Kein Tod wie der andere
die junge Radioreporterin auf Klara Haupt wartete, während die Versammlung der Medienvertreter sich rasch auflöste, gelang es Buhle, in ihre Nähe zu kommen.
Auf seine Nachfrage behauptete Sobothy, dass es ihr gut gehe. In ihren Augen meinte Buhle jedoch etwas Gegenteiliges lesen zu können. Da der Kommissar spürte, wie Robin Flieger sie beobachtete, verabschiedete er sich rasch von der RPR -Reporterin und verließ den Versammlungsraum.
Es war eine Viertelstunde vor der vereinbarten Abendsitzung mit den Mitgliedern der Soko Sauer, doch bislang hatte Buhle keinen seiner Kollegen in den Räumen der Kriminalinspektion bemerkt. Er selbst saß am Schreibtisch, hatte die Ermittlungsakten so weit er konnte vervollständigt. Nun fühlte er sich müde; müde von vier fast durchgängigen Ermittlungstagen, wobei er befand, dass es nicht allein die Arbeit sein konnte. Er hatte in den vergangenen Jahren eigentlich immer viel gearbeitet und sich selten erschöpft gefühlt. Doch hatte er sich auch immer absolut auf die Polizeiarbeit konzentrieren können. Ein Leben außerhalb hatte praktisch nicht stattgefunden. Der heutige Tag bewies, dass sich in dieser Beziehung etwas geändert hatte. Etwas, das mit Frauen zu tun hatte. Über diese Erkenntnis musste er den Kopf schütteln.
Zuerst das Treffen bei Marie, dann das merkwürdige Essen mit der Staatsanwältin und zum Schluss die stille Hannah Sobothy mit ihrem trüben Blick. Es waren die Emotionen, die die Frauen in sein Leben brachten und die ihm ein hohes Maß an Energie abverlangten. Wie machten das die anderen? Die meisten Kollegen waren ohne festen Partner. Bis auf Paul Gerhardts, der schon Ewigkeiten mit Sabine verheiratet war, dafür aber in seiner dienstlichen Karriere zurückgesteckt hatte. Ging beides nicht zusammen: der Polizeiberuf und die Liebe. Die Liebe? War er jetzt tatsächlich schon so weit, an seinem Schreibtisch zu sitzen und über die Liebe zu sinnieren, anstatt den Mördern nachzustellen?
Die Sitzung der Soko begann mit fünfundzwanzig Minuten Verspätung. Gerhardts hatte für seine Fahrt zum Wohnort von Alexander Altmüllers Mutter zwischen Jülich und Aachen deutlich länger gebraucht als geplant. Der Pfingstrückreiseverkehr hatte die Autobahnen und Nebenstrecken verstopft. Der sonst so ruhige Polizeibeamte war sichtlich angefressen. Das war allerdings nichts gegen die Laune von Lutz Grehler. Er nahm Buhle offenbar immer noch übel, dass seine Leistung nicht ausreichend gewürdigt worden war. Nachdem er darauf bestanden hatte, seine Ergebnisse als Erstes vorzustellen, war er sofort gegangen. Jeder wusste, dass das ein Affront gegen den Soko-Leiter war und Grehler darauf schon häufiger keine Rücksicht genommen hatte. Da der Kriminaltechniker seine Launen zwar an Kollegen ausließ, aber selten etwas nachblieb und nie die Qualität seiner Arbeit darunter litt, nahmen es alle mit Achselzucken hin.
Reuter trug seine neuesten Erkenntnisse allein vor, weil Ducard erst gar nicht mehr mit nach Trier gefahren war. Es schien mittlerweile ausgeschlossen, dass der Staat Luxemburg in irgendeiner Richtung mit Biowaffen zu tun hatte. Dennoch hatten Reuter und Ducard eine Liste mit den wenigen Instituten erstellt, die im biochemischen Bereich tätig waren. Auch über terroristische Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Großherzogtum hatten die beiden Kommissare Informationen gesammelt. Letztendlich lag kein Hinweis vor, welche Institutionen oder Gruppierungen Alexander Altmüller im Zusammenhang mit biologischen Kampfstoffen im Visier gehabt hatte. Sie konnten weiter nur spekulieren.
Deutlich erfolgreicher waren die Ermittlungen bezüglich Geldwäsche gewesen. Zwar hatte Luxemburg Ende des vorangegangenen Jahres erhebliche Reformen und Gesetzesänderungen zur Bekämpfung illegaler Geldtransaktionen vollzogen. Im März war es dann auch von der grauen Liste der Staaten mit zu geringen Anstrengungen gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung genommen worden. Dennoch gab es eine Reihe von Schlupflöchern und traditionellen Strukturen in der vielschichtigen luxemburgischen Finanzwelt, die das ehemalige Geldwäscherparadies immer noch attraktiv genug für die Einschleusung schmutzigen Kapitals in den Geldkreislauf machten. Zudem existierten zahlreiche Geschäftsbereiche, in denen für Konsum- und Luxusgüter viel Geld investiert wurde. Hier konnte weiterhin die Geldwäsche florieren, ohne dass dagegen eine wirksame Handhabe entwickelt worden war. Schließlich
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