Kein zurueck mehr
essen, die ganze Familie?«
»Wir können nicht lange bleiben.« Christian wirft einen Blick zu mir.
Sie kommt zu mir rüber, greift nach meinem Ärmel und zieht mich über die Türschwelle auf den Linoleum-Boden. »Jace, es ist so schön, dich zu sehen. Komm rein, sag mir, worauf du Appetit hast.«
Ich befreie meinen Ärmel aus ihrem Griff. »Ist schon okay. Ich kann gar nicht bleiben.«
Christians Kopf schnellt zu mir herum. Er runzelt die Stirn.
»Ich hab auch jemanden, den ich besuchen sollte.«
Nach kurzem Protest bietet Christian an, mich zur Tür zu bringen, als sei es sein Haus.
Ich erinnere ihn daran, dass Dad um vier Uhr dreißig aus dem Gerichtssaal kommt und normalerweise um fünf Uhr dreißig zu Hause ist. Also einigen wir uns, um ein Uhr dreißig zurück zum Haus zu gehen. Als ich meine Hand auf den Türknauf lege, sagt er: »Bleib doch. Ich möchte, dass du sie kennenlernst.«
»Nee, das hier ist deine Sache.«
»Du bist doch nicht im Weg.«
»Es geht nicht darum, dass ich fünftes Rad am Wagen bin. Ich schulde wirklich jemandem einen Besuch.«
Er guckt auf die Treppe. Die Couch. Die Zimmerdecke. Er fragt nicht. Ich kann es an seinem Gesicht ablesen – da steht er in diesem Haus mit den Menschen, die ihm nie eine Frage gestellt haben; wie soll er mich da fragen, wen ich treffen muss und warum? Es ist eine »Was du nicht willst, das man dir tu’…«-Einstellung, die ich ausgenutzt habe, das ist mir jetzt klar.
Er guckt zu Boden und ich husche aus der Tür, bevor er es sich anders überlegt und beschließt nachzuhaken.
Kapitel 27
Laurens roter Toyota Celica steht in der Einfahrt und blockiert beide Parkplätze und die Garage. Ihre Mutter muss auf Zechtour sein. Morgen ist Thanksgiving, Primetime für Völlerei und Besäufnisse.
Das Dienstmädchen öffnet die Tür und lässt mich ohne Wenn und Aber rein. Lauren ist oben, sagt sie mir.
Als ich die Treppe hochgehe, höre ich Musik aus ihrem Zimmer dringen. Der Song wechselt von Eminem zu U 2 und da weiß ich, dass sie einen Mix hört, den ich ihr mal geschenkt habe. Durch einen Spalt in der Tür kann ich sie sehen. Sie liegt auf dem Bauch, die Knie angewinkelt, und liest eine Zeitschrift. Ihre geschwungenen Waden zeigen in Richtung Zimmerdecke und ihre glitzergrün lackierten Zehen wippen im Takt der Musik.
Ich spüre etwas um mein Bein streichen. Kali reibt sich an meiner Jeans. Sie mauzt mich an. Ich nehme sie hoch und stoße die Tür ganz auf. Lauren sieht mich und erstarrt; ihr Finger bleibt auf der Zeitschrift liegen, ihre Zehen verharren in der Luft. Sie sieht noch ganz genauso aus.
Kali windet sich in meinem Arm. Ich werfe sie sanft neben Lauren aufs Bett und sie tapst weiter. Die Pfoten sinken tief in die Daunendecke.
Laurens Zimmer ist das Vertrauteste, was ich gesehen habe, seit ich wieder zurück bin. Ich erkenne die Ahornmöbel an den rosafarbenen Wänden, die weiße Bilderleiste, die von der Tür zum Fenster und zurück zur Tür verläuft, mit einem Gebet in schwarzem Schablonendruck darüber: GIB MIR DIE GELASSENHEIT, DINGE HINZUNEHMEN, DIE ICH NICHT ÄNDERN KANN; DEN MUT, DINGE ZU ÄNDERN, DIE ICH ÄNDERN KANN; UND DIE WEISHEIT, DAS EINE VON DEM ANDEREN ZU UNTERSCHEIDEN.
Ich bin so oft hier gewesen, wie jetzt, ohne Vorwarnung aufgetaucht, wenn ich eine Tracht Prügel eingesteckt oder beobachtet hatte. Ich stand einfach in ihrer Tür, verletzlich und mitgenommen, mit einem gut einstudierten Lächeln auf den Lippen, um alles zu überspielen. Sie hat immer die Tür für mich geöffnet, selbst in den Zeiten, als wir kein Paar waren. Sie nahm mich einfach mit ins Bett. Jetzt will ich einfach nur hierbleiben, in diesem vertrauten Zimmer, mit diesem vertrauten Menschen.
Lauren steht auf und kommt langsam auf mich zu. Sie zieht mich ins Zimmer, macht die Tür hinter mir zu und lehnt sich an mich. Ich bin nicht sicher, wer wen zuerst küsst, aber als ihre Lippen sich gegen meine pressen, ist alles wie früher. Ich ziehe sie heftig an mich und sie hüpft hoch und schlingt die Beine um mich. Ich falte meine Hände unter ihrem Hintern und sie nähert sich zum nächsten Kuss.
Alles verschwimmt. Ich stecke meine Zunge in ihren Mund.
Sie klammert sich an meinem Hals fest und ich trage sie hinüber zum Bett. Ich lege sie hin und ihr Haar ergießt sich über das Kopfkissen. Sie rutscht ein Stück hinunter und streicht ihre Haare zur Seite, damit ich ihren Hals küssen kann, aber als ich die Wölbung an ihrem Hals sehe, mischt sich
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