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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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führte sie auf der E 29 über Junglinster nach Echternach, dort über die Grenze, weiter nach Irrel, Wolsfeld und schließlich mitten durch Bitburg zu einem Nachtclub, der versteckt vor moralisch korrekten Blicken in einem Tal entlang einer Bundesstraße lag. Spätestens als Reno ihnen spöttisch zuwinkte, begriffen sie, dass er die ganze Zeit gewusst hatte, dass sie ihm folgten.
    Sie warteten noch eine kurze Zeit, aber Reno blieb hinter den Türen des Etablissements verschwunden. Desillusioniert legten Buhle und Ducard auf dem Rückweg einen Stopp in Merteskaul ein. Grehler war tatsächlich noch dort, konnte aber keinen Hinweis darauf finden, was der Einbrecher hier gewollt hatte. Es blieb ihnen nur die wenig erbauliche Erkenntnis, dass es offenbar einem Profi gelungen war, die Türen gewaltsam zu öffnen, fast ohne Spuren zu hinterlassen.
    Buhle telefonierte mit Nicole Huth-Balzer und fragte, bis wann er zu ihnen nach Avelsbach kommen könne. Sie war recht kurz angebunden, weil sie sich gerade mit Zoé beschäftigte. Es blieb ihm aber noch genug Zeit, vorher sein Auto in Luxemburg abzuholen. Gedankenverloren fuhren Buhle und Ducard auf der A 64 zurück in das Großherzogtum.

36
    Diekirch; Donnerstag, 16.   Juni
    Mario Reno hatte sich an die Bar gesetzt und ein Bier getrunken. Den Damen, die sich ihm näherten, hatte er unmissverständlich deutlich gemacht, dass er diesmal nur auf dieses eine Bier gekommen war. Sie hatten ihm lächelnd zu verstehen gegeben, dass er ja wisse, was er verpasse, und ihn in Ruhe gelassen. Zwanzig Minuten später hatte er nachgeschaut, ob die beiden Polizisten noch auf ihn warteten, und sich dann auf den Weg zurück nach Luxemburg gemacht.
    Es hatte ihn geärgert, dass sie sich nicht bei ihm zu Hause treffen konnten. Dardenne hätte seine Frau ja auch wegschicken können. So hatten sie einen Treffpunkt in Diekirch ausgemacht. Als er das China-Restaurant betrat, hatte er tatsächlich Hunger und beschloss, etwas zu essen. Es war gegen sieben Uhr, und das Restaurant war nur spärlich besetzt. Dardenne saß bereits in der hintersten Ecke und wartete. Reno ging an einem jungen Pärchen und einem Geschäftsreisenden vorbei. Einen Tisch vor Dardenne saß ein Asiat, und Reno wunderte sich, dass sogar er hier essen ging. Vielleicht gab es hier ja noch relativ ursprüngliches Essen? Mit dem Rücken zum Gastraum setzte er sich schließlich zum abwartend dreinschauenden Dardenne.
    Ohne Begrüßung begann er: »Sie waren bei mir, zweimal, und am Ende sind sie mir sogar gefolgt.« Reno hatte sehr wohl bemerkt, dass Dardenne in seiner typisch herablassenden Art zuerst gegrinst, dann aber erschrocken zur Tür geblickt hatte. »Hältst du mich für so blöd, dass ich sie direkt hierherführe, oder was? Ich bin mit ihnen nach Bitburg in den Puff gefahren und hierher erst, als sie wieder weg waren.«
    »Was wollten die?«, fragte Dardenne.
    »Beim ersten Mal nicht viel. Da habe ich gedacht, sie würden nur irgendwas vermuten. Als sie dann aber noch mal kamen, wussten sie so ziemlich alles. Offenbar haben sie in der Zwischenzeit Unterlagen von Altmüller durchforstet. Der Idiot hat wohl jedes Treffen mit mir notiert. Sie hatten auch das Foto, das Altmüller gemacht hat, auf dem ich dir die  CD gebe.«
    »Ja, aber das haben wir ja geklärt, oder? Da können sie uns überhaupt nichts nachweisen. Alles, was ich davon gebrauchen konnte, habe ich rausgezogen und zu Hause in anderen Dateien von mir versteckt. Die  CD ist längst entsorgt. War ja ohnehin nicht die große Offenbarung.«
    »Ach, plötzlich, oder was? Zuerst warst du so begeistert, dass ich dir gar nicht genug Daten besorgen konnte. Fang ja nicht an, mich zu verarschen, ja.« Reno war relativ laut geworden, senkte aber gleich wieder seine Stimme. »Wir müssen jetzt eher überlegen, wie wir die Bullen loswerden. Schließlich sind die ja nicht wegen des Datenklaus gekommen, sondern wegen diesem Kind von dem Journalisten. Und ich hab keine Lust, mir da irgendetwas anhängen zu lassen.«
    »Wer weiß, ob die nur wegen der Kleinen da sind.«
    Reno betrachtete Dardenne. Er spürte, dass der mehr wusste. »Was meinst du damit?«
    »Es gab schließlich drei Tote in der Familie.«
    »Und was haben wir damit zu tun?«
    Dardenne blickte an Reno vorbei zu der Bedienung, die dem Asiaten gerade in traditionellem Geschirr die Suppe brachte. »Nichts natürlich«, antwortete er tonlos und nahm die Speisekarte, die ihm schon direkt nach seiner Ankunft gebracht

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