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Kein zurueck mehr

Kein zurueck mehr

Titel: Kein zurueck mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Avasthi
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Hals stecken bleiben. Du kannst ihm das nicht antun.«
    Ich renne zum Türbogen und sehe Mom. Sie hat ihr Haar zu zwei Zöpfen geflochten, die neben ihren Ohren baumeln, wie bei einem Schulmädchen – etwas, das sie immer macht, bevor sie den ganzen Tag im Haus wirtschaftet. Sie trägt Bluejeans und ein Sweatshirt, das mein Dad ihr letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hat. Ihre Wange ist so geschwollen, dass es aussieht, als würde sie an einem Riesenbonbon lutschen. Er schlägt sie nie ins Gesicht. Und jetzt muss sie sich auf der Party rausreden, schlimm genug. Aber es wird noch schlimmer; es wird meinetwegen schlimmer.
    »Was ist hier los?«, frage ich.
    »Jace!« Meine Mutter kommt auf mich zu und umarmt mich.
    Ich bin wieder sieben Jahre alt und gucke Hilfe suchend zu Christian. Er schüttelt den Kopf und ich erwidere die Umarmung meiner Mutter nicht, aber der Duft ihres Erdbeer-Shampoos steigt mir in die Nase. Ich will mein Gesicht an ihrer Schulter vergraben.
    »Oh, mein Schatz. Du siehst so anders aus. Dein Haar.«
    Ich ziehe an einer Haarsträhne. Mein Haar sieht im Moment wirklich seltsam aus. Das Blond wächst nach und das Schwarz fängt an zu verblassen.
    »Lass dich mal richtig ansehen.«
    »Mom«, sage ich und lege meine Hände auf ihre Schultern. »Du musst mit uns kommen.«
    »Es tut mir leid, dass ich Thanksgiving gesagt habe, aber ich kann jetzt nicht weg. Ich hab dir gestern eine E-Mail geschickt, aber da müsst ihr schon los gewesen sein. Es ist so süß von euch, diese lange Fahrt –«
    »Mom, du musst mitkommen.«
    »Es ist nur, euer Vater gibt eine Party. All seine Kollegen werden hier sein und es wäre so peinlich für ihn, wenn ich –«
    »Seine Kollegen sind mir egal. Du musst mitkommen.«
    Sie macht einen Schritt von mir weg.
    »Jace.« Ihr Gesicht nimmt diesen flehenden Ausdruck an, mit dem sie meinen Vater ansieht, bevor er sie schlägt. »Bitte verlang keine Dinge von mir, die ich dir nicht geben kann.«
    »Die du mir nicht geben kannst?« Ich spüre die Wut in mir aufflammen. Ich muss rennen. Ich muss meinen Herzschlag hören und nichts anderes. »Was soll ich denn von dir erwarten? Soll ich etwa sagen: ›Es ist okay, dass du dein Leben vergeudest‹? Soll ich etwa sagen: ›Danke, dass dir dieser Dreckskerl wichtiger ist als ich‹? ›Ich bin dankbar, dass du mich kaputt machst‹? Dinge, die du mir geben kannst? Was hast du mir denn jemals gegeben?«
    Meine Mom streckt die Hand nach mir aus, aber ich weiche zurück.
    »Das hier ist mein Problem, Jace. Lass es mich auch selbst lösen.«
    »Aber du löst es ja nicht, und wir stecken mit dir in diesem Teufelskreis. Begreifst du überhaupt, was Christian durchgemacht hat? Er hat Glück, dass er Mirriam nicht verloren hat, wegen diesem Schweigen, das du ihm beigebracht hast. Du hast ihm ja praktisch den Mund zugenäht. Weißt du, dass Lauren in diesem Moment in ihrem Zimmer sitzt und mich zurückhaben will? Wie habe ich es geschafft, sie so schnell an diesen Kreislauf von Prügel-Entschuldigen-Vergeben zu gewöhnen? Denkst du, sie hat das verdient? Es ist nicht nur dein Problem.«
    Sie weint jetzt und es ist mir fast schon egal. Ich halte es hier drinnen nicht mehr aus. Noch eine Sekunde, noch ein Zug Sauerstoff und ich weiß, was ich tun werde.
    Ich mache auf dem Absatz kehrt und stürme aus der Hintertür. Ich atme die Novemberluft ein und versuche, auf meinen Puls zu hören, wie ich es mache, wenn ich renne, höre auf meinen Atem. Ich lege zwei Finger auf die Innenseite meines Handgelenks und fühle, wie mein Blut schnell durch die Adern gepumpt wird.
    Ich recke mein Kinn Richtung Himmel. Ich habe es geschafft. Ich bin weggegangen, als ich sie schlagen wollte; ich habe mich entschieden, stattdessen hier rauszukommen. Ich will glauben, dass ich damit eine Art Test bestanden habe, dass ich nicht wie mein Vater sein werde, aber ich weiß es besser. Ich weiß, dass ich diese Entscheidung nicht nur einmal treffen muss.
    Die Tür geht auf und meine Mom und Christian kommen heraus.
    Christian sagt: »Mom, lass ihn doch einen Augenblick zu sich kommen.«
    Ich drehe mich um und sehe ihr ins Gesicht.
    Sie wirft einen Blick zu Professor Coes Haus. »Kommt wieder rein. Es ist doch eiskalt draußen.«
    Alles klar. Darüber machst du dir also Sorgen.
    Ich gehe zurück in die Küche und die Wärme erstickt mich fast. Christian bleibt neben mir stehen und wir treten ihr beide gegenüber. Er stützt sich mit einer Hand auf der Anrichte ab und

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