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Kein zurueck mehr

Kein zurueck mehr

Titel: Kein zurueck mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Avasthi
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er sie.
    Autsch.
    »Kommst du später noch mal rüber?«, fragt sie.
    Er sagt Ja und weicht so lange wie möglich ihrem Blick aus; er hat keine Ahnung, was er ihr erzählen wird.
    Sie lächelt und stellt sich auf die Zehenspitzen, um den Kuss zu erwidern. »So spät, wie du willst. Ich bin noch auf.« Sie taxiert mich noch einmal mit ihrem Blick. »Wenn du dir ganz sicher bist.«
    Er nickt, aber er stellt uns nicht vor. Sie macht einen großen Bogen um mich, geht den Korridor hinunter und verschwindet in Nummer 4 C.
    Christian fährt mit den Armen in seine Jacke. Draußen ist es kälter geworden und meine Jacke ist in Chicago. Ich starre Christian so lange an, bis er mir einen Anorak holt. Als ich mit den Armen hineinschlüpfe, gucken meine Hände nicht einmal heraus.
    »Wenn du noch da bist, besorgen wir dir morgen eine eigene Jacke.« Er greift in seine Tasche und fischt seinen Schlüsselbund heraus. »Stehst du immer noch auf Frühstück am Abend? Wollen wir Pancakes essen gehen?«
    Ich sage Ja. Er will mich etwas fragen, bewegt den Mund wie ein stummer Fisch, aber er bringt kein Wort heraus. Als wir auf dem unteren Treppenabsatz ankommen, dreht er sich um und sieht mich an. Ich warte darauf, dass er mich mit Fragen bombardiert, aber er sagt noch immer nichts, geht durch den Hausflur und öffnet die Tür.
    Als er sich noch einmal umdreht, sagt er: »Kann ich dich was fragen?«
    »Klar«, sage ich.
    »Hat er sie umgebracht?«
    »Noch nicht.«

Kapitel 2
    Er stößt die Haustür weit auf, sodass ich hindurchschlüpfen kann. Der Himmel ist gesprenkelt mit Sternen. Ein Windstoß fegt Staub auf meine Jacke.
    »Mein Auto ist da drüben«, sagt Christian.
    Ich folge ihm zu einem größtenteils roten Pontiac Sunbird. (Die Beifahrertür ist weiß.) Es fehlt eine Radblende und der Rost hat schon die Oberhand gewonnen.
    »Wir können auch mit meinem fahren«, sage ich, doch dann erinnere ich mich an das Chaos im Wagen – blutige Taschentücher, zerknautschte Mountain-Dew-Dosen, leere Starbucks-Becher. Lauren, meine Freundin (nein, meine Exfreundin), hat sich immer geweigert einzusteigen, bevor ich das Auto entmüllt hatte. Es sei schon schlimm genug, es im Auto tun zu müssen, sagte sie. Bei einer als zweitüriger Golf getarnten Müllhalde war für sie Schluss. Die Erinnerung an Lauren lässt mich zusammenzucken. Was einmal – ich weiß auch nicht, nennen wir es Geborgenheit? Erregung? Liebe? – irgendetwas, alles davon – war, ist zu einer Art Blase in meinem Gehirn angeschwollen, die ich nicht einmal berühren will.
    Christian schließt die Tür zu seinem Wagen auf und sagt: »Du siehst aus, als wärst du für heute genug Auto gefahren.«
    Ich räume ein paar Zeitungen aus dem Fußraum und werfe sie nach hinten, während ich mich hinsetze. Er macht seine Tür zu und starrt mich an, kneift die Augen zusammen und neigt den Kopf zur einen und zur anderen Seite.
    »Was?« Ist sein Blick scharf genug, um den Dreckskerl zu erkennen, der ich bin?
    »Es ist. Ähm. Krass.«
    »Was?«
    »Die Ähnlichkeit zwischen dir und Dad. Ich wusste ja, dass ihr euch sehr ähnlich seht«, sagt er.
    Ich wippe mit dem Fuß und wünschte, er würde das Radio anmachen.
    »Könntest du jetzt vielleicht aufhören mich anzustarren?«, sage ich.
    »Okay, sorry.«
    Er wendet schnell den Blick ab und dreht den Zündschlüssel. Während wir aus der Parklücke fahren, mustere ich mein Spiegelbild im Autofenster und überlege, welche Gesichtszüge ich nicht von meinem Vater habe. Sein blondes Haar, die gerade Nase, die jähzornigen Augen – all das wiederholt sich in meinem Gesicht. Als ich klein war, staunten die Erwachsenen: »Ganz der Vater.« Damals machte mir das nichts aus. Ich freute mich darüber. Was wäre auch meine Alternative gewesen? Eine mausgraue Mutter, die vor ihrem eigenen Schatten Angst hatte.
    Vielleicht sollte ich mir die Haare färben. Schwarz wie Christians. Mir grüne Kontaktlinsen einsetzen und wie mein Bruder aussehen. Ich kurbele mein Fenster runter, lösche mein Gesicht aus, und kalte Luft strömt herein. Eine einstöckige Ladenzeile gleitet vorüber. Eine seltsame Tour der Gerüche: BPs stechender Benzingeruch vermischt sich mit McDonalds Pommes und Buttergebäck aus einer Konditorei.
    Christian hat den Blick auf die Straße geheftet, guckt mich nicht an, sagt nichts.
    »Tja«, sage ich, aber mehr fällt mir auch nicht ein. Fünf Jahre gilt es zu erklären. Die Worte treiben durch mein Gehirn wie Baumstämme einen Fluss

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