Kein Zurueck nach Oxford
– und das Ganze garniert mit andauernder, ganztägiger Fernsehberieselung. Kate drückte auf die Klingel.
Die Tür wurde einen Spalt breit geöffnet.
»Ja bitte?«, sagte eine scharfe weibliche Stimme. Kate erkannte sie wieder; diese Stimme hatte Iggy den Hörer weggenommen und mit ihr gesprochen.
»Bin ich hier richtig bei Devlin Hayle?«, erkundigte sich Kate.
Die Tür ging ein Stück weiter auf. »Sind Sie eins von seinen Betthäschen?«, fragte die Frau. Sie war mittelgroß, eher dünn und hatte sehr viele rote Haare, die ziemlich zerstrubbelt waren und dringend hätten gewaschen werden müssen.
»Mein Name ist Kate Ivory.« Na, klang das würdevoll genug? Andrew wäre sicher stolz auf sie gewesen, dachte Kate.
»Und Sie suchen Devlin Hayle?« Die Frau hatte eine Zigarette im Mundwinkel. Sie nahm sie heraus und stieß eine lange Rauchwolke aus.
»Ist das ein Problem?«, fragte Kate.
»Na ja, der Name Dan war gut genug für seine Eltern und auch gut genug für mich, als wir uns kennen lernten. Damals gab es diesen Devlin-Mist noch nicht. Aber so ist nun mal die Welt der Literatur.«
Sie blickte Kate scharf ins Auge, dann wandte sie den Kopf. »Dan«, rief sie über ihre Schulter.
Ein polternder Lärm drang aus dem Haus, der sich anhörte wie »Waswillstenwieder?«.
»Hier möchte jemand zu Devlin Hayle«, schrie die Frau zurück. »Ich nehme an, sie meint dich, obwohl auf deiner Steuererklärung immer noch Daniel steht.«
»Ich kann mich nennen, wie ich will, verdammt noch mal. Das geht dich einen feuchten Dreck an.« Die polternde Stimme war näher gekommen. Die Frau verschwand wie vom Erdboden verschluckt. An ihrer Stelle baute sich ein großer, breitschultriger Mann mit einer Fülle schwarzer Haare im Türrahmen auf. Sein Gesicht lag zur Hälfte unter einem Bart versteckt. Er musterte Kate sehr intensiv mit einem Paar bösartig funkelnder Augen, ehe er die Tür weit öffnete und sie mit einer großzügig bemessenen Dosis Charme verwöhnte. Aha, ich habe gerade eine Art Test bestanden, dachte Kate, als sein Gesicht sich zu einem wohl berechneten, warmen Lächeln verzog. Hätte ich doch nur etwas Hübscheres als Jeans und diesen grünen Fleece-Pulli angezogen, fuhr es ihr durch den Kopf.
»Sie müssen Kate Ivory sein! Schön, Sie endlich persönlich kennen zu lernen. Darf ich Sie zu einem Kaffee einladen? Nein? Vielleicht haben Sie Recht, wir sollten längst unterwegs sein. Ich hole nur eben mein Gepäck. Ist das dort Ihr Auto? Ja, sehr nett!« Während er noch sprach, ließ er Kate auf der Schwelle stehen und kehrte ins Haus zurück.
»Eine lumpige Schrottschleuder«, hörte Kate ihn auf eine Frage des Rotschopfs antworten. Mehrere halb oder gar nicht angezogene Kinder wuselten durch den Flur. Alle hatten dicke schwarze Locken, und jedes von ihnen hätte Iggy sein können.
»So, da wären wir.« Devlin erschien im Flur. Er trug einen Mantel über dem Arm und in jeder Hand eine Reißverschlusstasche. Der Rotschopf folgte mit einer mitgenommen aussehenden Aktentasche.
Kate öffnete den Kofferraum, sah, dass sie viel mehr Gepäck dabei hatte, als ursprünglich geplant, und ließ die Klappe schnell wieder fallen.
»Ihre Sachen wären am besten auf dem Rücksitz aufgehoben, finden Sie nicht?« Auf dem Sitz lagen zwar ebenfalls ein oder zwei Dinge, die ihr gehörten, aber sie war sicher, dass für Devlins Gepäck genügend Platz blieb.
Der Rotschopf reichte ihr die Aktentasche, die Kate neben die Taschen quetschte.
»Ich glaube, wir sind dann so weit!« Kate strahlte. Zwischen den beiden anderen lag eine spürbare Anspannung, und sie hatte es eilig, wegzukommen.
»Tschüs dann, Jacko«, sagte Devlin und platzierte einen Kuss fast zwei Zentimeter neben die Wange der Rothaarigen in die Luft.
»Haushaltsgeld!«, fauchte sie.
»Aber ich bin doch jetzt zehn Tage fort! Während dieser Zeit brauchst du mich zum Essen nicht einzuplanen.«
»In diesem Haus leben fünf Kinder, und die sind alle von dir«, erklärte Jacko. »Mir ist scheißegal, was du in den nächsten zehn Tagen machst, aber Kinder brauchen nun mal etwas zu essen.«
Devlin griff in die Hosentasche und förderte einige zusammengerollte Geldscheine zutage. »Sind zwanzig genug?«
»Nein.«
»Vierzig?«, fragte er und blätterte einen weiteren Schein von der Rolle.
»Mach fünfzig draus«, sagte sie und streckte die Hand aus. Devlin verzog das Gesicht, als wolle er Kate erklären, wie habgierig und vereinnahmend diese Frau war, und
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