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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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worden war. Die junge Kellnerin kam jetzt vom Nachbartisch zu ihnen. Dardenne bestellte ein zweites Glas Mineralwasser, Reno ein Bier. Für das Essen gaben sie vor, noch ein wenig Zeit zu benötigen.
    Reno war der Hunger vergangen, und er legte die Speisekarte wieder weg. Vielmehr versuchte er Dardenne zu durchschauen. Was wusste dieser Pillendreher? Nachdem er Dardenne damals erzählt hatte, dass Altmüller wahrscheinlich eine Probe der WEEV -Viren hatte mitgehen lassen, hatte Dardenne überhaupt nicht schockiert, sondern eher interessiert reagiert. Reno wusste sehr wohl, dass Dardenne scharf auf so eine Probe gewesen war. Er hatte schon früher versucht, ihn selbst zum Diebstahl anzustiften, doch das war überhaupt nicht in Frage gekommen. Als ihm später bewusst geworden war, dass er Dardenne mit dieser Vermutung auf die Spur dieser Virusprobe gesetzt hatte, hätte er sich am liebsten in den Hintern gebissen. Aber da war es schon zu spät gewesen. Was hatte Dardenne dafür alles unternommen?
    »Ich glaub dir nicht mehr. Hast du die Altmüller umgebracht, um an die Probe zu kommen?« Reno schaute Dardenne bei der Frage direkt an.
    »Ich glaub, seit dem Auftritt der Kripo geht deine Phantasie mit dir durch. Hast wohl in letzter Zeit zu viele Krimis gesehen, was?«
    »Die Polizei glaubt nicht an einen Zufall. Das ist jedenfalls klar. Und ich glaube auch nicht daran. Du warst doch zuletzt ständig unterwegs, nirgends erreichbar.«
    »Nachdem du den Altmüller mit einer Virusprobe hast durchbrennen lassen, musste ja einer die Kontrolle behalten, oder? Zumal der Idiot anscheinend seine eigene Tochter angesteckt hat.«
    »Ach, woher willst du das jetzt so genau wissen?« Reno hatte seine Augen skeptisch zusammengezogen.
    »Ich glaub auch nicht an Zufälle«, antwortete Dardenne betont gleichgültig.
    »Aha.«
    »Ja, genau. Aber als er sich dann selbst abgeschossen hatte, war ja alles wieder im Lot, oder?«
    Das war Reno zunächst auch so vorgekommen, endlich hatte er wieder ruhiger schlafen können. Bis er ein paar Tage später nachts aufgewacht war: Quasi im Traum war ihm bewusst geworden, dass ein Journalist natürlich Aufzeichnungen machte, die jetzt wahrscheinlich in seinem Haus lagerten. Aus diesem Traum war fortan ein Trauma geworden, das er mit sich schleppte. Und nun war die Polizei an ihm dran, hatte die Unterlagen des Journalisten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ihm die Schlinge um den Hals legen würden. Wenn er Glück hatte, würden sie ihm nichts beweisen können. Aber er war sich sicher, dass es ihn seinen Job kosten würde. Die Institutsleitung würde ihm nicht mehr trauen. In ihm reifte ein Entschluss: Er brauchte jetzt wenigstens eine finanzielle Absicherung.
    »Sie werden mich drankriegen«, sagte er mit einer tiefen Resignation in der Stimme, die er gar nicht vorspielen musste.
    »Kriegst du jetzt Angst, oder wie soll ich diese Äußerung verstehen?«
    »Die Polizei kann auch eins und eins zusammenzählen. Und wenn die bei der Institutsleitung nachbohren, wird die auch hellhörig werden. Der Barthel ist eh ein misstrauischer Mensch.«
    »Aber was wollen die dir nachweisen? Nichts. Selbst wenn Altmüller alles haarklein aufgeschrieben hätte, könnten sie das nicht. Du kannst immer alles leugnen, und es steht deine Aussage gegen die Aussage eines Toten.«
    »Mir wird die Sache hier zu heiß. Und …«
    »Und was?«
    Reno schaute Dardenne an. Dieser Schleimscheißer tat bei allen immer so furchtbar freundlich und zuvorkommend. Alle Frauen ließen sich von ihm um den Finger wickeln, obwohl er ja nun wirklich nicht besonders aussah. Alle Chefs waren ganz begeistert von ihm, weil er immer so fleißig und ambitioniert war. Doch er wusste, dass Dardenne eigentlich nichts anderes war als ein karrieregeiler Wissenschaftler, der nur wollte, dass alle irgendwann einmal zu ihm hinaufschauen würden. Doch wer so hoch hinauswollte, konnte folglich auch viel leichter abstürzen, viel tiefer fallen als ein einfacher technischer Assistent, der es gerade einmal zum Laborleiter gebracht hatte und damit sicher auf der letzten Stufe seiner Karriereleiter angekommen war.
    »Fünfzigtausend. Ich will fünfzigtausend Euro Gefahrenzulage, und zwar sofort. Wenn in der Sache nichts mehr passieren sollte, bleibt es dabei. Wenn ich in den Knast wandere, kriege ich anschließend noch mal hunderttausend als Schmerzensgeld, dafür dass ich den Mund halte. Ich denke, das ist nicht zu viel verlangt dafür, dass ich erledigt

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