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Kein zurueck mehr

Kein zurueck mehr

Titel: Kein zurueck mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Avasthi
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Aber ich kann mit meiner Mom sprechen. Ich kann etwas hören, das mir vertraut ist, das ich wiedererkenne. Er hat nie gesagt, dass ich nicht anrufen darf, und es ist ja nicht so, dass er nach mir sucht.
    Ich nehme das Telefon, schalte es ein und wähle meine Nummer. Beim Blick aus dem Fenster fällt mir ein Swimmingpool im Hinterhof auf. Ich habe noch niemanden darin schwimmen sehen oder gehört, und dabei ist doch Sonntag. Vielleicht liegt es an den Flecken von grünem Schlick auf dem Beckenboden.
    Tuut. Tuut. Tuut.
    Vielleicht ist sie nicht zu Hause. Ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr. 14 : 08 hier, 15 : 08 in Chicago, am Sonntag. Wo ist sie bloß?
    Tuut , sagt das Telefon.
    Bum-bum , sagt mein Herz.
    Soll ich eine Nachricht hinterlassen?
    Tuut .
    Mein Vater wird mich ja wohl kaum zurückrufen und bitten, nach Hause zu kommen.
    Was könnte ich auf den Anrufbeantworter sprechen? »Wann, wann, wann?« Das wäre genau das Richtige, wenn ich wollte, dass er ihr den Arm bricht. Oder Schlimmeres.
    Tuut . Klick. »Sie sind mit dem Anschluss von Richter Witherspoon und seiner Familie verbunden. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht, damit wir Sie zurückrufen können«, kommt die Stimme meines Vaters vom Band.
    Ich lege auf, als ich den Piepton höre.
    Ich gehe zu Christians Computer und hantiere mit der Maus herum. Noch bevor seine Startseite sich ganz geöffnet hat, klicken sich meine Finger ganz automatisch zu meinem E-Mail-Konto. Wo zum Teufel ist meine Mom?
    »Sie haben Post!« Ich klicke auf die Nachricht und finde vier neue Mails vor. Zwei sind Spam. Die anderen zwei: eine von Edward, Betreff: Montag nach der Schule auf dem Fußballplatz. Die andere von Lauren, Betreff: Scheißkerl.
    Nett auch.
    Soll ich Laurens E-Mail öffnen und beantworten? Ich zögere. Diese Blase tut immer noch zu weh. Ich will die Mail nicht lesen, will nicht an unsere Streitereien denken, nicht an unsere Versöhnungen. An nichts von alldem.
    Vielleicht muss ich das ja auch gar nicht. Überleg mal, wie Christian es gemacht hat. Er hat nie zurückgeguckt. So muss ich das auch machen. Muss Lauren vergessen, Starbucks vergessen, die ganze Geschichte vergessen. Wenn man eine Blase in Ruhe lässt, verschwindet sie irgendwann; die Flüssigkeit darin trocknet ein und es bleibt nichts davon zurück. Jetzt bin ich hier. Das ist alles, worauf es ankommt. Ja, ein neues Leben. Weg mit dem alten. Ich lasse beide E-Mails in den Papierkorb wandern, klicke auf »neue Mail verfassen« und fange an, meiner Mom zu schreiben.
    Ich bin gut hier angekommen. Er sieht gut aus, anders, älter. Überzeug dich selbst! Wann kommst du? Kann dich von hier aus schlecht im Auge behalten. Antworte sofort oder ich fahr zurück und hol dich.
    JW
    Ich lese mir die Mail immer wieder durch. Ich hatte nicht geplant zu schreiben, dass ich sie holen würde. Ich frage mich, ob Christian mit mir kommen würde. Wir sind jetzt keine Kinder mehr. Wir könnten sie zusammen beschützen. Wir könnten sie da rausholen.
    Ich schicke die Mail nicht ab. Wie soll ich auch zurückfahren, wenn ich nicht einmal Geld für Benzin habe? Woher soll ich wissen, was Christian will? Verdammt, ich weiß ja nicht einmal, ob er mich hier haben will.
    Ich lehne mich in seinem Bürostuhl zurück und stelle fest, dass er sich dreht. Ich drücke meine Zehen in den Teppich und stoße mich ab. Eine Dreiviertelumdrehung. Abstoßen und drehen. Der Bildschirmschoner geht an und ich beobachte die Linie, die in unvorhersehbaren Mustern über den Bildschirm zuckt.
    Warum habe ich sie nicht ins Auto gezerrt? Warum habe ich sie nicht am Handgelenk gepackt und durch das verdammte Fenster gezogen? Warum ist sie nicht selbst eingestiegen? Sie hätte es tun können.
    Ich stoße mich noch einmal ab und drehe mich weiter, während ich darüber nachdenke. Ich drehe und drehe mich, bis mir schlecht wird und mir das Blut in den Kopf schießt. Zu schwindelerregend. Ich rolle vom Schreibtisch weg und stütze den Kopf in meine Hände, bis der Boden aufhört sich zu drehen.
    Ich dachte immer, sie blieb, weil wir nirgendwohin konnten, aber in jener Nacht saß ich in meinem Auto, der Tacho stand auf null, und während ich überlegte, wer mich aufnehmen könnte, kam sie aus dem Haus und reichte mir den Briefumschlag. Christians Adresse.
    In dem fehlenden Brief, hatte er sie da angefleht zu kommen? Oder hatte er ihr gesagt, dass sie nicht kommen könne, dass er ihr nicht helfen würde? Nein, als ich ankam, hatte sein Blick doch den

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