Kein Tod wie der andere
einfach mit ihrem Vater. Er ist ein sehr … prinzipientreuer Mensch, wenn Sie vielleicht verstehen, was ich meine. Sie hat dennoch versucht, mit ihm Kontakt aufzunehmen, als sie und ihre Familie in die Eifel zurückgekommen waren. Aber sie ist nicht zu ihm vorgedrungen, er ließ es nicht zu. Er kann einfach nicht aus seiner Haut.«
Josette Johns hatte ihre Augen jetzt auf ihre Hände gerichtet, die sie immer wieder aneinanderrieb. »Suzanne und ich haben immer mal wieder telefoniert. Ich … ich habe versucht, mich ab und zu heimlich mit ihr zu treffen. Es war schwierig, weil Frédéric etwas ahnte und misstrauisch war. Er hätte es nicht …« Ihre Hände ruhten nun gefaltet ineinander. Ihr Blick hatte sich nicht von ihnen gelöst. »Am schlimmsten war es, als Suzanne Alexander geheiratet hat. Da ging für Frédéric geradezu eine Welt unter. Ich mochte ihn zwar auch nicht besonders, den Deutschen, aber Suzanne liebte ihn, und dann … dann kamen ja auch die Kinder. Frédéric hat Anne …« Josette Johns Stimme war zusehends brüchiger geworden. Jetzt musste sie unterbrechen. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich wieder gefangen hatte. Die beiden Kriminalbeamten wussten, dass sie Geduld haben mussten.
»Frédéric hat Anne nicht ein einziges Mal lebend gesehen. Dass er mit zur Beerdigung ging, lag nur daran, dass ich ihn sonst verlassen hätte.«
»Zur Beerdigung von Ihrem Schwiegersohn sind Sie dann allein gegangen?« Ducard tastete sich vorsichtig weiter.
»Woher wissen Sie …?« Josette John schaute Ducard durch ihren Tränenschleier überrascht an.
»Jemand, der auf der Beerdigung war, hat Sie gesehen.«
Sie nickte niedergeschlagen. »Ja, ich war da, heimlich.«
»Können Sie sagen, wie es zuletzt zwischen Suzanne und Alexander stand?«
Es schien zunächst, als ob Josette John die Frage nicht verstanden hätte, dann antwortete sie doch noch. »Es war wohl für beide nicht einfach, alles unter einen Hut zu bringen. Beide waren sehr anspruchsvoll: bei der Arbeit, bei den Kindern, bei dem Haus. Ich hatte Suzanne gesagt, sie solle sich nicht übernehmen. Sie hat immer dazu geneigt, sich zu überfordern, alles möglichst perfekt zu machen. Ich glaube, es war der Versuch, von ihrem Vater doch noch die ersehnte Anerkennung zu bekommen. Aber Suzanne hat nicht auf mich gehört, wollte unbedingt arbeiten gehen, und Alexander hatte immer den Traum, ein großer Journalist zu werden.«
Sie schaute jetzt Ducard an, und selbst Buhle konnte von der Seite die bislang vermisste Traurigkeit im Blick von Suzannes Mutter erkennen. »Es schien mir, als ob sich im letzten Jahr etwas verändert hatte zwischen den beiden. Suzanne schien mir nicht mehr glücklich zu sein. Sie hat es mir aber nie gesagt.«
Genaueres hatte Josette John ihnen nicht berichten können. Nachdem die beiden Polizisten sie verabschiedet hatten, berichtete Buhle von den neuesten Erkenntnissen über die journalistische Tätigkeit von Alexander Altmüller.
Ducard reagierte konsterniert. »Bitte was soll es in Luxemburg geben? Biologische Waffen? Wie kommt denn Altmüller auf solche absurden Ideen? Wir haben ja nicht mal eine richtige Armee, obwohl man das natürlich nicht öffentlich behaupten darf. Was sollte Luxemburg denn mit biologischen Kampfstoffen anfangen? Das ist völlig abwegig.«
»Ich denke auch nicht, dass euer Großherzogtum plötzlich zu einem militärischen Gaunerstaat mutiert ist. Aber wir wissen ja nicht, was Altmüller unter Biowaffen verstanden hat. Vielleicht vermutete er irgendetwas, was damit in Verbindung stehen könnte: politische Aktivitäten, Forschung, Abwehr gegen Terrorismus. Da gibt es viele Dinge, die möglich sind.«
Ducard schien zu überlegen, ob er irgendwo Ansatzpunkte sah. Dann schüttelte er energisch den Kopf. »Nein, mir ist absolut nicht bekannt, wie Luxemburg in Beziehungen zu biologischen Waffen stehen könnte.«
»Wen können wir da noch fragen?«
Ducard hob die Augenbrauen. »Du meinst, ohne dafür in den vorzeitigen Ruhestand, in den Knast oder in eine Irrenanstalt gesteckt zu werden? Keine Ahnung.«
»Und die zweite Geschichte? Der luxemburgische Investor am Bitburger Flughafen?«
»Thill? Zu dem gibt es sicher mehr Anhaltspunkte. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Kollegen aus dem Wirtschaftskommissariat da etwas haben. Ich werde nachfragen; kann aber bis Dienstag dauern. Allerdings würde es mich nicht wundern, wenn bei euch auch etwas vorliegt.«
»Ich höre nach. Kommst du noch mit
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