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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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zum Haus der Altmüllers? Reuter ist schon da. Wir werden noch einmal alle Unterlagen durchgehen, jetzt, wo die Spurensicherung durch ist.«
    Ducard schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich wollte noch an die Sauer, wo unsere Teams bald fertig sein müssten. Ich habe Theresa versprochen, danach nach Hause zu kommen.«
    »Klar, ist ja auch Sonntag.« Buhle versuchte, dies so neutral wie möglich klingen zu lassen, damit Ducard es nicht als versteckte Kritik auffasste.
    »Das zählt doch bei uns nicht, oder? Es ist unser Hochzeitstag, und der war mir immer schon heilig. So als Zeichen und Entschädigung für die vielen anderen Tage, an denen ich Dienst machen musste.«
    »Das ist wichtig. Schade, ich kenne deine Frau gar nicht. Bestell ihr trotzdem die besten Glückwünsche von mir.«
    »Danke. Ich komme morgen früh zu eurer Einsatzbesprechung. Äddi. «
    »Tschö.«
    Die Fahrt nach Merteskaul zog sich in die Länge, zumal an diesem wunderschönen Pfingstsonntag viele Ausflugsgäste die Straßen entlang der Sauer bevölkerten und die landschaftlichen Schönheiten bei deutlich gemindertem Tempo zu genießen schienen. Als Buhle endlich an der Ralinger Mühle in Richtung Kunkelborn abbog, gab er kräftig Gas. Das hochmotorisierte Polizeiauto nahm die lang gezogene Steigung hinauf auf die Hochflächen der Eifel mühelos. Fast zu mühelos, denn Buhle musste scharf bremsen, weil er die versteckt gelegene Einfahrt hinunter in die Merteskaul beinahe verpasste.
    Der schmale Asphaltweg führte in einer engen Kurve steil den dicht bewaldeten Hang hinunter, bis nach einer weiteren Kurve wie aus dem Nichts die alten Häuser der Familie Altmüller auftauchten. Am Rand parkten drei Autos, die Buhle alle seinen Kollegen zuordnen konnte. Sehen konnte er jedoch keinen von ihnen.
    Als er aus seinem klimatisierten Wagen stieg, traf ihn die Mittagshitze mit voller Wucht. Sofort traten die ersten Schweißperlen auf seine Stirn. Es war vollkommen still. Nur entfernt klang der Ruf einer rastlosen Meise aus den Wipfeln der umliegenden Bäume. Die Luft hing schwer zwischen den wenigen Häusern. Buhle ging langsam einige Schritte. Unweigerlich musste er an den berühmten Western denken, in dem zur Mittagszeit Marshal Will Kane, von seiner Stadt und zunächst auch seiner Frau verlassen, auf den Gangster Frank Miller wartet, der sich an ihm rächen will. Der Kommissar schaute den Weg an den Häusern entlang hinunter. Zu seiner linken Seite schien sich das trotz der Renovierung immer noch älter wirkende Trierer Einhaus fast unterwürfig an das höhere, nahezu vollständig begrünte Wohnhaus der Altmüllers anzulehnen. Rechts vervollständigte die verfallene, mit Schlingpflanzen überwucherte Scheune diese so ursprüngliche Atmosphäre. Doch als sein Blick zum nächsten Haus wanderte, das in den siebziger Jahren mit schwarzwaldtypischen geranienbestückten Balkonen erbaut wurde, verflüchtigte sich jede Eifel-Westernstimmung mit einem Schlag.
    Er wendete sich linker Hand der neuen zweiflügeligen Fenstertür im Torbogen des alten Einhauses zu. Durch die Scheiben konnte er in Altmüllers Büro Reuter sehen, der mit dem Rücken zu ihm inmitten der Papierstapel auf dem Fußboden saß und in eine handbeschriebene Seite vertieft schien. Buhle beschloss, zunächst ins Wohnhaus zu gehen, um den aktuellen Stand der Spurensicherung abzufragen; in der alten Scheune hatte er noch keinen der Kriminaltechniker gesehen.
    Grehler empfing ihn mit einer etwas ungewöhnlichen Begrüßung: »Wir haben ihn endlich gefunden.«
    »Bitte? Was habt ihr gefunden?« Buhle war irritiert und merkte, wie das Grehlers Stimmung nochmals hob.
    »Den Schlüssel zum Fall.«
    Buhle wartete. Er schaute auf den gut fünfzehn Zentimeter kleineren Kriminaltechniker herab und wusste, dass er nicht umhin kam, weiter nachzufragen. In den vergangenen drei Jahren hatten sich die beiden gut aneinander gewöhnt und ihre gegenseitigen Eigenarten akzeptiert. Doch heute hatte Buhle auf das übliche Spielchen keine Lust.
    »Hast du den Fall gelöst? Kann ich gehen?«
    »Oh, hat der Herr Soko-Leiter die Schleimspur verlassen? Hat der Anblick der Toten ihn aus der Bahn geworfen?«
    Jetzt war es Buhle, der schwieg, und Grehler schien offensichtlich zu kapieren, dass er es nicht übertreiben sollte.
    »Hast du dich mal gefragt, wie man in das Arbeitszimmer reinkommt?«
    »Du wirst es mir jetzt sicher gleich offenbaren.«
    »Stimmt. Zunächst muss man durch die Eingangstür des alten Hauses. Und dazu

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