Kein Zurueck nach Oxford
aufbrechen. Sie sind in einem grässlichen Zustand.«
Er hatte Recht. Wenn sie mit diesem Gefühl im Bauch losfuhr, würde sie ihren Wagen wahrscheinlich um den nächsten Laternenmast wickeln. Kate setzte sich wieder. Kim, die die Situation richtig einschätzte, brachte noch eine Kanne Kaffee.
»Tun Sie Zucker hinein«, riet sie Kate.
Kate gehorchte.
»Ich schlage vor, dass Sie Aisling anrufen und ihr erzählen, was passiert ist«, sagte Devlin. »Danach können wir in Ruhe entscheiden, wie es weitergeht. Im Ernst, jetzt nach Oxford zu brausen, halte ich nicht gerade für die beste Idee.«
Devlins Vorschlag hatte etwas. Kate trank ihren Kaffee in kleinen Schlucken. Zwar schadete das Koffein wahrscheinlich ihrem Nervenkostüm, aber der Zucker beruhigte ungemein.
»Sie bleiben jetzt hier sitzen und entspannen erst einmal«, befahl Devlin. »Ich rufe Aisling an.«
Er war so freundlich, dass Kate ihm nicht über den Weg traute. Andererseits verspürte sie eine tiefe Dankbarkeit, dass jemand das Heft in die Hand nahm, Entscheidungen traf und ihr sagte, was sie tun sollte. Zumindest bekam sie so Gelegenheit, ihre Gedanken zu sortieren. Sie ließ das Gespräch mit dem Polizisten noch einmal Revue passieren. Er hatte seinen Namen und seinen Dienstgrad genannt, doch sie war zu aufgeregt gewesen, um die Fakten zu behalten. Aber was hatte er dann gesagt?
Harley Venn hatte eine Leiche in ihrem Flur gefunden, als er morgens Dave ausführen wollte. Nein, der Tote war noch nicht identifiziert worden. Harley hatte sich nicht dazu durchringen können, die Leiche näher anzusehen, hatte der Polizei jedoch viele Informationen über die Zustände im Haus geliefert. Man würde sich freuen, wenn sie so bald wie möglich nach Oxford käme und ihnen sagen könnte, ob sie den Toten kenne.
»Ist es ein Mann oder eine Frau?«, hatte sie gefragt.
»Ein Mann.«
»Was sonst? Wie sieht er aus?«
Schweigen. »Ich fürchte, ich kann Ihnen im Augenblick nicht mehr mitteilen.«
»Warum nicht?«
»Weil mir keine weiteren Informationen vorliegen.«
»Können Sie mir wenigstens sagen, wie er gestorben ist? War es ein Herzanfall oder was?«
»Wir haben einen Arzt hinzugezogen. Sobald er seinen Bericht vorlegt, werden wir die Antwort wissen.«
Es war einfacher, ein Gespräch mit einer Steinmauer zu führen. »Wie geht es Harley?«, erkundigte sie sich.
»So weit ganz gut. Er wollte unbedingt in die Schule, also haben wir ihn gehen lassen. Er hat uns sehr geholfen.«
»Freut mich zu hören. Er ist ein feiner Kerl.«
»Das ist er. Für ein Kind seines Alters besitzt er übrigens eine außergewöhnliche Ausdrucksfähigkeit.«
Die Übungen, die Kate und Andrew mit ihm durchführten, zeigten also Ergebnisse. Kate war so stolz, als wäre Harley ihr eigener Sohn.
»Wann dürfen wir Sie in Oxford erwarten?«
»Sofort«, hatte sie geantwortet. »Ich fahre gleich los und bin so bald wie möglich da.«
Devlin kehrte in die Küche zurück.
»Ich habe mit Aisling gesprochen«, sagte er. »Wir haben auf der Karte nachgeschaut und einen Treffpunkt ausgemacht. Von dort können Sie nach Oxford weiterfahren, Aisling bringt mich nach Barnstaple.«
»Barnstaple?« Kate verstand nicht.
»Barnstaple in Devon. Die nächste Station auf unserer Reise.«
»Ach ja.«
»Keine Sorge, wir haben alles im Griff.«
»Gut. Kann ich jetzt gehen?«
»Kate, hören Sie zu!« Devlin sprach sehr langsam und deutlich. Das war gut, dachte Kate. Vielleicht verstand sie, was er sagte, wenn er langsam genug sprach. Aber im Augenblick verschwanden alle seine Worte hinter der ungeheuerlichen Tatsache, dass bei ihr zu Hause eine Leiche im Flur lag. Ob es ein Fremder war? Oder jemand, den sie kannte? Sie wagte nicht, über die Möglichkeiten nachzudenken.
»Kate«, sagte Devlin, »wir beide, Sie und ich, fahren jetzt nach Cheltenham. Aisling kommt ebenfalls dorthin. Sie braucht für die Strecke etwa zwei Stunden. Für uns sind es etwa fünfundzwanzig Meilen, also nicht einmal eine Stunde Fahrt. Wir haben sehr viel Zeit zu packen.«
»Cheltenham?«, fragte Kate schließlich. »Da bin ich schon einmal gewesen. Wo denn dort?«
» The Moathouse . Sie brauchen nicht in die Stadt hineinzufahren – es liegt am Stadtrand.«
»Das ist gut.« Allmählich machte alles wieder einen gewissen Sinn.
»Von dort aus können Sie nach Oxford weiterfahren. Sie dürften dann etwa noch eine Stunde brauchen.«
»Eine Stunde«, wiederholte Kate.
»Wenn Sie dazu in der Lage sind.«
»Und
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