Kein Zurueck nach Oxford
und fuhr in die andere Richtung weiter. Zu ihrer eigenen Überraschung rammte sie bei dem Manöver kein anderes Fahrzeug. Ihre Fahrkünste schienen sich tatsächlich zu bessern.
»Könnten Sie mich vielleicht beim nächsten Mal ein wenig früher informieren?«, rügte sie sanft.
»Natürlich. Ich dachte, ich hätte die beiden Kerle gesehen, aber ich habe mich wohl geirrt.«
»Wo müssen wir jetzt hin?«
»Ich muss auf der Karte nachsehen.«
Als sie schließlich die A 419 erreichten, hatte Kate den Eindruck, dass sie einmal rund um Swindon gefahren waren. Zwar hielt sie sich nicht unbedingt für eine Meisterin im Kartenlesen, aber der Weg hatte längst nicht so kompliziert ausgesehen, als sie im Straßenatlas nachgeschaut hatte.
»Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich rauche?« Devlin griff in die Tasche und zog ein Päckchen Zigaretten hervor.
»Es macht mir etwas aus.«
»Scheiße!«
Während der nächsten paar Kilometer herrschte Schweigen im Auto.
»Finden Sie nicht, dass es hier drin reichlich kühl ist?«, unterbrach Devlin irgendwann die lange Stille.
»Die Heizung ist manchmal etwas unzuverlässig«, erklärte Kate und ließ die Faust auf das Armaturenbrett krachen. »Von Zeit zu Zeit muss man sie überzeugen.«
»Autsch! Gerade traf ein Schwall kochend heißer Luft genau auf meine Knie«, ächzte Devlin. »Ich denke, die Überzeugungsarbeit hat gewirkt. Gibt es sonst noch etwas, was ich über diesen Wagen wissen sollte?«
»Es ist ein gutes Auto, auch wenn Sie es als Schrottschleuder bezeichnen«, erwiderte Kate. »Immer zuverlässig. Und schnell, wenn es einigermaßen gut gelaunt und nicht gerade überladen ist.«
»Eine Autowäsche könnte nicht schaden«, stellte Devlin fest.
»Nun, dann halten Sie mal Ausschau nach einer Waschanlage«, schlug Kate vor und wünschte insgeheim, dass sie genau das getan hätte, ehe sie nach Swindon aufgebrochen war.
»Könnten wir vielleicht ein wenig Musik hören?«
»Mit anderen Worten, Sie wünschen, dass ich singe?«
»Haben Sie denn kein Radio oder Kassettengerät?«
»Doch. Beides. Aber man kann sie aus dem Auto nehmen.«
»Und?«
»Ich habe sie aus dem Auto genommen. Und dann habe ich sie zu Hause auf dem Küchentisch vergessen.«
Devlin seufzte. Kate wurde bewusst, dass sie nicht nur im Hinblick auf Konversation kläglich versagt hatte, sondern dass sie es auch an Unterhaltungsangeboten für ihren Fahrgast mangeln ließ.
»Wie lange müssen wir noch auf dieser Straße bleiben, ehe wir rechts abbiegen?«
Sie fuhren durch eine niedrige, weit gestreckte Hügellandschaft. Ab und zu durchquerten sie dichte Nebelbänke. Schließlich keuchte der Peugeot eine letzte Steigung hinauf, und sie hatten ihr Ziel, ein kleines Marktstädtchen in den Cotswolds, erreicht.
»Wirklich pittoresk«, stellte Kate beim Betrachten der alten grauen Steingemäuer und des Kirchturms an einem Ende des Marktplatzes fest.
»Scheiß Kuhdorf!«, sagte Devlin.
»Sind Sie kein Freund des Landlebens?«
»Ich hasse dieses Kaff! Ich hasse Felder, hasse Bäume, hasse kalte, saubere Luft. Und Kühe hasse ich auch. Am besten, wir erkundigen uns gleich in der Buchhandlung, wo wir untergebracht sind. Ich brauche jetzt dringend eine Zigarette, am liebsten in einer schönen, verräucherten Kneipe bei einem ordentlichen Bier. Ich habe eindeutig Entzugserscheinungen.«
»Vielen Dank, dass Sie das Kartenlesen für mich übernommen haben«, bemerkte Kate sehr betont. Der Mann erinnerte sie irgendwie an Harley. Nur, dass Harley nicht von einer auf die andere Minute von charmant auf abstoßend umschwenkte. Welches Gesicht mochte Devlin wohl für die Besitzerin der Buchhandlung aufsetzen?, überlegte Kate interessiert.
Kate folgte Devlin in den Laden. Ein schwarzer Umhang und ein breitkrempiger Hut würden ihm gut stehen, dachte sie. Und vielleicht eine Zigarre. Dann könnte er ohne weiteres die frühere Sherry-Werbung von Orson Welles übernehmen. Auf jeden Fall war er in die Rolle des Begeisterten geschlüpft. Er breitete die Arme aus, warf dabei einen Ständer mit Kochbüchern um und rief mit donnernder Stimme: »Aisling, Liebste! Wie wundervoll, Sie zu sehen!«
Mit einem Namen wie Aisling Furnavent-Lawne hätte sie eigentlich fantastisch aussehen müssen. Überhaupt war Kate bisher der Meinung gewesen, dass Leute, die in der Öffentlichkeitsarbeit tätig waren, nur eingestellt wurden, wenn sie fantastisch aussahen und eine schicke Privatschule besucht hatten.
»Oh Devlin!«, gurrte
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