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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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eines Feldweges und hatte zunächst keine Ahnung gehabt, wo sie war. Es war ihr auch egal. Alexander war tot. Einfach tot. Sie wusste nicht einmal, wie lange schon.
    Es hatte gedauert, bis die Bilder zurückkamen, diese schrecklichen Bilder, in denen Suzanne ihr die Nachricht an den Kopf geschleudert, in denen Suzanne sich auf sie gestürzt und Nanette sich gewehrt hatte. Vor ihrem inneren Auge hatte die Gestalt, die am Ufer des Flusses, halb im Wasser und ohne Regung, dagelegen hatte, immer klarere Konturen bekommen.
    Sie hatte überlegt, was sie tun sollte, lange überlegt. Dann hatte sie sich einen Ruck gegeben, ihr Navi angeschaltet, und festgestellt, dass sie in der Nähe eines Ortes namens Dockendorf gelandet war. Sie war von dem hängigen Wiesenweg hinunter auf eine leere, schmale Straße und über die B 257 zurück in Richtung der Sauer gefahren.
    Als es jetzt an der Tür klingelte, erschrak Nanette Bonitzer. Wer sollte zu dieser Zeit, kurz nach dem Mittag, bei ihr klingeln? Sie bekam nicht viel Besuch und schon gar nicht um diese Uhrzeit. Dann erinnerte sie sich, dass sie im Internet eine neue Laufhose bestellt hatte. Sie zog sich ihren Bademantel über und ging zu der Eingangstür ihrer Einliegerwohnung.
    * * *
    Buhle und Ducard hatten sich trotz der Entfernung bewusst für das Risiko entschieden, ihren Besuch nicht anzukündigen. Wenn Bonitzer nicht anzutreffen sein sollte, konnten sie immer noch den telefonischen Kontakt zu ihr suchen. So aber hatten sie die Chance, sie ohne ihre Eltern und ohne Vorbereitung anzutreffen. Die Haustür öffnete sich mit ihrem zweiten Klingeln.
    »Ja, ja, ich komm ja schon, ich bin …« Nanette Bonitzer hatte schon angefangen zu reden, bevor der Türspalt groß genug war, dass sie erkennen konnte, wer vor ihrer Tür stand. Einen Moment lang starrte sie Buhle an, dann schluckte sie und fragte mit unsicherer Stimme: »Was wollen Sie denn schon wieder hier?«
    »Guten Tag, Frau Bonitzer, wir möchten noch einmal mit Ihnen reden. Ich habe diesmal einen Kollegen aus Luxemburg mitgebracht, Herrn Ducard. Dürfen wir bitte reinkommen?« Buhle hatte betont freundlich gesprochen. Er wollte sie nicht verunsichern, noch nicht.
    Sie schien aber noch nicht gewillt, die beiden Polizisten in ihre Wohnung zu lassen. »Ich bin immer noch krankgeschrieben. Ich weiß nicht, ob es gut ist, wenn ich Besuch empfange.«
    »Zumindest ist es wohl nicht gut, barfuß auf den kalten Fliesen zu stehen.« Buhle zeigte auf ihre zierlichen Füße und die weißen Bodenfliesen.
    »Dauert es denn länger?«, fragte sie.
    »Das wissen wir noch nicht. Wenn Sie uns unsere Fragen direkt beantworten, sind wir sicher schnell wieder weg.«
    Die Wissenschaftlerin verzog ihr Gesicht, als ob sie sich dem unvermeidlichen Schicksal fügen müsse, und hielt den beiden Kriminalbeamten die Tür auf. Die Wohnung war deutlich größer, als es bei einer Einliegerwohnung zu vermuten gewesen wäre. Dafür gab es in der Souterrainwohnung aber keinen Ausgang zum Garten. Die Einrichtung war durchaus geschmackvoll und sehr modern. Es war offensichtlich, dass sich die junge Frau mehr leisten konnte als andere Menschen in ihrer beruflichen Situation.
    »Schön haben Sie es hier, und ganz schön großzügig.« Buhle versuchte, beiläufig zu klingen, als sie im Wohnzimmer zusammenstanden.
    »Ja, finde ich auch. Es gibt für mich also keinen Grund, unbedingt eine eigene Wohnung zu suchen.«
    »Es sei denn, Sie ziehen irgendwann mal mit Ihrem Freund zusammen. Sie haben doch sicher einen Freund?«
    Er hatte freundlich gelächelt, als er das sagte. Doch die Gesichtszüge von Nanette Bonitzer schienen mit einem Schlag wie eingefroren. Der brünette Seitenpony verdeckte etwas die dunklen Augenbrauen, dennoch konnte Buhle erkennen, wie sich ein nasser Schleier über die auffallend grünlich schimmernden Augen der Frau legte. Wenn Nanette Bonitzer nicht eine etwas knollige Nasenspitze gehabt hätte, hätte Buhle sie als ausgesprochen hübsch bezeichnet. So blieb sie immer noch gut aussehend und mit ihrer distanzierten, in sich gekehrten Art vor allem interessant.
    Sie hatte ihren Blick aber schon wieder von ihm abgewandt, als sie antwortete: »Nein, momentan nicht. Setzen Sie sich bitte.« Sie deutete mit einer fahrigen Geste auf ein weinrotes Ledersofa und setzte sich selbst in den dazugehörigen Sessel.
    »Haben Ihre Eltern die Wohnung extra für Sie so gebaut? Das wäre ja schon exklusiv für einen normalen Untermieter, oder?«
    »Das

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