Kein Tod wie der andere
andere Computer benutzt zu haben, es sind aber keine da. Außerdem hat er oder jemand anderes versucht, Ordnung in sein Büro zu bringen. Dass offenbar mehrere ganze Stapel an Unterlagen fehlen, deutet darauf hin, dass diese gezielt aus dem Büro von Alexander Altmüller entfernt worden sind. Hatte aber mein Kollege euch schon erzählt.« Grehler überlegte kurz. »Fingerabdrücke gibt es jede Menge, vor allem im Wohnhaus. Die meisten wahrscheinlich von den Familienmitgliedern, aber sicher auch andere. Mit der Sauberkeit hatte es die Familie nicht so genau genommen. In dem renovierten Gebäudeteil sind es deutlich weniger.«
»Beide haben gearbeitet, zwei Kinder. Wahrscheinlich fehlte die Zeit. Ob die eine Putzhilfe hatten?«
»Woher soll ich das wissen? Also, es ist hier nicht wirklich was zu holen. Was in Altmüllers Büro fehlt, müsst ihr herausfinden.«
»Wir sollten ermitteln, woran er als Journalist aktuell gearbeitet hat«, überlegte Buhle laut. Da er freiberuflich tätig gewesen war, würde er vor allem brisante Recherchen wohl kaum jedem auf die Nase gebunden haben. »Alexander Altmüller ist vor zehn Tagen bei einem Verkehrsunfall umgekommen. Ihr müsst euch auch an der Unfallstelle unbedingt anschauen, ob ein Fremdverschulden wirklich auszuschließen ist.«
»Was erwartest du nach so langer Zeit? Es hat dauernd geregnet.«
»Ich weiß, dass es schwierig für euch sein wird, aber komm, Lutz, wenn einer was findet, dann du.«
»Ooooooh, seit dem letzten Fall bist du echt zum Schleimscheißer mutiert.« Grehler war selten zimperlich in seiner Wortwahl, aber jeder wusste, wie sehr er sich und seine Arbeit gewürdigt wissen wollte. »Woher weiß ich, wo der Unfall war?«
»Wenn du den Wirtschaftsweg Richtung Bitburger fährst, wirst du vor dem nächsten Ort Kunkelborn noch die Spuren auf der Weide sehen.«
»Okay, ich schau mir das mal an. Willst du ins Haus rein?«
»Geht das denn schon? Ihr seid doch noch voll im Gange.«
»Ich denke, ausnahmsweise schon. Mit seinem Büro sind wir eigentlich fertig. Vielleicht fängst du da an. Und im Haupthaus wart ihr ja ohnehin schon. Wäre nur gut, wenn du uns die Baracke gegenüber noch überlassen würdest. Da werden wir frühestens morgen anfangen und uns wohl etwas länger durch die vergangenen Jahrzehnte kämpfen dürfen. Auch draußen waren wir noch nicht wirklich. Ich fahre jetzt wieder zu Suzanne Altmüllers Auto, wenn sich da etwas Neues ergibt, gebe ich Bescheid. Treffen wir uns heute Abend noch?«
»Frag bei Kienzig nach, der leitet die Ermittlungen.«
Grehler zog seine buschigen hellblonden Augenbrauen hoch, verabschiedete sich aber ohne einen weiteren Kommentar.
Buhle ging in das Arbeitszimmer von Alexander Altmüller. Gegenüber dem Morgen hatte sich nichts verändert. Jetzt, wo er allein war, konnte er aber den Raum erstmals auf sich wirken lassen. Für eine Person war die Größe sicher angenehmer Luxus, und mit zwei Schreibtischen und mehreren Regalen war mehr als das notwendige Mobiliar vorhanden. Darüber hinaus gab es aber nichts, was Altmüllers außerjournalistischem Leben zuzuordnen war: keine Fotos von den Kindern, keine Bilder an den Wänden, keine prosaischen Bücher. Altmüller schien sich hier wirklich nur auf seinen Beruf konzentriert zu haben.
Der Kommissar nahm sich sein Notizbuch und einen Stift und begann, die Themen aufzuschreiben, mit denen sich Altmüller den verstreut liegenden Unterlagen nach beschäftigt hatte. Nach zwanzig Minuten betrachtete er die Liste und stellte fest, dass zwar auch einige allgemeine Geschehnisse der Region zu verzeichnen waren, ein Schwerpunkt aber eindeutig auf brisanten Ereignissen lag und Altmüller seine Arbeit durchaus grenzüberschreitend betrieb. Die auffälligsten Punkte auf der Liste markierte Buhle mit einem Ausrufezeichen:
Biogas Bitburg
Windkraft RLP
! Air Base Spangdahlem
! Schwarzgeld in Lux. (50 Mrd. aus D)
! Lux. Geldwäsche
! Lux. Aktienfonds/Madoff
Eifel Dörfersterben
! Mega-Steinbruch Südeifel
B 51 Todesstrecke
Jagdschäden, Gemeinden und Jagdpächter
Immobilienblasen Trier/Bitburg
Bauskandal Lux. (Differdinger)
! Lux. Sextourismus
Ausbau A 1
Hochmoselübergang
Lux. Stahl
Buhle zählte durch: Fast zwanzig Stichwörter fanden sich auf seiner Liste. Altmüller schien ganz schön aktiv gewesen zu sein für einen, der sich um zwei Kinder kümmern musste und noch ein altes Anwesen zu restaurieren hatte. Er fing an, sich die Stapel in den sechs
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