Kein Tod wie der andere
Asiaten, die bestimmt auch die Eifel aufkaufen würden, wenn sie bei den Afrikanern erst mal fertig waren, nichts über die versteckten Autos im Wald und nichts über den Fluch der Merteskaul.
Jetzt, an diesem frühen Abend, genoss er die Ruhe. Die Polizisten würden am nächsten Tag sicher wiederkommen.
20
Trier/Merteskaul; Pfingstmontag, 13. Juni
Es war sechs Uhr morgens, als der Wecker Christian Buhle aus dem Tiefschlaf riss. Etwas orientierungslos tastete er mit der linken Hand nach dieser nervigen Notwendigkeit des Alltags und drückte den Weckton weg. Dann registrierte er die Uhrzeit und stellte fest, dass er tatsächlich sieben Stunden am Stück geschlafen hatte. Das gelang ihm nur sehr selten. Er streckte sich einmal gut durch und blieb noch ein wenig liegen. Das Tageslicht hatte schon längst durch den hellen Vorhang hindurch das Schlafzimmer erobert. Ihn störte die Helligkeit nicht. Im Gegenteil: Er könnte es nie in Zimmern mit heruntergelassenen Jalousien aushalten. Durch das gekippte Fenster drangen die Stimmen der Singvögel aus den Parkbäumen zu ihm hoch. Sonst war es an diesem Pfingstmontag im Trierer Süden noch sehr ruhig.
Ursprünglich hatte er einmal vorgehabt, über Pfingsten ins Hohe Venn zu fahren. Marie, Paul und andere hatten ihm von der weiten Moorlandschaft an der deutsch-belgischen Grenze vorgeschwärmt. Nun dachte er das erste Mal wieder an dieses Vorhaben. Er würde es sicher demnächst nachholen. Schließlich stand er auf und ging unter die Dusche.
Zum Frühstück wollte er sich wie üblich auf eine Tasse Darjeeling und zwei Toast mit Marmelade beschränken. Als er die gegessen hatte, teilte ihm sein Magen deutlich mit, dass er nicht gewillt war, weiter zu fasten. Also versorgte Buhle ihn mit zwei weiteren Toast, diesmal mit Weichkäse und Schinken, sowie einer Banane. Er beschloss, die Enthaltsamkeit für das Feiertagswochenende aufzugeben, und verließ die Wohnung. Es war später geworden als geplant.
Trier wirkte so früh am Feiertag wie ausgestorben. Auf dem Alleenring verloren sich nur wenige Fahrzeuge, und so gelangte Buhle über Süd- und Ostallee schnell zur Zentralen Kriminalinspektion. Wie am Vortag war sie nur dünn besetzt. Erst auf dem Flur der Mordkommission waren Stimmen zu hören. Grehler debattierte mit Reuter über die Sinnlosigkeit, alle Fingerabdrücke im Hause Altmüller zu analysieren. Huth-Balzer schien sich sehr über Steffens Beschwerden im Gesäßbereich lustig zu machen. Und Gerhardts unterhielt sich mit Ducard über die luxemburgische Invasion in den grenznahen Dörfern im Saargau und die Auswirkungen auf die dortigen Grundstückspreise, die für die ortsansässigen jungen Familien immer unerschwinglicher wurden. Um zehn nach sieben traf der erste Kriminalhauptkommissar tatsächlich als Letzter der Soko-Kerntruppe ein.
Er hatte gerade alle begrüßt und vereinbart, entsprechend früh mit der Besprechung zu beginnen, als sein Handy klingelte. Er schaute auf das Display, auf dem der Name Marie Steyn zu lesen war. Erst als er merkte, dass alle ihn anstarrten, nahm er das Telefonat an.
»Ja hallo, Christian hier. Marie, ist etwas geschehen?« Er drehte sich um und ging den Flur hinunter, weg von den Kollegen.
»Hallo, entschuldige, so früh am Morgen. Hast du Zeit? Kannst du hochkommen.«
Buhle brauchte ein paar Sekunden, um die wenigen Worte zu verarbeiten. »Ich habe gleich …« Er drehte sich um und sah, wie seine Kollegen versuchten, den Eindruck von Geschäftigkeit zu vermitteln. Ihm war klar, dass jeder seine Ohren auf ihn fokussiert hatte. »Natürlich. Wir haben gleich Sitzung, aber die können schon mal ohne mich anfangen. Ich bin in zehn Minuten oben.«
»Gut, danke. Es dauert auch nicht lange, denke ich. Bis gleich.«
Marie Steyn hatte das Gespräch beendet. Buhle nahm sein Handy vom Ohr und fragte sich, was der Anruf bedeuten konnte. Schließlich drehte er sich um und ging zu seinen Leuten zurück.
»Marie Steyn«, erklärte er, obwohl es sicher jeder mitbekommen hatte. »Sie hat mich gebeten, zu ihr zu kommen. Ich fahre also gleich hoch. Die Sitzung müssten wir dann doch wie vereinbart um acht beginnen.« Er schaute in die Runde und sah in abwartende bis neugierige Gesichter. Aber keiner widersprach. Buhle fuhr fort: »Wir müssen trotz der ganzen Arbeit auch an die Berichte denken. Macht euch bitte Gedanken, wer was zu Papier bringen kann. Monz, Großmann und Haupt werden im Laufe des Tages über den Stand der Ermittlungen
Weitere Kostenlose Bücher