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Kein Zurueck nach Oxford

Kein Zurueck nach Oxford

Titel: Kein Zurueck nach Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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unserem Fleisch.«
    »Wer bekommt die Karamellcreme?«, fragte der Kellner in die Runde. »Und wer hatte Tiramisu bestellt?« Es dauerte einige Minuten, bis die Desserts verteilt waren.
    »Könnten Sie in Ihrer Geschichte vielleicht einige Details überspringen?«, fragte Aisling. »Ich weiß nicht, ob ich unbedingt etwas über Blutegel hören möchte, während ich meinen Nachtisch genieße.«
    »Zimperlichkeit können wir uns nicht leisten«, entgegnete Devlin. »Wir müssen uns noch durch die giftigen Riesenameisen und die Giftschlangen kämpfen.«
    »Machen Sie doch gleich bei den Drogenbaronen weiter«, schlug Kate vor. »Oder bei dem Hubschrauber, der im Tiefflug mit Maschinengewehren angriff und den treuen Miguel ins Jenseits beförderte, während Sie den LKW eine steile Klippe hinuntermanövrierten.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Devlin misstrauisch.
    »Ach, das habe ich nur so geraten.«
    Devlin ließ sich einen ordentlichen Batzen Erdbeereis auf der Zunge zergehen. »Nun gut, ich erspare Ihnen allzu konkrete Details. Aber natürlich geht damit auch ein gutes Stück Faszination verloren.«
    »Haben Sie das Versteck der Partisanen erreicht?«, fragte Jessie. »Konnten Sie Waffen und Munition unbeschadet in die Berge bringen?«
    »Wir haben es noch rechtzeitig geschafft«, sagte Devlin, »obwohl ich mich nach dem Tod des guten Miguel auf eine flüchtig gezeichnete Karte verlassen musste. Meine Männer und ich kämpften Schulter an Schulter mit den Freiheitskämpfern und brachten den Truppen des Generals eine vernichtende Niederlage bei.«
    »Toll!«, meinte Jim.
    »Wie, sagten Sie noch, war der Name des Landes?«, fragte Bill mit dem Mund voller Schokoladenkuchen.
    »Ich habe den Namen nicht genannt. Ich muss meine Freunde nach wie vor schützen, und daher schweige ich.«
    »Wie kommt es, dass Sie verfolgt werden, obwohl Sie ein Held sind?«, wollte Joy wissen.
    »Sie können sich sicher denken, was geschah, als die Generäle von meinem Einsatz erfuhren. Ich stehe ganz oben auf ihrer Liste.«
    »Wollen Sie etwa behaupten, dass die beiden Männer in Trainingsanzügen aus Südamerika kommen?«, fragte Jim.
    »Nicht ganz«, antwortete Devlin, dem die kleine geographische Veränderung entgangen war. »Aber diese Leute haben ihre Kontakte natürlich überall. Ein Anruf, ein Fax oder eine E-Mail genügen, um das Räderwerk in Bewegung zu setzen.«
    »Mit anderen Worten, bei den beiden handelt es sich um Agenten?«, hakte Jim nach. »Glauben Sie, dass man Sie – wie heißt das noch? – unschädlich machen will? Dass Sie ausgelöscht werden sollen?«
    »Ich finde das alles ungeheuer aufregend«, sagte Jessie. »Sind Sie sicher, dass Ihnen niemand hier ins Restaurant gefolgt ist? Ich habe ehrlich gesagt keine Lust, auf einem finsteren Parkplatz in den Cotswolds mit mittelamerikanischen Gangstern zusammenzutreffen.«
    Alle Blicke wandten sich unwillkürlich zur Tür, doch dort war nichts Bedrohlicheres zu erkennen als ein Kellner, der ein Schokoladeneis servierte.
    »Ich muss ständig auf der Hut sein«, sagte Devlin.
    »Kann ich mir lebhaft vorstellen«, erklärte Joy. »Wie nervenaufreibend das für Sie sein muss!«
    »Vielleicht sollten wir zusehen, dass wir unsere Unterkünfte aufsuchen, ehe sie kommen und Ihnen Daumenschrauben anlegen«, sagte Aisling.
    Bill murmelte etwas über die Unzuverlässigkeit von Künstlern, beteiligte sich aber an der Rechnung. Sie suchten ihre Mäntel zusammen und traten hinaus in die kalte Februarnacht. Devlin tapste in einer Wolke von Gauloise-Dünsten auf den BMW zu. Man rief sich Abschiedsgrüße zu, und alle verschwanden in den dunklen Tiefen des Parkplatzes.
    »Nach Hause, James«, grölte Devlin.
    »Vielleicht schläft er auf dem Rückweg ja ein«, raunte Aisling Kate zu. »Diese Geschichtenerzählerei muss dem armen Mann einiges abverlangt haben.«
    Gott sei Dank ist dieser Abend bald vorbei, dachte Kate.

    In ihrem Zimmer warf Kate einen Blick auf die Uhr. War es schon zu spät, um Andrew noch anzurufen? Irgendwie brauchte sie nach diesem Abend jemanden, der sie auf den Boden zurückholte. Andrew ging nie sehr früh schlafen – das wäre also in Ordnung. Aber war er überhaupt noch bei ihr zu Hause? Sie hoffte es. Seit ihrer Abreise dachte sie immer wieder gern an ihr kleines Haus voller Leute, an die Katze, die vermutlich auf der Bettdecke schlief, und den Hund unter dem Küchentisch. Paul, Andrew, Harley. Paul hielt sich aber vermutlich in seiner eigenen Wohnung auf.

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