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Kein Zurueck nach Oxford

Kein Zurueck nach Oxford

Titel: Kein Zurueck nach Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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nehmen, ihre gastgebenden Fans einer genaueren Überprüfung zu unterziehen.
    Die Brents, Joy und William – »nennen Sie mich einfach Bill« –, mochten etwa Ende fünfzig sein. Joys Haar wurde allmählich grau. Sie hatte glänzende blaue Augen und wirkte wie eine jener Frauen, die sich ein Leben lang von ihrem Mann hatten herumkommandieren lassen und nun vor Unternehmungsgeist geradezu platzten. Bill war weniger grau, dafür fast kahl. Joy engagierte sich vermutlich im Bereich der Wohltätigkeit. Bill schien sich auf einen gemütlichen Ruhestand zu freuen, während Joy eher unternehmerischen Herausforderungen zustrebte. In spätestens ein bis zwei Jahren würde der graue Tweed höchstwahrscheinlich blauen Nadelstreifen weichen. Bill hingegen schien geradezu prädestiniert für beigefarbene Strickjacken und gelbe Golfpullover. Joy beugte sich über den Tisch. Mit ihren im Kerzenlicht glänzenden Augen und der vorspringenden Nase sah sie aus wie ein Raubvogel, der Kate ins Visier genommen hatte.
    »Ich habe Ihnen übrigens vor einiger Zeit einen Brief geschrieben«, sagte sie.
    »Ach wirklich? Um was ging es denn?« Hatte sie den goldenen Ring etwa Joy zu verdanken?
    »Ich habe Sie auf einige kleine Irrtümer in Ihren Büchern hingewiesen. Hoffentlich nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich dachte, Sie würden es vielleicht gern wissen.«
    Falsch, Joy, ganz falsch. Kate versuchte, sich an die Briefe der letzten Wochen zu erinnern. Wahrscheinlich handelte es sich um die vielen eng mit Maschine beschriebenen Seiten, die sich mit allen möglichen Fehlern beschäftigten und mit J. M. Brent (Mrs) unterschrieben waren. Hatte sie den Brief beantwortet, ehe er in den Papierkorb wanderte? Sie hoffte es.
    »Das ist wirklich nett von Ihnen«, erwiderte sie und bemühte sich um ein freundliches Lächeln.
    »Ich hasse es, wenn die blöden Leser so etwas tun«, warf Devlin ein. Er hatte das erste Glas Wein auf einen Zug gekippt; vom zweiten war nur noch die Hälfte übrig. »Ich finde, das sind Mistkerle, die sich überall einmischen!«
    »Das finden Sie nicht!«, intervenierte Aisling, die seinen letzten Satz mitbekommen hatte. »Sie freuen sich immer, wenn einer Ihrer Leser sich die Mühe macht, Ihnen zu schreiben, Devlin.«
    »Gar nicht wahr!« Devlin schien schneller als erwartet das aufmüpfige Stadium zu erreichen. »Sie nerven, sonst nichts. Ich muss mich durch ihre langweiligen Briefe quälen und wertvolle Zeit damit vergeuden, ihnen zu antworten, mich zu bedanken und auch noch so zu tun, als hätten sie mir aus tiefster Seele gesprochen. Alles Quark! Die Typen gehen mir schlicht und ergreifend auf die Nerven.« Streitsüchtig blickte er sich um. »Mistkerle!«
    »Wir werden es uns merken«, sagte Jessie Russell. »Ich verstehe durchaus, dass Sie sich ärgern, wenn jemand Ihre harte Arbeit auseinanderpflückt. Ihre Bücher machen uns so viel Freude, dass es engstirnig wäre, sich bei Einzelheiten aufzuhalten.«
    »Sie haben verdammt Recht«, nickte Devlin.
    »Und passen Sie mit Ihrem Ärmel und der Kerze auf«, fügte Jessie hinzu, als sich der Geruch versengten Samtes unter das Aroma der Vorspeise mischte.
    »Was?«
    Jessie kippte ein Glas Wasser über Devlins Ärmel. »Besser?«, erkundigte sie sich, während sie ihn mit ihrer Serviette trockentupfte.
    Devlin starrte sie grimmig an. »Danke sehr«, sagte er, nachdem er einen auffordernden Blick von Aisling aufgefangen hatte, und stürzte den Rest seines Weins hinunter. Hatte Jessie das absichtlich getan?, überlegte Kate. Sie traute ihrem offenen, unschuldigen Lächeln nicht ganz.
    »Ich finde, Autoren führen ein ungeheuer aufregendes Leben.« Es war der Mann neben Jessie. Er sah Kate an und sagte freundlich: »Wir sind uns noch nicht vorgestellt worden. Ich heiße Jim.« Er war mit Jessie gekommen und gehörte einer Generation an, in der es als ziemlich sicher gelten konnte, dass er Mr Russell war. Er war eigentlich nicht der Grüner-Tweed-Typ, sondern gehörte eher der Cord-Fraktion an, dachte Kate. Außerdem trug er eines dieser grün und beige karierten Hemden, die man nur im Landhaus-Versand oder Secondhand bei Oxfam bekam. Strick-Krawatte. Dichtes, drahtiges, ergrauendes Haar. Schlammfarbene Augen hinter Zwei-Stärken-Gläsern. Vielleicht Anwalt. Oder Buchhalter. Jedenfalls wirkte er deutlich heiterer als Bill und zwinkerte ihr zu, als er bemerkte, dass sie ihn beobachtete. Die Ankunft des Kellners unterbrach ihre Musterung.
    »Essen! Endlich!« Devlin wartete

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