen
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