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Kein zurueck mehr

Kein zurueck mehr

Titel: Kein zurueck mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Avasthi
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du so von ihm denkst.«
    »Dass ich wie von ihm denke?«
    »Er hat keine Hörner oder so.«
    »Jace.« Ihre Stimme klingt jetzt ganz sanft und mitfühlend.
    Mitleid. Das ist jetzt genau das, was ich gebrauchen kann.
    »Es ist in Ordnung, ihn zu vermissen«, sagt sie.
    »Ja, alles klar. Was gibt es denn da zu vermissen? Die Beschimpfungen, die Prügel?«
    »Ich meine die Momente, in denen er nicht wütend war.«
    Ich steche mit meiner Gabel in das Basilikum und presse die Zähne aufeinander. Es ist doch nicht wirklich in Ordnung, oder? Ich meine, wer würde diesen Dreckskerl schon vermissen? Sollte ich nicht Hass empfinden, klaren und deutlichen Hass? Sollte ich ihm nicht einen Dankesbrief schreiben, weil er mich aus dem Haus befördert hat, weil er mich nicht mehr sehen wollte?
    Lieber Dad,
    Du bist auch nicht der Vater, den ich haben wollte. Danke, dass du mich rausgeschmissen hast.
    Dein Ex-Sohn,
    Jace Witherspoon
    »Es ist nicht deine Schuld«, sagt sie.
    Ach, tatsächlich? Was du nicht sagst, Mädchen. Ein ungewolltes Bild blitzt vor meinem inneren Auge auf: Haut, die zwischen Fingern gequetscht wird, als der Griff um ihren Hals fester wird.
    »Glaubst du, dass Menschen sich ändern können? Ich irgendwie schon«, sage ich. Oder zumindest hoffe ich das.
    »Du kannst ihn nicht ändern. Nur er selbst kann diesen Entschluss fassen.«
    »Das weiß ich. Aber« – Ich mache eine Pause und festige meine Stimme, damit sie gelassen klingt und nicht so, als würde ihre Antwort darüber entscheiden, wie schnell mein Herz schlägt. – »Menschen können sich ändern. Meinst du nicht?«
    Sie steht auf und beginnt, die Töpfe und Schüsseln, die wir schmutzig gemacht haben, in die Spüle zu stellen.
    »Vielleicht«, sagt sie, aber sie meint Nein.
    Mein Appetit ist wieder verflogen und ich schiebe das Essen von mir. Sie stellt einen Teller weg und hält inne, als wäre ihr gerade etwas eingefallen.
    »Na ja, manchmal vielleicht. Wenn sie hart genug daran arbeiten.«
    Etwa wenn sie Wohnorte wechseln, Namen wechseln und Nie-mehr-Dreckskerl-Gelöbnisse ablegen? Ist das genug?, will ich fragen. Stattdessen danke ich ihr für das Abendessen und gehe.

Kapitel 12
    »Hi, Dakota. Hast du mal einen Moment Zeit?«
    Ich habe auf ihren Arbeitsplan geguckt und weiß, dass sie jetzt Feierabend hat.
    Wir verlassen ihren Platz an der Kasse und gehen ins Café im hinteren Teil des Ladens. Ihre Haarfarbe wechselt von blau-schwarz zu schwarz, als wir aus dem Neonlicht in die gedämpftere Beleuchtung einzelner Strahler treten. Nachdem wir uns unsere Getränke geholt haben, setzen wir uns an einen Tisch für zwei Personen und stellen unsere Becher auf die Mosaiktischplatte.
    »Was liegt denn an … Sir?«, fragt sie.
    »Wenn du mich jetzt blöd anmachst, kriegst du dein Geschenk nicht.«
    »Mein was?« Sie nippt an ihrem Getränk und ihr Kussmund hinterlässt einen rotbraunen Abdruck auf dem Strohhalm.
    Ich öffne den Reißverschluss meines Rucksacks und reiche ihr die kleine Tüte. Ich stütze mich auf meine Ellenbogen und beuge mich vor, um ihre Reaktion zu sehen.
    »Was ist das?«
    Sie zieht an der Schleife, bis das schmale grüne Band sich löst und die Tüte aufgeht. Sie zieht ein aufgerolltes Bild heraus und ich ernte einen überraschten Ausruf und einen staunenden Blick, als sie es anguckt. Ich habe das Foto, das ich am ersten Tag von ihr gemacht habe, in Photoshop bearbeitet und ein anderes Bild dazugefügt, von der Kunstmesse: ein Tuch aus reiner Seide, mit dem einer der Stände verhängt war. Ein Luftzug hatte den Stoff flattern lassen, als ich den Auslöser drückte. Ich habe ihr Gesicht ausgeschnitten und vergrößert. Ihre Lippen sind gespitzt und ich habe einen Atemzug in Richtung des Stoffes simuliert, damit es so aussieht, als blase sie den Vorhang zur Seite. Es ist nicht mein schlechtestes Werk.
    »Wie hast du das gemacht?«, fragt sie.
    »Ich wollte dir nur dafür danken, dass du mir diesen Job besorgt hast.«
    Sie streicht sich das Haar hinters Ohr. »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
    Ich grinse sie an. »Siehst du, diese kleinen Gesten sind es. Das ist der schönste Dank.«
    Jetzt muss sie fast lachen und dann sagt sie: »Du bist ein ganz schöner Charmeur, weißt du das?«
    Sie drückt meine Hand und ich weiß, das ist meine Gelegenheit, sie nach einem Date zu fragen. Aber letzten Endes mache ich nur ein Fischmaul à la Christian. Auf und zu.
    Bevor sie geht, sagt sie noch einmal Danke und küsst mich auf die Wange.

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